Nachruf zum Tod eines Diktators: Was Fidel Castro für die Kubaner bedeutet

castro

Der Tod des Diktators hat international gemischte Reaktionen ausgelöst (Foto: ScreenshotTV)
Datum: 29. November 2016
Uhrzeit: 16:27 Uhr
Leserecho: 10 Kommentare
Autor: Redaktion
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Als Comandante Fidel Alejandro Castro Ruz mit seinen Revolutionären im Jahr 1959 über die korrupte Batista-Diktatur gesiegt hatte, versprach er den Kubanern „Freie Wahlen für ein freies Volk“. Wie so viele seiner politischen Versprechen und Ankündigungen entpuppte sich dies schon bald als billige Propaganda. Stattdessen begann direkt nach dem Machtwechsel die Verfolgung der kubanischen Opposition und aller Menschen, die sich nicht gleichschalten lassen wollten. Systematische Unterdrückung, Bedrohung, Gefängnis, Mord und Folter durch die Schergen Castros machten auch vor denen nicht halt, die zuvor gemeinsam mit ihm für die Befreiung von Batista gekämpft hatten. Eines der prominentesten Beispiele dafür ist der sozialdemokratisch orientierte Comandante Huber Matos, der erst wegen „revisionistischer Abweichung“ zum Tode verurteilt und dann für 20 Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde.

Gestützt auf Armee und Partei installierte der bärtige, stets uniformierte und gewaltbereite Fidel Castro eine Diktatur, deren Markenzeichen die Ablehnung des pluralistischen westlichen Demokratiemodells und der Menschenrechte, die Militarisierung der kubanischen Gesellschaft sowie die enge Verbundenheit mit dem Sowjetkommunismus waren. Aufgrund seines Misstrauens gegen die internationalen Märkte und die Privatwirtschaft, sowie infolge immer wieder misslungener planwirtschaftlicher Experimente, hat Castro sein Land ruiniert.

Was die Kubaner von Fidel Castro bekamen, war ständige Propaganda für den Sozialismus und gegen den Westen. Doch die meisten Kubaner sehnten sich nach einer Verbesserung ihres Lebens und nach Freiheit. Viele waren dafür sogar bereit, unter Lebensgefahr von der Insel zu fliehen. Tausende von Familien wurden getrennt, Kinder verloren ihre Eltern.

47 Jahre lang verkörperte Fidel Castro, der als „Máximo Líder“ (Oberster Führer) bereits zu Lebzeiten einen Personenkult um sich selbst pflegte, wie man ihn sonst nur aus Nordkorea kennt, den totalitären „Socialismo Tropical“ auf der Karibikinsel. Danach inthronisierte er im Jahr 2006 aus gesundheitlichen Gründen seinen „kleinen“ Bruder Raúl für das politische Tagesgeschäft. Der kranke „große Bruder“, behielt aber als „Graue Eminenz“ immer die Fäden in der Hand.

Fidel Castros Schlachtruf „Socialismo o muerte“ (Sozialismus oder Tod) hat unter Raúl Castro seine Gültigkeit nie verloren. Wenn Fidel Castro am 4. Dezember zu Grabe getragen wird, bedeutet dies noch lange nicht, dass auch die von ihm geschaffene Diktatur beerdigt wird. Denn solange die Castro-Familie und ihr Netzwerk in Armee und Kommunistischer Partei die Macht besitzt, ihre totalitäre Politik fortzusetzen, werden politische Gefangene, Gewalt gegen Andersdenkende und die Einparteiendiktatur weiterhin Markenzeichen Kubas bleiben.

Mit freundlicher Genehmigung: Martin Lessenthin, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

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  1. 1
    Martin Bauer

    Und völlig verblödete Kreaturen in Europa verleihen dem Präsidenten von Kolumbien Santos den Friedensnobelpreis dafür, dass er einem der „revolutionären Arme“ Havannas auf dem Kontinent, die FARC, politische Macht und Straffreiheit für bestialische Verbrechen zu verschaffen versucht. Ohne bestimmte gewissenlose Kräfte in Mittel- und Nordeuropa wäre der ganze menschenverachtende, imperialistische Kommunistenspuk schon lange aus der westlichen Hemisphäre verschwunden und auf China, Nord Korea und Vietnam beschränkt.

    • 1.1
      Bono

      Santos will den Krieg beenden und das ist gut so!!! Das hat mit Kuba nichst zu tun, außer das dort die Verhandlungen geführt wurden. Was hat den Uribe gemacht? Schickt rechte Paramilitärs los und setzt Kopfgelder für getötete FARC Rebellen aus. Wissen Sie was dann abgelaufen ist. Die Leute wurden einfach abgeschlachtet, ihnen dann eine FARC Uniform über gezogen, um sich dann das Kopfgeld abzuholen. Das ist keinen Deu besser, als die Verbrechen der FARC. Die Welt braucht moderate Kräfte in der Macht, die nach konstruktiven Lösungen suchen und sich für Frieden einsetzten. Keine verbohrten Castros, Uribe, Maduro, Putin usw.
      Kolumbien hat jetzt 60 Jahre Bürgerkrieg und es ist höchste Zeit diesen zu beenden. Das heißt aber auch, sich mit seinen politischen Gegnern auseinander zu setzen, und das geht nur im Dialog.
      Ich finde, Santos hat den Friedensnobelpreis absolut verdient und hoffe, der Spuk hat endlich mal ein Ende.
      Das Kolumbien einen Weg wie Venezuela einschlagen wird, halte ich für sehr Unwahrscheinlich. Dafür hat Chavez und der Esel schon gesorgt.

      • 1.1.1
        Annaconda

        @Bono Im Prinzip haben sie schon recht,leider war aber eben dieser Herr Santos Verteidigungsminister,in jenem Moment als diese Kopfgeldmassaker in Kolumbien stattfanden.Also hatte er mindestens wenn nicht noch mehr Verantwortung an dieser bedauerlichen Episode.Deshalb vertraue ich diesem Herrn nicht besonders und der Farc noch weniger.Und warum musste Kuba der Verhandlungsort sein?Eine Diktatur als Friedensgarant?Und ausgerechnet Venezuela als Mittler.Das sind schon sehr viele „Schönheitsfehler “ im Friedensvertrag.Zu hoffen ist allerdings,dass das abschreckende Beispiel Venezuela Wirkung zeigt.Und der Spuk hat leider noch kein Ende,die Farc operieren dann gewisse Machenschaften ,wie Entführungen und Drogenhandel von venezolanischem Territorium aus.Oder übergeben Waffen und Guerrilleros einfach an die ELN.Der mehr als unperfekte Friedensvertrag von Santos ist allenfalls als ein Anfang zu sehen.Zu hoffen ist es natürlich für Kolumbien dass es funktioniert.

      • 1.1.2
        Martin Bauer

        1) Es ist Fakt, dass die FARC von Fidel Castros Leuten ins Leben gerufen und von ihm gesteuert wurde. Dieser direkte Draht und die Gemeinsamkeit der Interessen (politische Macht und Vertrieb von Drogen) ist bis heute intakt. Längst ist Havanna das strategische Schaltzentrum der Drogenströme von Bolivien, Kolumbien und Venezuela über Mittelamerika, die Karibik in die USA und Europa. Die FARC, ELN und Maduro und dessen von ihnen total kontrollierten Militärs gehören dabei zu Kubas wichtigsten Werkzeugen. Santos schickt sich an, ein weiteres zu werden.

        2) Ich sehe in Kolumbien keinen Bürgerkrieg, denn ein solcher setzt zwei Gruppen des selben Volkes voraus, die sich bekriegen. Vielmehr kämpft hier ein feindliches Land (Kuba), vertreten durch eine Terror-Orgarnisation, gegen das kolumbianische Volk und dessen Regierung.

        3) Erste Anzeichen dafür, dass Santos gegen die Interessen seines Landes aber im Sinne von Kuba handelt, zeigten sich schon vor Jahren, als er die Geburtsurkunde von Maduro als „Staatsgeheimnis“ unter Verschluss nahm. Inzwischen ist er als Landesverräter längst enttarnt. Die Mehrheit der Kolumbianer weiss das, eine grosse Zahl von Venezolanern ebenfalls.

        4) Unabhängig von anderen Gesichtspunkten hat niemand das Recht, wem auch immer, Parlamentssitze zuzusprechen, ohne jegliches Wählermandat. Genau das hat Santos mit Vertretern der FARC vor. Dann sässen Castros Leute direkt im Parlament!

        5) Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Santos ist ein Skandal und ein Schlag ins Gesicht des kolumbianischen Volkes, welches gegen die Pläne von Santos votiert hat.

        6) Bei allem Respekt, Bono, zu glauben, Havanna sei ein neutraler Verhandlungsort, so etwa wie Genf, und das Mitwirken von Raúl Castro und Nicolas Maduro an einem Vertrag (an welchem auch immer) könnte etwas Gutes in Sinn haben, ist schon etwas naiv.

      • 1.1.3
        Annaconda

        @Martin Bauer da haben sie es auf den Punkt gebracht,danke erspart weitere Schreibarbeit.Den 6 Punkten ist nur noch hinzuzufügen,dass man durch diese realistische Betrachtung nicht automatisch pro Uribe oder gar gegen Frieden sei(jedenfalls was mich anbetrifft).Aber das Bermudadreieck nämlich Castro-Farc-Chavez hat schon mehere unachtsame abendländische Schiffe versenkt.

      • 1.1.4
        Martin Bauer

        Annaconda, Ihren Ergänzungen kann ich mich nur anschliessen.

  2. Ich hoffe,der kubanischen Regierung wird es nicht gelingen Kolumbien in ein zweites Venezuela zu verwandeln.Aber das marode Kuba kann schon lange nicht mehr existieren ohne andere Länder auszusaugen.Ein Vampir weniger.Der Westen hat immer den Castroclan falsch eingeschätzt und unterschätzt in geradezu naiver Verantwortungslosigkeit .Die Castros sind/waren Meister in Manipulation und Intrigen.Und hoffentlich lassen sie sich nicht von Raul Castro täuschen,dessen Aspekt einer alten harmlosen Schildkröte, ist eine ideale Verkleidung.

  3. 3
    Gringo

    Vorsicht!!!!
    Mit Venezuela hat es auch geklappt.

  4. 4
    Bono

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und natürlich ist Papier geduldig. Was ich hier in der deutschen und auch bein unseren europäischen Nachbarn in der Presse zu diesem Thema lese, ist jedenfalls positiv. So soll die Entwaffnug z.B. unter Aufsicht von Blauhelmen geschehen. Die 5 Mandate nur für 2 Jahre zugesichert werden. Auf jeden Fall ist es doch jede Anstrengung wert, diesem Scheiß mal ein Ende zusetzen. Die Venezolaner sind leider damals einem Rattenfänger auf den Leim gegangen, wie wir deutschen seinerzeit uns Adolf. So dumm sind die Kolumbianer hoffentlich nicht. Ich sehe als größtes Problem darin, den Drogensumpf auszutroknen. Vielleicht muss man den Dreck einfach legalisieren um so dem Geschäfft die Grundlage zu entziehen.
    Drücke den Kolumbianern fest die Daumen, dass dies ein Durchbruch aus der Spirale der Gewalt wird.
    War letzten Winter dort. Tolles Land.

    • 4.1
      Martin Bauer

      Solange Venezuela ein sicheres Rückzugsgebiet der FARC ist mit voller Unterstützung der von Kuba kontrollierten venezolanischen Regierung, gibt es keine Hoffnung.

      Politische Mandate an die FARC sind verfassungswidrig. Genauso gut könnte man dem IS ein paar Sitze im Bundestag schenken, unter der Auflage, vorher Waffen beim nächsten Polizeirevier abzuliefern.

      Der gesamte „Friedensprozess“ in Kolumbien ist ein zum Himmel stinkender Landesverrat, der nur den Feinden des Landes hilft, nicht aber dem kolumbianischen Volk.

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