Anlässlich des Welternährungstages am Montag weist die Menschenrechtsorganisation FIAN auf die anhaltenden systematischen Menschenrechtsverletzungen an Kleinbauern und anderen Kleinproduzenten im Lebensmittelsektor hin. Als Folge sind Kleinbauern überdurchschnittlich von Hunger betroffen, obwohl sie rund 70 % aller Nahrungsmittel weltweit herstellen. FIAN fordert die Bundesregierung auf, national und international die Rechte von Kleinbauern zu stärken. Dieses Ziel verfolgt der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen mit der geplanten „Internationalen Erklärung der Rechte von Kleinbauern und anderen Menschen, die im ländlichen Raum arbeiten“.
Trotz Rekordernten und gefüllter Nahrungsmittelspeicher ist die Zahl der Hungernden im vergangenen Jahr auf 815 Millionen Menschen gestiegen. Etwa 80 Prozent der Hungernden leben in ländlichen Räumen. Neben bewaffneten Konflikten und Klimawandel sind systematische Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen ländlicher Bevölkerungsgruppen die wesentlichen Gründe dafür. „Dass sich trotz zunehmender Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln pro Kopf die Zahl der Hungernden seit Jahrzehnten kaum verringert hat, weist darauf hin, dass die wesentlichen Ursachen in systematischen Diskriminierungen beim Zugang zu Nahrung und Ressourcen zum Nahrungsmittelanbau liegen“, erklärt FIAN-Referentin Gertrud Falk. „Kleinbauern werden weltweit in fast allen Ländern von der Politik benachteiligt. Deshalb brauchen wir die Internationale Erklärung der Rechte von Kleinbauern, die seit 2012 im UN-Menschenrechtsrat erarbeitet wird.“
Beispiele für Diskriminierungen von Kleinbauern sind die Agrarpolitik der Europäischen Union, von deren Förderung vor allem die Agrarindustrie profitiert, die internationalen Regeln für Saatgutrechte, welche Züchter gegenüber Kleinbauern bevorteilen, sowie die zunehmende Landnahme durch Regierungen und Agrarkonzerne. Damit verbunden ist der Verlust der Arten- und Nahrungsvielfalt: seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind durch die Industrialisierung der Landwirtschaft rund 75 Prozent der Sortenvielfalt verloren gegangen.
„Besonders schwerwiegend sind die Folgen von Diskriminierungen in Ländern des Globalen Südens, wo Kleinbauern oft keinen Zugang zu Medien und Justiz haben, um auf die Verletzungen ihres Rechts auf Nahrung hinzuweisen und Wiedergutmachung einzufordern“, erläutert Falk. „Ihre Proteste werden oft von staatlichen und privaten Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen. Aber ohne kleinbäuerlichen Anbau wäre der weltweite Hunger noch deutlich größer. Es liegt daher im Interesse aller, kleinbäuerliche Rechte zu stärken“.
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