Vor knapp zwei Wochen ist der Damm eines Abraumteichs einer Eisenerzmine in Mariana (Bundesstaat Minas Gerais) in Brasilien gebrochen und hat das Dorf Bento Rodrigues sowie die umliegenden Gebiete mit Schlamm und giftigem Aushub überflutet. Es ist zu befürchten, dass mehr als 20 Menschen ums Leben kamen. Durch das kontaminierte Gebiet fließt der Rio Doce, der bei den Indigenen der Ethnie der Krenák (Crenaques) seit Generationen als heilig bezeichnet wird. Laut Alexandre Sylvio Vieira da Costa, Professor für Wasserressourcen, wird es mindestens zehn Jahren dauern, biss der Fluss sein biologisches Gleichgewicht wieder erreicht hat. Demnach haben die giftigen Abfälle (hauptsächlich Eisen, Aluminium und Mangan) alle Wasserpflanzen, die den biologischen Kreislauf des Flusses bilden, vollkommen abgetötet. Inzwischen hat der Fluss eine gigantische und toxische Schlammlawine in Richtung Ostküste gewälzt, das Küstenökosystem ist in großer Gefahr.
Das brasilianische Institut für Umwelt (IBAMA) geht davon aus, dass der giftige Klärschlamm die Küstenregion am Freitag (20.) erreicht und sich bis zum Wochenende ins Meer ergießt. Bei Umweltaktivisten und Bewohnern der Region herrscht größte Sorge. Sie befürchten ein Massensterben bei Brutvögeln, Meeresschildkröten und Fischen. „Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor und befürchten gravierende Auswirkungen auf die Fischfauna und sogar den weit von der Küste entfernt liegenden Korallenriffen rund um die Inselgruppe Abrolhos vor der Küste von Bahia“, berichtet Marilene Ramos, Präsidentin der IBAMA.
Hunderte Freiwillige sind im Einsatz und versuchen eine große Anzahl von Schildkröten und deren Gelege in Sicherheit zu bringen. Auch Großtiere wie Thunfisch und Buckelwale, die bevorzugt an diesem Küstenabschnitt leben/vorbeiziehen, sind in großer Gefahr. Die Atmosphäre in den Küstenstädten ist angespannt. Bewohner demonstrieren und sind besorgt über ihre Zukunft, die von der Fischerei und vom Tourismus abhängig ist.
Wie verzweifelt die Menschen sind, wird an den Bewohnern von Regência sichtbar. Um die Fische vor der ankommenden Giftlawine zu schützen, fangen sie die Tiere aus dem Fluss und setzen sie in nahe gelegene Seen ein. Andere gehen davon aus, dass die Wasserzufuhr jederzeit unterbrochen werden kann und heben illegale Brunnen aus. Bereits vor Ankunft des toxischen Schlamms haben 96.000 Menschen seit Mittwoch (18.) kein Trinkwasser mehr, während einer Solidaritätskampagne wurden knapp 600.000 Liter Mineralwasser an die Betroffenen verteilt.
Wir schaffen das. Macht euch die Erde untertan, aber nicht so!