Mario Vargas Llosa: „Fujimori wäre eine Katastrophe für Peru“

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Vargas Llosa gehört zu den schärfsten Kritikern linker lateinamerikanischer Regime (Foto: Archiv)
Datum: 29. Februar 2016
Uhrzeit: 13:11 Uhr
Leserecho: 6 Kommentare
Autor: Redaktion
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Am 10. April 2016 finden im südamerikanischen Land Peru Präsidentschafts- und Kongresswahlen statt. Es herrscht ein großer Konkurrenzkampf im dichtgedrängten Kandidatenfeld, welches durch zahlreiche altbekannte Namen geprägt und von Keiko Sofía Fujimori Higuchi angeführt wird. Die 40-jährige ist die Tochter des ehemalige Präsidenten von Peru, Alberto Fujimori und der früheren Kongressabgeordneten Susana Higuchi. Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (2010) bezeichnet eine mögliche Wahl von Fujimori zum Staatsoberhaupt der Andenrepublik als Katastrophe und Schande.

„Es wäre eine Katastrophe für Peru, wenn Keiko Fujimori zur Präsidentin gewählt werden würde“, so der 79-jährige in einem Interview. Er spielte auf den Vater von Keiko an. Alberto Fujimori verbüßt in Peru eine 25-jährige Haftstrafe. Die Richter befanden den japanischstämmigen Agrarwissenschaftler und Ex-Präsident (28. Juli 1990 bis zum 17. November 2000) für schuldig, den Tod von 25 Zivilisten sowie zwei Entführungen während seiner Amtszeit verantwortet zu haben. Die beiden Massaker, bei denen ein Killerkommando der Regierung 1991 und 1992 Unbeteiligte tötete, ereigneten sich im Zuge der Bekämpfung der Guerilla-Gruppe „Leuchtender Pfad“.

„Diese blutige und korrupte Diktatur scheint von den Wählern vergessen zu sein und dies ist eine Schande für Peru. Sie (Keiko) hat im Moment ein Drittel der Wählerstimmen und das ist eine Menge. Meine Hoffnung ist, dass es zu einer zweiten Wahlrunde kommt und ich wünsche mir, dass Ökonom Pedro Pablo Kuczynski (Peruanos Por el Kambio) diese gewinnt. Er ist ein guter und gebildeter Mensch, hat herausragende Leistungsmerkmale und war noch nie in einen Skandal verwickelt“, erklärt Lllosa.

1990 hatte sich Vargas Llosa für die FREDEMO um das peruanische Präsidentenamt beworben. Er trat für die Privatisierung von Staatseigentum und eine freie Marktwirtschaft ein. Während des Wahlkampfes galt er als Favorit und erhielt im ersten Wahlgang mit 34 Prozent die meisten Stimmen. In der Stichwahl siegte allerdings der damals noch weitgehend unbekannte Außenseiter Alberto Fujimori mit 56,5 Prozent.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    felicidad

    Fujimori hat erfolgreich den Sendero Luminoso bekämpft, was kein anderer Präsident schaffte. Alan Garcia hat in den Jahren 1985 und folgenden die Wirtschaft ruiniert und traut sich heute wieder zu kandidieren. Die Bevölkerung lernt nicht dazu oder hat einfach nur vergessen. Während Garcias Zeit gab es pausenlos Anschläge, Strom- und Wasseraufälle sowie cochebombas. Die Inflation war nahezu so hoch wie im heutigen Venezuela.
    Que viva El Peru

  2. 2
    Samuel Bauer

    Bitte immer schön bei den Fakten bleiben :

    Vargas Lloso hat nicht den Friedensnobelpreis im Jahre 2010 bekommen, sondern den Nobelpreis für Literatur. Ein kleiner, aber mehr als feiner Unterschied.
    Zum Kommentar von „felicidad“ nur folgende Anmerkung :

    Wer den Krieg Fujimoris gegen die Senderistas heute als Heldentat glorifiziert und in gleichem Atemzug Alan Garcia die Schuld gibt, zu seinerZeit hätte es nur Anschläge, Strom- und Wasserausfälle etc. gegeben, hat sich mit der damaligen historischen Situation nicht ausreichend beschäftigt. Leider ist die Wirklichkeit sehr viel komplexer. Ich empfehle zu diesem Thama hier u.a. die Lektüre von :
    „Alan Garcia, der Schuldenrebell“ von James Sievert,
    „Der leuchtende Pfad in Peru“ von Sebastian Chavez Wurm
    „Der Fisch im Wasser“ von Mario Vargas Llosa.

    Ich bin sehr gespannt auf das neuste Werk von Vargas Llose zur Präsidentschaft von Fujimori.
    Die Gefahr, das Keiko Fujimori als Präsidäntin für Peru eine Kathastrophe werden könnte, halte ich ich allerdings auch für leider realistisch.

  3. 3
    felicidad

    Hallo Herr Bauer, ich habe Fujumori nicht glorifiziert sondern lediglich eine Tatsache geschildert.
    Im übrigen habe ich die Zeit 1983-1988 in Lima hautnah miterlebt.
    Ich empfehle Wikipedia zum Lebenslauf Alan Garcias, auch wenn man Wiki nicht alles glauben darf. Die Schilderung dort ist aber absolut korrekt.

    Es gehört nicht zur feinen Art, in einem Kommentar andere Kommentatoren Vorhaltungen irgendwelcher Art zu machen (Beschäftigung mit damaliger historischer Situation).

    Welche lateinamerikanischen Länder haben Sie bereist oder dort auch eine Zeit verbracht?
    Kommen Sie aus den USA?
    Na, ich bin schon jetzt gespannt auf Ihren Kommentar.

  4. 4
    Samuel Bauer

    Sehr geehrte, sehr geehrter „felicidad“,

    da Sie ja unter einem „Decknamen“ ihre Kommentare abgeben, habe ich noch nicht einmal die Möglichkeit Sie korrekt anzusprechen. Finde ich sehr schade. Nun zu Ihren Fragen bzw. Anmerkungen.
    Ich bereise Peru seit 1981 regelmäßig. in diesen 35 Jahren war ich rd. 20 mal in diesem Land. Aktuell wieder im Juni diesen Jahres. Ich bin seit 34 Jahren mit einer Peruanerin verheiratet, habe jede Menge Verwandschaft dort, verfüge über beste Kontakte zu vielen Menschen in Peru, habe in der Nähe von Chiclayo ein Schulprojekt mit Mitteln von Freunden im Jahre 2010 realisiert , habe viele Freunde in diesem Land, die unterschiedlichste Projekte u.a. auch durch die GTZ gefördert, begleitet haben usw. usw.
    Also ich kenne das Land auch meiner Sicht sehr, sehr gut.
    Bin ständig dabei, mich über die innenpolitische Lage auf dem laufenden zu halten.
    Darüber hinaus kenne ich nicht nur Peru, sondern habe mit Ausnahme von Uruguay und Pagaguay alle Länder Südamerikas bereist.
    Neben Peru halte ich mich darüber hinaus für einen sehr guten Kenner Venezuelas. Ich komme nicht aus den USA, sondern bin stinknormaler Hamburger.
    Damit will ich es bewenden lassen und werde auch nicht weiter kommentieren.

  5. 5
    felicidad

    Sehr geehrter Herr Bauer,

    ich bedanke mich sehr für Ihre Offenheit und Schilderung eines Teils Ihres ganz persönlichen Lebens. Es spricht von viel Lebenserfahrung.

    Ich würde mich freuen, wenn Sie Lust hätten, mich einmal unter meiner mailadresse zu kontaktieren. Es interessiert mich sehr, wie es innenpolitisch weitergeht mit Peru und da haben Sie ja viel bessere Möglichkeiten als ich.
    Meinen Glückwunsch, daß Sie eine Peruanerin erobert und geehelicht haben.
    Auch Ihre Kenntnisse zu Venezuela interessieren mich sehr. Da läuft vieles ganz verkehrt meine ich, denn der Hugo Chavez hatte ja eine Menge auf den Weg gebracht für sein Volk.

    Also hier kommt meine mail: nana.schemke@yahoo.de und ich heiße Nana.

    Einen schönen gemütlichen Abendgruß aus Hamburg
    NANA

    Auch zu Venezuela würd ich mich über Ihre Infos se

  6. 6
    James Siever

    Zunächst mal bedanke ich mich für die freundliche Erwähnung meines Buches „Alan García. Der Schuldenrebell“ in Herrn Bauers Kommentar. Zu „felicidad“ folgende Anmerkung: sicher hat Alan García während seiner ersten Präsidentschaft 1985 – 1990 schwerwiegende Fehler begangen, Perus Wirtschaft war aber schon von seinen Vorgängern, insbesondere von dem von 1968 bis 1980 regierenden Militärregime runiniert worden. Er hatte 1985 bereits ein wirtschaftlich runiniertes Land übernommen und ist mit seinen Versuchen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, v.a. auch an der lateinamerikanischen Schuldenkrise der zweiten Hälfte der 1980er Jahre gescheitert. In seiner zweiten Amtszeit als Präsident von 2006 bis 2011 hat er jedenfalls nicht schlecht regiert. Peru hatte in dieser Zeit die längste und nachhaltigste wirtschaftliche Wachstumsphase seiner jüngeren Geschichte. Ich glaube daher, dass mit ihm bei der anstehenden Wahl durchaus wieder zu rechnen ist. Die besten Chancen auf den Sieg hat aber so wie es aussieht Keiko. Ich glaube auch nicht, dass sie als Präsidentin „eine Katastrophe werden könnte“, wie Herr Bauer schreibt. An der derzeitigen eher liberalen und investorenfreundlichen Wirtschaftspolitik, die Peru seit der Präsidentschaft ihres Vaters verfolgt, wird sie sicherlich nichts ändern. Im übrigen könnte sie bei den Wahlen von der Popularität, die ihr Vater v.a. im Hochland bei der indianischen Bevölkerung immer noch hat, profitieren. Es wird am 10. April jedenfalls spannend, wie immer in Peru.

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