Jair Bolsonaro: Parallelen zur Diktatur in Venezuela?

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Bolsonaro spaltet das Land in bisher ungeahntem Ausmaß (Foto: Bolsonaro)
Datum: 23. Oktober 2018
Uhrzeit: 00:40 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Redaktion
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Im südamerikanischen Staat Brasilien wird aller Wahrscheinlichkeit nach am Sonntag (28.) Jair Messias Bolsonaro die Stichwahl um das höchste Amt im größten Land Lateinamerikas gewinnen. Der Rechtspopulist führt die Umfragen bei fast allen Meinungsforschungsinstituten mit knapp zwanzig Prozentpunkten Vorsprung an, am vergangenen Wochenende waren Hunderttausende seiner Anhänger auf den Straßen. Nicht alle teilen den Hype um den Ex-Militär, vor allem der linke/kommunistische Mainstream ist in heller Aufregung und sieht bereits den Anfang der Diktatur über Brasilien hereinbrechen.

Bolsonaro spaltet das Land in bisher ungeahntem Ausmaß. Während der Wahlkampfkampagne wurde der linken Arbeiterpartei (PT) vorgeworfen, dass sie die Regierungen von Hugo Chávez und Nicolas Maduro in Venezuela historisch unterstützt hat. Das klägliche Scheitern des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ und das kontinuierliche Abdriften in die Diktatur, einhergehend mit der größten Massenflucht in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas, dienen als Warnung davor, was in Brasilien bei einem Sieg von Fernando Haddad und seiner Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin (Manuela d’Ávila von der Kommunistischen Partei (PCdoB), passieren könnte. Die PT wiederum erinnert, dass Chávez ein Militär war und es mit Unterstützung und direkter Beteiligung der Streitkräfte an die Macht geschafft hat.

In Venezuela gibt es im Gegensatz zu Brasilien allerdings keine Unabhängigkeit zwischen der Exekutive, der Legislative und der Judikative. Nicolás Maduro Moros, der sich in einer Wahlfarce am 20. Mai 2018 im Amt bestätigen ließ und sich nur mit Hilfe des Militärs noch an der Macht hält, wird von den meisten demokratischen Staaten der Welt, darunter den USA und den Staaten der Europäischen Union, nicht anerkannt.

Kurz vor dem ersten Wahlgang vom 7. Oktober lauteten die Schlagzeilen der westlichen Medienlandschaft fast einstimmig: „Brasilien dürfte das Schlimmste erspart bleiben. Bolsonaro dürfte zwar die Stichwahl erreichen, aber dort wird er nach Lage der Dinge gegen jeden anderen Kandidaten verlieren“.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Paddy Zé

    Brasilien spielt mit dem Feuer und lässt sich vom Militär manipulieren. Nur das Militär hat die nötigen Mittel, den Cyberspace so mit Hasskommentaren zu fluten, dass das korrupte System alleinige Schuld der PT sei. Was ja absurd ist, denn die Korruption ist ja in der DNA der jungen brasilianischen Demokratie. Die ehemalige Diktatur wurde niemals zur rechenschaft gebracht und eigendlich nie richtig verarbeitet worden, darum ist auch heute noch der ganze Filz unangefochten an der Spitze. Das Volk glaubt dem falschen Messias und wird spätestens nach der Wahl merken, dass sie Gewaltverherrlichung des neuen Präsidenten schlimmer als bei Rodrigo Duterte in Philippinen ist. Obwohl Duterte eingestehen muss, dass das morden von tausenden kleinen Drogenhändler ein Fehler war, wünscht sich Brasilien diese unfaire und unmenschliche Behandlung mit Kleinkriminellen.
    Spätestens, wenns sie durch ein paar Ecken, oder gar direkt in der Familie betroffen sind, werden sie merken, dieser Mann ist ein Fehler! Aber ob man 4 Jahre warten kann und ob man die installierte Diktatur überhaupt wieder los wird, mag ich stark bezweifeln. Dann werden wir ein Exodus nicht nur aus Venezuela erleben, sondern aus dem grössten Land Südamerikas. Darum tut mir Brasilien leid, weil in Wahrheit, ist das Militär bereits an der Macht. Mit dieser enormen Wählermanipulation klar zu erkennen.

  2. 2
    Peter Hager

    Wenn „der linke/kommunistische Mainstream“ sich „in heller Aufregung“ befindet, dann laufen die DInge in den aller meisten Fällen ganz ausgezeichnet. Das jedenfalls zeigt die Geschichte seit der Oktoberrevolution.

  3. 3
    Paul Landmesser

    Es gibt bei Bolsonaro Parallelen zu Trump, den er im übrigen sehr schätzt. Bolsonaro kann verbal über jedes Ziel hinausschießen wie er will, es interessiert seine Anhänger einfach nicht, denn sie wollen einfach nur eins….einen radikalen Politikwechsel! Ich lebe in einer DER Hochburgen Bolsonaros (Blumenau) und habe mit vielen Bekannten/Freunden über dieses Thema gesprochen, die meisten ausgesprochen besonnen, lebenserfahren und klug und alle werden Bolsonaro wählen. Ich lebe lange genug in Brasilien, um die Entwicklung im politischen und gesellschaftlichen Bereich einschätzen zu können, und die Brasilianer haben Zurecht die Nase voll von diesem korrupten, politischen Pack, der Tatsache, dass Brasilien weltweit die meisten Mordopfer hat, die Wirtschaft von den Sozis an den Rand einer Staatspleite geführt wurde und von Ordem (Ordnung), was groß auf der Nationalflagge steht, schon lange keine Rede mehr sein kann. Der Hauptgrund, warum Jair Bolsonaro der neue Präsident werden wird, ist die Tatsache, dass er ein ehemaliger Militär ist, und da die meisten Brasilianer nur noch in diese Institution Vertrauen haben, ist sein Erfolg leicht nachvollziehbar. Deshalb, die ausländischen Medien können sich ihre Angriffe auf Bolsonaro schenken, denn er wird definitiv der neue, brasilianische Präsident werden und das ist gut so!! Ob er den Karren in den kommenden 4 Jahren aus dem Dreck ziehen kann? Man wird sehen!

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