Brasilien ist sowohl der größte Exporteur als auch Produzent der Welt von Kaffee und in diesem Jahr wurden im ganzen Land über 60 Millionen Säcke (60 Kilogramm geerntet. Davon wurden sechzig Prozent exportiert, wobei der Schwerpunkt auf den Märkten in Nordamerika, Deutschland, Italien und Japan liegt (fast die Hälfte der Ausfuhren). Die restlichen vierzig Prozent werden vom Inlandsmarkt absorbiert. Damit ist Brasilien mit rund 23 Millionen Säcken pro Jahr der zweitgrößte Verbraucher von Kaffee weltweit hinter die Vereinigten Staaten. Trotz seiner herausragenden Stellung in der Branche exportiert das größte Land Lateinamerikas nur wenig von dem industrialisierten Produkt, das einen höheren Mehrwert bietet. „Brasilien ist der größte Exporteur von Rohkaffee der wenig wert ist, da das Produkt, das beim Verlassen des Betriebs verkauft wird, kaum industrialisiert ist. Die Industrialisierungsarbeiten werden in dem Land durchgeführt, das den Rohstoff gekauft hat“, so der geschäftsführende Direktor des brasilianischen Kaffeeindustrieverbandes (Abic), Nathan Hersckowic.
Für Hersckowicz besteht eine der größten Herausforderungen des Kaffeeanbaus in Brasilien darin, den Export des industrialisierten Produkts zu fördern. Lediglich löslicher Kaffee, der rund zehn Prozent der Exporte ausmacht, hat einen gewissen Mehrwert. „Gerösteter gemahlener Kaffee macht einen kleinen Teil der Exporte aus und es ist immer noch unser Schwachpunkt. Die Produktion verlangt/erfordert von der Industrie eine besondere Sorgfaltspflicht“. Nach seinen Worten ist es notwendig, in die Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Produkts, dem sogenannten Gourmet-Kaffee, zu investieren. Dieser ist dreimal mehr wert ist als herkömmlicher Kaffee. Dies beinhaltet auch die Herstellung von Gourmet-Kaffeekapseln, da der größte Teil des Inlandsverbrauchs von Produkten stammt, die von ausländischen Unternehmen importiert oder hergestellt werden. „Der internationale Markt lehnt Kaffee minderer Qualität ab. Es ist wie der Weinmarkt, wo qualitativ hochwertige Produkte mehr Platz und bessere Preise erzielen“.
Die Attraktivität des herkömmlichen Kaffees sorgt bereit seit mehreren Jahren in Verschiebungen in der Produktion. Dieser Effekt findet auch außerhalb Brasiliens statt, wenngleich er dort sicherlich mehr ins Gewicht fällt. Die Strategie, verstärkt den Gourmet-Kaffee zu fördern erscheint mir vor den globalen Änderungen in den Gewohnheiten der Konsumenten durchaus sinnvoll.