El Salvador hat das Jahr 2015 als gewaltsamstes seiner Geschichte beendet. Noch nie zuvor hat es so viele Todesopfer durch Gewalttaten gegeben wie im abgelaufenen Jahr. Ihre Zahl wird von Rechtsmedizindirektor (IML) Miguel Fortín Magaña in einem Reuters-Interview mit über 6.600 angegeben, während es im Vorjahr 3.912 gewesen sind. Mit der hohen Zahl an Morden wird der kleine Staat mit nur 6,4 Millionen Einwohnern zu einem der gewalttätigsten der Welt. In nur einem Jahr sind die gewaltsamen Tötungsdelikte um 70 Prozent gestiegen. Täglich sind damit im Jahr 2015 18 Männer und Frauen gewaltsam ums Leben gekommen. Verantwortlich gemacht werden für den enormen Zuwachs der Gewaltrate die gefürchteten „Pandillas Callejeras“, Jugendbanden.
Die rivalisierenden Banden „Barrio 18“ und „Mara Salvatrucha“ haben beispielsweise Dienststellen der Regierung attackiert und vor wenigen Monaten den öffentlichen Transport vier Tage lang lahmgelegt. Die Fahrer wurden gezwungen in ihren Fahrzeugen zu bleiben und etliche wurden umgebracht.
Bei Konfrontationen mit den Gangs und bei Attacken sind 62 Polizisten und 24 Militärkräfte ums Leben gekommen. Geschätzt wird, dass das Jahr 2015 mit 6.650 gewaltsam getöteten Menschen abschließen wird. Miguel Fortín Magaña spricht laut Reuters von einer wahren „Pandemie“. Auf 100.000 Einwohner kommen damit wie im südamerikanischen Staat Venezuela fast 100 Mordopfer. Die Todeszahlen übersteigen selbst die blutige Zeit während des Bürgerkriegs, bei dem zwischen 1980 und 1992 etwa 75.000 Menschen getötet wurden und 8.000 spurlos verschwunden sind.
Die Gewalt in dem zentralamerikanischen Land hat bereits zu einer Fluchtwelle geführt. Viele Frauen versuchen, mit ihren Kindern in die USA zu emigrieren.
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