Humanitäre Notlage und Nahrungsdiskriminierung in Venezuela: Bevölkerung plündert Supermärkte

lebensmittelbeutel

Lebensmittelbeutel mit Inhalt : 2 Kilo Nudeln, 2 Kilo Maismehl, 2 Kilo Reis, 1 Kilo schwarze Bohnen, 1 Kilo Salz, 1 Liter Öl, 1 kleine Dose Sardinen und 1 kleine Dose Thunfisch. Kosten: 2.850 Bolívares/Mindestlohn 15.051 Bolívares (Foto: Latinapress)
Datum: 06. Juni 2016
Uhrzeit: 14:25 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Seit Monaten gibt es im südamerikanischen Land Venezuela keine Nahrungsmittel und Medikamente in ausreichender Menge. Täglich kommt es landesweit zu Protesten gegen die Regierung, die notleidende Bevölkerung plündert Supermärkte und staatliche Verteilerzentren. Nachdem es vor wenigen Tagen in der Hauptstadt Caracas zu spontanen Protestaktionen gekommen war (paramilitärische Gruppen „beschlagnahmten“ einen Lastwagen voller Lebensmittel vor den Augen von Leuten, die über fünf Stunden in der Schlange gestanden hatten), stürmten aufgebrachte Menschen am Wochenende in mehreren Bundesstaaten verschiedene Supermärkte. Präsident Maduro zieht sich derweil mit einem neuen Nahrungsmittel-Verteilungssystem den Zorn der Bevölkerung zu. „Nachbarschaftskomitees“ versorgen die Bevölkerung direkt mit Grundnahrungsmitteln – ein aussichtsloses Unterfangen im durch und durch korrupten Mafiastaat.

hunger

supermarkt

Für „Lebensmittelbeutel“ (alle 15 Tage) mussten 2.850 Bolívares gezahlt werden (unabhängig von der im Haushalt lebenden Personenzahl). Über ein staatliches Verteilungssystem, angekündigt als „Revolution des Vertriebssystems“, sollen dadurch rund 33.000 Tonnen Lebensmittel verteilt worden. Laut dem in einem Paralleluniversum lebenden Maduro soll damit der parasitäre, spekulative und kriminelle Kapitalismus unterwandert werden. In der Realität bedeutet dies allerdings, dass zahlreiche Haushalte bereits die „Lebensmittelbeutel“ bezahlt haben – die Pakete wurden allerdings nicht ausgeliefert. Parteibuchträger des Regimes genießen einen bevorzugten Status, Lastwagen mit Nahrung werden „umgeleitet“ und verschwinden auf „Nimmerwiedersehen“. Das Gespenst eines erneuten „Caracazo“, wie der blutig niedergeschlagene Volksaufstand von 1989 heißt, schwebt wie ein Damoklesschwert über Venezuela.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Leider kein Kommentar vorhanden!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!