Nach dem Mord an Temístocles Machado, Gemeindesprecher aus der südwestkolumbianischen Stadt Buenaventura, fordert MISEREOR eine lückenlose Aufklärung des Falles. Temístocles Machado war langjähriger MISEREOR-Projektpartner. „Temístocles Machado ist am Samstag in unmittelbarer Nähe seines Hauses von bislang unbekannten Tätern erschossen worden“, erklärt Stefan Ofteringer, MISEREOR-Berater für Menschenrechte. „Wie wenige andere hat er die Würde und den Mut verkörpert, mit der die Stadtviertel-Organisationen in Buenaventura der Gewalt und rücksichtslosen Politik widerstehen.“ Buenaventura ist eine der Munizipien Kolumbiens, die von Gewalt dominiert wird. Die Bevölkerung hat bislang kaum vom Friedensprozess zwischen der FARC-Guerilla und der Regierung profitiert. Ungebrochen herrschen hier die Nachfolgeorganisationen der paramilitärischen Gruppen.
Lokale Institutionen in Gewalt verstrickt
Don Temis, wie Machado in Buenaventura genannt wurde, war seit Jahren MISEREOR-Partner und hat sich unermüdlich für die Rechte der afrokolumbianischen Bevölkerung eingesetzt. „Der Mord an Temístocles Machado muss lückenlos aufgeklärt werden. Dazu gehört auch zu ermitteln, wer die Befehlsgeber und Profiteure sind“, erklärt Ofteringer. „Wir schließen uns der Forderung der lokalen Organisationen aus Buenaventura an, dass die nationale Staatsanwaltschaft die Ermittlungen an sich ziehen sollte, da die lokalen Institutionen selbst tief in das Gewaltsystem verstrickt sind und noch weniger Fälle aufklären, als die Verantwortlichen auf nationaler Ebene.“
Buenaventura zählt zu den ärmsten Gebieten Kolumbiens. Mehr als zwei Drittel der Menschen dort lebt unterhalb der Armutsgrenze, die Arbeitslosigkeit liegt bei über 60 Prozent. Wegen mangelnder Gesundheitsversorgung wurde kürzlich der medizinische Notstand verhängt. Erst im Juni 2017 hatte die Bevölkerung mit einem mehr als dreiwöchigen Protest erreicht, dass die Ausgaben für die soziale Infrastruktur erhöht und die Unterstützung für die vielen Opfer des bewaffneten Konfliktes verbessert werden sollten. Temístocles Machado war einer der Sprecher des Organisationskomitees dieser Protestwochen. Die Sicherheitsgarantien für das Komitee sind vom kolumbianischen Staat bisher nicht geleistet worden.
Menschenrechtsverteidiger immer mehr in Gefahr
Mit dem Tod von Temístocles Machado erhöht sich die Zahl der ermordeten Menschenrechtsverteidiger und Verteidigerinnen in Kolumbien weiter – trotz des Friedenschlusses. „2016 berichtete das zivilgesellschaftliche Schutzprogramm von 80 Morden und für 2017 von einem weiteren Anstieg um über 30 Prozent“, erklärt Stefan Ofteringer. „Die Verfolgung der Menschenrechtsverteidiger muss gestoppt werden, wenn Kolumbien wirklich Frieden erreichen will. Sie stehen für die gerechtere Gesellschaft, die in Kolumbien noch geschaffen werden muss und die Voraussetzung für den Frieden ist.“
Nur einen Vertrag schließen, reicht nicht, da muss sich der Friedensnobelpreisträger noch etwas mehr anstrengen, vor allem etwas zügiger, es hätten schon längst weitreichendere Entscheidungen getroffen werden müssen.