Der Kulturraum Mesoamerika umfasst das heutige Mexiko und die angrenzenden Länder Zentralamerikas. Dort entstanden in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende zahlreiche Schriftsysteme, mit denen Sprache aufgezeichnet werden konnte. Neue Funde von frühen Schrifttexten der Maya datieren in das 4. Jahrhundert v. Chr. und zeigen bereits Texte, die sprachabbildend und von Symbolen losgelöst sind. Der digitale Zeichenkatalog des Akademie-Forschungsvorhabens „Textdatenbank und Wörterbuch des Klassischen Maya“ erlaubt es den Wissenschaftlern nun, den Prozess der Schriftentstehung am Beispiel der Maya-Schrift nachzuvollziehen und die frühen Entwicklungsstufen zu rekonstruieren.
Diese Schriftsysteme sind von großem komparativem Interesse, da sie völlig ohne Kontakte zur Alten Welt entstanden. Insbesondere im Osten Mesoamerikas haben sich mit den Schriften der Maya, der so genannten Isthmus-Schrift und der zapotekischen Schrift Hieroglyphenschriften entwickelt, welche eng an die jeweiligen Sprachen angelehnt sind und zahlreiche formale Merkmale teilen, wie das Schreiben in vertikalen Kolumnen und die ausgeprägte Ikonizität.
Über diese neuen Entwicklungen spricht Prof. Dr. Dr. h.c. Nikolai Grube am 10. Oktober 2018 in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf in seinem Leo Brandt-Vortrag. Nicolai Grube ist ordentliches Mitglied der Akademie und Leiter des Forschungsvorhabens „Textdatenbank und Wörterbuch des Klassischen Maya“, das von der NRW-Akademie im Rahmen des Akademienprogramms gefördert wird.
Jedes Jahr im Oktober findet in der NRW-Akademie ein Leo Brandt-Vortrag statt – zu Ehren von Dipl.-Ing. Leo Brandt (1908-1971), der sich um die Gründung der Akademie verdient gemacht hat. Seiner Initiative ist die Entstehung der „Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen“ 1950 zu verdanken – die Vorläuferorganisation der „Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste“.
Leider kein Kommentar vorhanden!