Handelsübliche Grillkohle: Auf Regenwald gegrillt

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Deutschland ist mit 250.000 Tonnen der größte Holzkohleverbraucher in der EU (Foto: Ministeriosaude)
Datum: 22. August 2017
Uhrzeit: 15:37 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Wer würde wissentlich tropischen Regenwald verfeuern, um ein paar Würstchen zu grillen? Leider können Grillfreunde dies nicht sicher ausschließen, wie eine aktuelle WWF-Marktanalyse handelsüblicher Grillkohlen belegt: Insgesamt wiesen 80 Prozent der getesteten Produkte Auffälligkeiten wie falsch deklarierte Holzarten auf. In 40 Prozent der Grillkohlen fanden die Umweltschützer sogar tropische Hölzer. Skandalöser Spitzenreiter der Verbrauchertäuschung war eine Grillkohle, die mit dem Aufdruck „kein Tropenholz“ warb, laut Laboranalyse jedoch ausschließlich aus solchem bestand. In mehreren Kohlesäcken wurden auch Ulme, Padouk und Bongossi gefunden – allesamt Holzarten, die vom Aussterben bedroht sind.

„Die Testergebnisse sind erschütternd. Die Holzkohlebranche scheint nach wie vor rücksichtslos alles zu verkohlen, was sie als billigen Rohstoff in die Finger bekommt. Die vielen Tropenholzfunde sind besonders schockierend. Wenn die Regenwälder beim Grillfest in Rauch aufgehen, befeuert das Artenverlust und die Klimakatastrophe. Die Branche muss schleunigst umdenken“, kritisiert Johannes Zahnen, Holzexperte des WWF Deutschland. Er fordert darüber hinaus, dass alle Holz- und Papierprodukte von der Europäischen Holzhandelsverordnung (EUTR) erfasst und dann auch kontrolliert werden. Grillkohle ist davon wie eine Reihe anderer Produkte bisher ausgenommen.

„Jeder Holzhändler hat die Pflicht, die Holzarten und genaue Herkunft seiner Ware zu kennen und deren Legalität zu garantieren – das muss auch für Holzkohle gelten. Dem Wald ist egal, ob er für Tische, Stühle oder Holzkohle zerstört wird. Ohne strenge Kontrollen und spürbare Strafen bekommt die Branche das Problem offensichtlich nicht in den Griff. Holzkohle auf dem deutschen Markt stammt schließlich aus Hochrisikoländern für illegale Rodungen und Raubbau“, so Zahnen. Deutschland ist mit 250.000 Tonnen der größte Holzkohleverbraucher in der EU. Eigene Produktion findet jedoch kaum statt, stattdessen wird die Kohle vor allem aus Polen, Paraguay, Nigeria und der Ukraine importiert.

Auch Grillkohlen mit Zertifizierung waren im Test auffällig, das heißt sie enthielten auch nicht oder falsch deklarierte Hölzer. Tropenholz wurde bei FSC- und PEFC-zertifizierten Produkten jedoch nicht gefunden. „Die Tests haben dringenden Nachholbedarf bei der Zertifizierung aufgezeigt. Die Zertifizierer müssen zügig aufklären, wie andere Hölzer als angegeben in die Produkte gelangen konnten. Solche Pannen dürfen nicht mehr vorkommen. FSC und PEFC sollten zudem vermehrt forensische Methoden zur Kontrolle einsetzen und Verstöße klar sanktionieren“, fordert WWF-Holzexperte Zahnen. Trotz gezeigter Schwächen biete das FSC-Siegel Verbrauchern, die beim Grillen nicht auf Holzkohle verzichten wollen, eine erste Orientierung. Ansonsten rät Johannes Zahnen zu einem Wechsel der Hardware: „Fürs ökologische Grillen empfiehlt sich alternativ ein Gas- oder Elektrogrill. Dabei bleiben die Risiken von Wald und Klimazerstörung deutlich geringer.“

Für den Marktcheck hat der WWF 20 Grillkohlen mit und ohne Holz-Zertifikat aus Tankstellen, Baumärkten, Supermärkten und Discountern mit forensischen Methoden testen lassen.

Holzkohle-Marktanalyse

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