Politik und Sport bilden unheilvolle Allianzen, wenn es darum geht, größenwahnsinnige Phantasien von Herrschern jedweder Couleur in die Tat umzusetzen. Olympia im Kaukasus, Fußball-WM in Katar, die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Der olympische Gedanke ist schon längst durch undurchsichtige Vergabepraktiken des IOC, durch Korruption und Kommerz, pures Spektakel oder den politischen Missbrauch der Spiele – wie zuletzt in Peking (2008) oder bei den Winterspielen in Sotschi (2014) – getrübt. Olympische Spiele 2016 und Fußball-WM 2014 sollten Brasilien boomen lassen, das Gegenteil ist der Fall. Die Regierungen von Dilma Rousseff und ihres Vorgängers Luiz Inácio „Lula“ da Silva ließen sich die Fußball-WM mehr als acht Milliarden Euro kosten, die Olympischen und Paralympischen Spiele kosten dem „ewigen Schwellenland“ mindestens elf Milliarden Euro (unabhängige Schätzungen gehen von bis zu 18 Milliarden aus).
Bei der gewaltige Summe, mit der unzählige Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen hätten gebaut werden können, wird oft das Leid der Bevölkerung vergessen. Nach Angaben des Basiskomitees WM und Olympia wurden zur Realisierung der beiden Mega-Sport-Ereignisse weit über 10.000 Personen aus ihren Vierteln rund um die Sportstätten vertrieben. Menschen, die sich der Zwangsräumung widersetzten, wurden von staatlichen Sicherheitskräften aus ihren Behausungen geprügelt. Der Olympiazirkus ist Synonym und Symptom einer unwirtschaftlichen, unsozialen Politik, die nicht auf den nachhaltigen Aufbau der Stadt Rio de Janeiro setzt.
Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk „Terre des Hommes“ (Erde der Menschen) versucht mit dem Dokumentarfilm „The Fighter“ die versteckte/verborgene Realität der Olympischen Spiele in Rio zu zeigen. Die Geschichte der 12-jährigen Naomy zeigt ein Mädchen, das zusammen mit seiner Familie den Räumungsversuchen durch die Regierung widerstanden hat – auch wenn die Bulldozer ihre Häuser zu Staub und Schmutz zermalmten.
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