Nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg unterzeichnen die kolumbianische Regierung und die FARC-Rebellen am Montag (26.) den Friedensvertrag. Das letzte Wort über einen endgültigen Frieden haben die Kolumbianer in einer Volksabstimmung. Zur Unterzeichnung in der Hafenstadt Cartagena de Indias werden Staatsoberhäupter und hochrangige Regierungsvertreter aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kuba, Mexiko, Panama, Paraguay, Peru, Spanien, der Schweiz und Venezuela erwartet – ebenfalls der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan. Die kolumbianische Regierung und die FARC möchten ein Originalexemplar des Schlussabkommens beim Schweizer Bundesrat hinterlegen. Auf diese Weise wollen die Parteien der Bedeutung des Dokuments als Spezialabkommen im Rahmen der Genfer Konventionen Rechnung tragen. Der Bundesrat hat sich bereit erklärt, das Abkommen aufzubewahren. Damit übernimmt die Schweiz allerdings keinerlei Verantwortung für die Umsetzung des Abkommens. Kurz vor Unterzeichnung des Dokuments sprüht Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos, der zum ernsthaften Kandidaten des diesjährigen Friedensnobelpreises werden dürfte, vor Euphorie und Optimismus.
Cartagena de Indias ist eine Stadt an der Karibikküste Kolumbiens und die Hauptstadt des Departamentos Bolívar. Der Name der Stadt stammt von der spanischen Stadt Cartagena, im Umkreis wurden zu großen Teilen der Bud-Spencer-Film Banana Joe gedreht. Tritt der Friedensvertrag in Kraft, wird die Millionen-Metropole nach Meinung von Santos zur wichtigsten touristischen Destination im südamerikanischen Land. Für ganz Kolumbien wird ein Wirtschaftswachstum prognostiziert, das einen zusätzlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Jahr zwischen 1,1 und 1,9 Prozent generieren soll. Zusätzlich geht die Regierung von einer Expansion des Einzelhandels und der Industrie von 20 Prozent aus, einer Steigerung des Tourismus von 30 Prozent und einem Anstieg der Exporte von 12 Prozent. Schätzungen projizieren eine Verdreifachung der ausländischen Kapitalströme. Demnach würde das Land bis 2024 über 36 Milliarden US-Dollar an ausländischen Direktinvestitionen erhalten, die Exporte von Waren und Dienstleistungen könnten 61,37 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Sektor Tourismus soll 300.000 neue Arbeitsplätze schaffen, die Zahl der ausländischen Besucher auf über fünf Millionen ansteigen.
Deutschlands Außenminister Steinmeier gab anlässlich der heutigen Unterzeichnung des Friedensabkommens in Kolumbien bekannt:
„Kolumbien schreibt heute Geschichte! Mit dem Friedensabkommen beweisen die Konfliktparteien, dass Frieden möglich ist – auch nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit über 300.000 Toten und Millionen Vertriebenen. Das ist ein Grund zur Freude – für die Menschen in Kolumbien und für die ganze Welt. Und es macht Mut für andere auch unlösbar erscheinende gewaltsame Konflikte. Zum Ziel geführt haben fester politischer Wille, Kompromissbereitschaft, diplomatische Beharrlichkeit und eine wache, engagierte Zivilgesellschaft. Jetzt haben es die kolumbianischen Wählerinnen und Wähler in der Hand, mit ihrer Stimme dem Friedensschluss eine Chance zu geben.
Wir werden uns auch weiter für Frieden in Kolumbien einsetzen, etwa im Bereich Übergangsjustiz und Versöhnung. In der Postkonflikt-Phase wird schnelle Unterstützung gefragt sein, um besonders vom Konflikt betroffene Gebiete zu stabilisieren. Hierfür wurde eigens ein Treuhandfonds der UN eingerichtet, an dem wir uns jetzt schon mit einem Betrag von zwei Millionen Euro
beteiligen“.
Nach der Studie „Kosten des Krieges in Kolumbien“, veröffentlicht durch das Institut „Estudios para el Desarrollo y la Paz“ belaufen sich die Kriegskosten seit 1964 auf rund 179 Milliarden US-Dollar.
Glückwunsch Kolumbien und alles Gute bei der Umsetzung. Ist wahrscheinlich noch ein langer steiniger Weg, aber ein Anfang ist gemacht. SUPER!!!
Nun, die Kolumbianer haben ihre eigene Meinung zum „Frieden mit der FARC“ und diese in ihrer Volksabstimmung zum Ausdruck gebracht. Damit haben sie auch Steinmeier & Co. eine saftige Ohrfeige erteilt. Bravo!