Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wird Brasilien von einer der drei großen Ratingsagenturen herabgestuft. Dieses Mal sinkt das südamerikanische Land bei der Kreditwürdigkeit der Agentur Fitch auf „Ramschniveau“ ab. Verloren geht damit ebenso der Investitionsgrad des von einer Wirtschafts- und Politkrise geschüttelten Landes. Erste Reaktionen an den Börsen haben bereits zu einer weiteren Abwertung der Landeswährung Real gegenüber dem US-Dollar geführt.
Innerhalb von zwei Monaten hat Fitch Brasilien zunächst auf BBB- und nun auf BB+ herabgestuft. Damit gelten aus Sicht der Agentur Investitionen in das Land als „spekulativ“ und Brasilien gilt nicht mehr als vertrauenswürdiger Schuldner. Damit nicht genug, hat die Agentur dem Land auch eine negative Note hinsichtlich der Perspektiven ausgestellt. Fitch geht für 2015 von einem Wirtschaftsrückgang von 3,7 Prozent und für 2016 von 2,5 Prozent aus.
Begründet wurde der Schritt nicht nur mit der Rezession, sondern ebenso mit der politischen Lage. Im brasilianischen Kongress wird derzeit eine Kommission zur Überprüfung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsidentin Dilma Rousseff installiert. Ihr wird vorgeworfen mit „Pedaladas“ die Konten des Staatshaushaltes geschönt zu haben.
Darüber hinaus gelingt es der Regierung Rousseffs nur schwer, die notwendigen Sparpakete und Maßnahmen zur Haushaltssanierung im Kongress durchzusetzen. Stattdessen sorgen sowohl Opposition als auch Politiker aus den Reihen der Koalitionspartner mit ihren Abstimmungen immer wieder für weitere Neuausgaben des Staates. Doch auch das eigene Haus sorgt nicht gerade für eine stabile und glaubwürdige Haushaltspolitik, indem Prognosen und Vorgaben zur Zins- und Schuldenrückzahlungen immer wieder neu angepasst werden.
Von der Ratingsagentur Standard Poor’s ist Brasilien schon im September herabgestuft worden. Bei Moody’s wird die Kreditwürdigkeit derzeit noch überprüft. Schon jetzt wird durch die bisherigen Absenkungen des Ratings befürchtet, dass es zu einem Abzug von Investitionen und weniger Neuinvestitionen kommen könnte, da viele Fonds ihre Anlagen an eine bessere Ratingstufe knüpfen.
Man kann über „rating agencies“ denken wie man will, auch ich meine, dass Bewertung eines Staates eigentlich zu deren Aufgabe gehören sollte aber ein Tröpfchen Wahrheit ist wohl in dieser Bewertung.