Seit Monaten gibt es im südamerikanischen Land Venezuela keine Nahrungsmittel und Medikamente in ausreichender Menge. Täglich kommt es landesweit zu Protesten gegen die Regierung, die notleidende Bevölkerung plündert Supermärkte und staatliche Verteilerzentren. Nachdem es vor wenigen Tagen in der Hauptstadt Caracas zu spontanen Protestaktionen gekommen war (paramilitärische Gruppen „beschlagnahmten“ einen Lastwagen voller Lebensmittel vor den Augen von Leuten, die über fünf Stunden in der Schlange gestanden hatten), stürmten aufgebrachte Menschen am Wochenende in mehreren Bundesstaaten verschiedene Supermärkte. Präsident Maduro zieht sich derweil mit einem neuen Nahrungsmittel-Verteilungssystem den Zorn der Bevölkerung zu. „Nachbarschaftskomitees“ versorgen die Bevölkerung direkt mit Grundnahrungsmitteln – ein aussichtsloses Unterfangen im durch und durch korrupten Mafiastaat.
Für „Lebensmittelbeutel“ (alle 15 Tage) mussten 2.850 Bolívares gezahlt werden (unabhängig von der im Haushalt lebenden Personenzahl). Über ein staatliches Verteilungssystem, angekündigt als „Revolution des Vertriebssystems“, sollen dadurch rund 33.000 Tonnen Lebensmittel verteilt worden. Laut dem in einem Paralleluniversum lebenden Maduro soll damit der parasitäre, spekulative und kriminelle Kapitalismus unterwandert werden. In der Realität bedeutet dies allerdings, dass zahlreiche Haushalte bereits die „Lebensmittelbeutel“ bezahlt haben – die Pakete wurden allerdings nicht ausgeliefert. Parteibuchträger des Regimes genießen einen bevorzugten Status, Lastwagen mit Nahrung werden „umgeleitet“ und verschwinden auf „Nimmerwiedersehen“. Das Gespenst eines erneuten „Caracazo“, wie der blutig niedergeschlagene Volksaufstand von 1989 heißt, schwebt wie ein Damoklesschwert über Venezuela.
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