Gegensätze in Peru: Gastronomie-Boom und alarmierende Unterernährung

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Die peruanische Küche gilt als eine der besten der Welt (Foto: Alex Proimos)
Datum: 01. Oktober 2018
Uhrzeit: 21:51 Uhr
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Dank seiner fruchtbaren Böden und kulturellen Vielfalt verfügt Peru über eine exquisite und überaus abwechslungsreiche Küche. Die Anden-Republik gilt als führendes Land der Gastronomie Südamerikas, leidet laut einer nationalen Studie allerdings an einer „alarmierenden“ Unterernährung der Bevölkerung. Während 4,5 Millionen Touristen jedes Jahr vom unschätzbaren Erbe und der Gastronomie angezogen werden, beeinträchtigt quantitative Mangelernährung das Leben Tausende armer peruanischer Familien. Dies ist verwunderlich, da sie laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 60,3 Prozent ihres Einkommens für den Kauf von Lebensmitteln ausgeben.

Das Interesse an der peruanischen Küche ist so groß, dass Reisebüros in Chile und anderen Ländern inzwischen „gastronomische Touren“ von drei bis vier Tagen nach Lima anbieten, die Mittag- und Abendessen in verschiedenen Top-Restaurants beinhalten. Einige der berühmtesten Gerichte der peruanischen Küche sind Ceviche de Pescado (Fisch-Ceviche), Lomo Salado (gebratene Schweinelende) und Ají de Gallina (Hühnerchili). Aber parallel zu diesem gastronomischen „Boom“ gibt es eine harte Realität: Zwei von fünf peruanischen Kindern unter drei Jahren (43,6 Prozent der Gesamtzahl) leiden laut einer Demographie- und Familiengesundheitsstudie des Nationalen Statistikinstituts an Blutarmut aufgrund schlechter Ernährung. Aus dem gleichen Grund – geringer Verbrauch von eisenreichen Lebensmitteln wie Fleisch – 29,6 Prozent der schwangeren Frauen.

Diese hohen Anämiewerte in Peru sind seit 2011 nahezu unverändert geblieben, trotz des robusten Wirtschaftswachstums des Landes in den letzten zehn Jahren (4,9 Prozent ) um mehr als das Doppelte des lateinamerikanischen Durchschnitts (zwei Prozent). Die Länder mit den höchsten Raten von Kinderanämie in Lateinamerika sind laut der FAO Haiti (65 Prozent), Bolivien (60 Prozent) und Peru (34 Prozent). Es gibt auch arme Nationen wie Nicaragua (10,5 Prozent) und El Salvador (22,9 Prozent) die es geschafft haben, sie drastisch zu reduzieren.

Die Kinderanämie ist am höchsten in den abgelegenen Anden- und Amazonasgebieten Perus: Am Titicacasee, wo die Mehrheit der Aymaras lebt, erreicht sie 75,9 Prozent und in Iquitos, wo der Amazonas entspringt, 61,5 Prozent. Alle politischen Führer wissen, dass Anämie eines der größten Übel des Landes ist – aber die Mittel kommen nicht. Da keine Ergebnisse aus offiziellen Programmen vorlagen, organisierte eine NGO eine Spendenaktion zur Bekämpfung der Blutarmut, die von 400 Restaurants und Cafeterien unterstützt wurde. Ab diesem Montag (1.) und in den nächsten zwei Monaten wird das Netzwerk „Restaurants gegen den Hunger“ einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf eines „Solidaritätsgerichts“ zur Bekämpfung der Kinderunterernährung in Santiago de Lucanamarca, einem abgelegenen Bezirk mit 3.000 Einwohnern in der Andenregion Ayacucho, bereitstellen.

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