Mehr als 12.000 Venezolaner haben in diesem Jahr einen Flüchtlingsantrag im brasilianischen Grenzstaat Roraima gestellt. Nach Angaben der Behörden des bevölkerungsärmsten der 27 Bundesstaaten von Brasilien hat sich die Zahl der Anträge zum Vergleichszeitraum des Vorjahres vervielfacht. Demnach haben zwischen Januar und September dieses Jahres 12.193 Bürger aus dem Nachbarland Zuflucht in der Region gesucht, verglichen mit 2.241 im letzten Jahr. Im Juli hatten lediglich 295 Venezolaner einen Antrag auf vorübergehenden Aufenthalt in Brasilien gestellt, während allein in Roraima 8.262 Personen einen Antrag auf Zuflucht gestellt hatten.
Roraima ist der Haupteinstiegspunkt für Zehntausende von Venezolanern, die auf dem Landweg vor der sich verschärfenden politischen und wirtschaftlichen Krise des Landes flüchten. Aufgrund der überproportionalen Zunahme von Flüchtlingsanträgen – die 2015 im Norden der Großregion Norte bei lediglich 234 lagen – erließ Brasilien im Februar einen Ministerialerlass. Dadurch wird den Notleidenden, die unter anderem auf dem Landweg in das Land eingereist waren, ein befristeter Aufenthalt von zunächst zwei Jahren gewährt. Die Maßnahme war jedoch wirkungslos, weil für das Antragsprozedere eine Summe von fast 100 US-Dollar zu entrichten war. Für viele der Migranten bedeutete dies mehr als zehn Monate Mindestlohn – ein aussichtsloses Unterfangen.
Nach Angaben von „Caritas Internationalis“ sterben in Venezuela jede Woche fünf bis sechs Kinder an Unterernährung. Laut Susana Rafalli, Repräsentantin von Caritas, könnten im einst reichsten Land Lateinamerikas 280.000 Kinder an Unterernährung sterben. „Schwere Unterernährung von Kindern hat im August 15% erreicht, deshalb erklären wir den humanitären Notfall. 33% der Kinder haben bereits eine Wachstumsverzögerung. Dieser körperliche und geistige Schaden wird sie ihr ganzes Leben lang begleiten und ist irreversibel. Sie sind dazu verdammt, zurückgeblieben zu sein“, so Rafalli während einer Pressekonferenz mit ausländische Korrespondenten.
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