Im April dieses Jahres hat Brasilien einen nationalen Blockchain-Verband ins Leben gerufen: The Brazilian Association of Cryptocurrencies and Blockchain (Associação Brasileira de Criptomoedas e Blockchain / ABCB) wurde in Sao Paulo gegründet. Verantwortlich dafür ist das Fintech-Unternehmen Atlas Project, das durch den Zusammenschluss versucht, mehr Regulierungen im Bereich der brasilianischen Blockchains durchzusetzen. Kryptowährungen und Blockchains erhalten also einen neuen Stellenwert in Brasilien. Währungen wie CriptoReal und SmartCash werden immer bekannter. Brasilien ist sogar eines der Länder mit dem meisten Vekehr an Kryptowährungen weltweit, auch dank der hohen Anzahl an Brokern im Land. Der Verband sollte dabei helfen, diesen Bereich zusätzlich zu stärken. ABCB will den nationalen brasilianischen Markt der criptomoedas und Blockchains vereinen und möchte Regulierungen aufstellen, die dem Markt dienen können. Auch wenn viele bei dem Gedanken an Kryptowährungen noch die Nase rümpfen, setzen sie sich doch immer weiter durch. Wo vor dem Erfolg von Bitcoin noch oft gesagt wurde, dass die Währung keine Zukunft habe, hat sie doch noch nicht an Bedeutung verloren – auch wenn sie sich gerade in einem Tief befindet. Bedeutet die Gründung des ABCBs in Brasilien und der nationalen Kryptowährung Petro in Venezuela, dass virtuelle Währungen eine Zukunft auch auf nationalstaatlicher Ebene haben?
1. Bitcoin und Blockchain
Forscher des Stevens Institute of Technology sind vor kurzem zu dem Ergebnis gekommen, dass der Wert von Bitcoin von der Meinung der Öffentlichkeit in den Sozialen Netzwerken beeinflusst werden kann. Dabei wurde festgestellt, dass vor allem die Meinung bestimmter Nutzer den Anstieg des Wertes beeinflussen konnte. Die Recherche zeigte, dass genug positive Kommentare von Nutzern, die sich nicht oft in den Sozialen Netzwerken aufhielten, den Wert der Kryptowährung nach oben treiben konnten. Aktive Nutzer hatten wider Erwarten nur wenig Einfluss auf den Kurs, doch Nutzer, die sich nicht oft in den sozialen Medien zu Wort meldeten, konnten den Verlauf maßgeblich beeinflussen. Die Bevölkerung hat also durchaus Einfluss darauf, wie stark die Währungen in Zukunft noch werden können. Auch der Bereich Blockchain – das sind vereinfacht gesagt miteinander verkettete Datensätze, zum Beispiel von finanziellen Transaktionen, die nur schwer manipulierbar sind – fasst Fuß und weitet sich auf verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens aus. Die Firma BanQu will nun Blockchain dafür nutzen, um Flüchtlingen zu helfen. Das soll durch die Speicherung von persönlichen Daten erfolgen, durch die sich Flüchtlinge ausweisen können und beispielsweise schon vorgenommene Impfungen oder Erfahrung in einem Beruf ersichtlich werden und nachgewiesen werden können. Der Vorteil der Blockchain Technologie ist, dass die Verkettung der Datensätze nicht zentral erfolgen muss, sondern dass neue Daten an verschiedenen Standorten weltweit zur Liste hinzugefügt werden können. So könnte es für Menschen, die auf der Flucht sind, leichter sein, einen neuen Lebensabschnitt an einem anderen Ort zu beginnen.
Am Flughafen Schiphol in Amsterdam können ungenutzte Euros noch vor der Ausreise in Bitcoins umgewandelt werden.
2. E-Wallets wie Paypal und Skrill
Ein weiterer digitaler Bereich, der sich immer mehr durchsetzt, ist der der E-Wallets. E-Wallets ermöglichen es Kunden, Guthaben zu speichern, das dann in kleinen Beträgen, beispielsweise auf eBay, ausgegeben werden kann. Einer der Vorteile sind die günstigen Transaktionen, durch die E-Wallets bei kleineren Summen oft Kreditkarten vorgezogen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Bankdaten bei der Transaktion ersichtlich werden. E-Wallets werden heute von vielen Unternehmen und Einrichtungen angenommen: Zeitungen akzeptieren sie oft für die Bezahlung von kostenpflichtigen Artikeln, außerdem nehmen Websites die Online-Spiele anbieten sie gerne an und auch in Online Casinos hat sich die Bezahlung mit E-Wallets wie Skrill, Neteller oder auch PayPal durchgesetzt. E-Wallets sind zukunftsfähig, weil sie für den Kunden praktisch sind. PayPal ist dafür wohl das beste Beispiel. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 18.000 MitarbeiterInnen und erzielte im Jahr 2016 einen Umsatz von 10,8 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2017 waren es bereits 13,09 Milliarden US-Dollar, schreibt das online Statistik-Portal Statista. Zunächst war der Online-Zahlungsanbieter an eBay gebunden, war jedoch schon bald so erfolgreich, dass er im Jahr 2015 zu einem selbstständigen Unternehmen wurde. Im Mai dieses Jahres wurde der schwedische Mobile-Zahlungsanbieter iZettle von PayPal übernommen. Die Übernahme von iZettle, durch den es über Smartphones und Tablets möglich ist, Zahlungen anzunehmen, zeigt, dass scheinbar zumindest PayPal eine sichere Zukunft für virtuelle Zahlungen sieht. Die Zahl der PayPal-Konten ist von 84,3 Millionen im ersten Quartal des Jahres 2010 auf 237 Millionen im ersten Quartal dieses Jahres angestiegen.
3. Banco Original (digitale Direktbank)
Wenn es um digitalisierte Banken geht, ist Brasilien wieder Vorreiter. Hier befindet sich die Banco Original, die ihren Kunden eine Reihe von virtuellen Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Finanzdienstleistungen wie beispielsweise Girokonten, Karten, Versicherungsprodukte, außerdem Online- und Mobile-Banking-Dienstleistungen sowie Anlagelösungen, wie z. B. Bescheinigung über Bankguthaben, Kreditbriefe und festverzinsliche Fonds für Privatpersonen, schreibt die amerikanische Finanz-Website Bloomberg. Darüber hinaus werden hier Exportfinanzierungen, Akquisitionsfinanzierung, Beratung, Projektfinanzierung, Bankgarantien und Investment-Banking-Dienstleistungen angeboten. Kunden werden über das Internet und Telefon bedient. Für die wachsende Beliebtheit von Direktbanken haben in Deutschland Banken wie ING-DiBa gesorgt. Die ING-DiBa bietet ähnliche Dienstleistungen an, darunter Spar- und Girokonten, Dienstleistungen für Anleger, Kredite und Baufinanzierung. Bankfilialen können Kunden zwar eine gewisse Sicherheit vermitteln, aber der Trend geht hin zu schnellen online Transaktionen und Kundenservice, der online schnell erreicht werden kann, um Zahlungen so schnell und unkompliziert wie möglich, abzuwickeln. Banco Original könnte schon bald als Vorreiter einer neuen Bankart angesehen werden, die sich weltweit durchgesetzt hat. Auch wurde das Potential der Banco Original, die ihren Sitz in São Paulo hat, von J&F Investimentos erkannt: Banco Original agiert als Tochtergesellschaft von J&F Investimentos.
Banco Original wirbt auf Instagram
Fazit
Die Brazilian Association of Cryptocurrencies and Blockchain (ABCB) hat den Wert des Marktes für Kryptowährungen in Brasilien erkannt. Anstatt gegen Kryptowährungen anzukämpfen und sie zu belächeln, versucht der Verband, den Markt im Land zu organsieren. Durch Verbände wie den ABCB wird die tatsächliche Reichweite der Kryptowährungen deutlicher erkennbar sein. Somit wird ihr Zukunftspotential wohl etwas leichter einzuschätzen sein. Ist es zum Beispiel möglich, dass sich das Phänomen Bitcoin bei einer anderen Währung wiederholt? Kann sich der Bitcoin-Kurs erholen und spielt der Bekanntheitsgrad, den Bitcoin inzwischen erreicht hat, dabei eine Rolle? Schließlich ist die erste Kryptowährung, die im Jahr 2009 erstmals öffentlich gehandelt wurde neun Jahre später weltweit bekannt. Es existieren heute über 4.500 aktive Kryptowährungen. Mehr als 1.000 davon erzielen einen Umsatz von jeweils über 10.000 US-Dollar pro Tag. Auch wenn Skeptiker Gründe haben, den Erfolg von Kryptowährungen zu bezweifeln, gibt es doch genug Anzeichen dafür, dass sich Kryptowährungen und Blockchains in der Zukunft durchsetzen werden.
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