Das frühere Boomland Brasilien steckt in der tiefsten Rezession seit mehr als einem Jahrhundert. Die größte Volkswirtschaft in Lateinamerika kämpft mit einer Teuerungsrate von 10,6 Prozent, selbst die legendären Karnevalsumzüge können sich viele Städte nicht mehr leisten. Die Preise für Nahrungsmittel zogen landesweit im Durchschnitt um mehr als zwölf Prozent an (Regional wesentlich höher), die Krise spürt vor allem der Einzelhandel. Vorläufige Daten der Nationalen Vereinigung für Handel „Confederação Nacional do Comércio“ (CNC) zeigen, dass im Jahr 2015 insgesamt 80.100 Filialen ihre Türen schlossen. Das Ergebnis ist eine Steigerung von 52% im Vergleich zu 2014, als 52.700 Betriebe ihre Aktivitäten einstellten. Sechs Einzelhandelsriesen (Walmart, Ponto Frio, Casas Bahia, Extra, Marisa und C&A) kündigten vor kurzem die Schließung von 153 Filialen an.
Nach Ansicht des Verbandes CNC ging die Zahl der großen Kaufhäuser in 12 Monaten (Daten bis Oktober 2015) um 9,5% zurück, ein Prozentsatz höher als die der kleinen Einzelhandelsgeschäfte (um 8,3%). Laut CNC-Ökonomin Izis Ferreira gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Umsatzentwicklung und der Schließung von Geschäften. Der Verbraucherüberschuss sank, bei gleichzeitiger Erhöhung der Kreditkosten (Anstieg der Realzinsen um rund 8%).
Einer der bedeutendsten Fälle und am stärkten von der Misere betroffen ist das Netzwerk der GPA (Grupo Pão de Açúcar). Das Einzelhandelsunternehmen mit Firmensitz in São Paulo, auch Eigentümer von Casas Bahia und Pontofrio (Verkauf von elektronischen Produkten in Geschäften und dem Internet), hat 73 Filialen geschlossen. Rund 18.000 Arbeitnehmer wurden entlassen, die Reduktion in den Filialen lag bei 11,2%. Vor zwei Wochen kündigte Walmart die Schließung von 60 Filialen an. Der Schnitt steht für mehr als 10% des Netzes von 544 Filialen bundesweit. Der Grund: schlechte Umsatzentwicklung.
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