Die Generalstaatsanwaltschaft in Kolumbien hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Todes von Jorge Enrique Pizano eingeleitet. Pizano, der ein wichtiger Zeuge in einem Korruptionsverfahren gegen den brasilianischen Bauriesen Odebrecht war, starb am vergangenen Donnerstag (8.) Als Todesursache wurde Herzinfarkt diagnostiziert. Die Ermittler wurden jedoch misstrauisch, als Pizanos Sohn drei Tage später im Haus seines Vaters an einer Vergiftung starb.
Alejandro Pizano war von Barcelona, wo er als Architekt arbeitet, nach Kolumbien gereist, um an der Beerdigung seines Vaters teilzunehmen. Im Haus der Familie nördlich der Hauptstadt Bogotá trank er einen Schluck Wasser aus einer Flasche, die auf dem Schreibtisch seines Vaters stand. Kurz danach brach er zusammen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Forensische Untersuchungen bestätigten eine Cyanidvergiftung. Die Möglichkeit, dass Jorge Enrique Pizanos Tod möglicherweise nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist, hat in Kolumbien für Aufsehen gesorgt. Viele spekulieren darüber, wer den Ingenieur hätte zum Schweigen bringen können.
Pizano arbeitete als Leiter Controlling für die „Ruta del Sol“, eines der größten Infrastrukturprojekte Kolumbiens. Der Verkehrsweg soll das Zentrum des Landes mit der Karibikküste verbinden. Der Auftrag zum Bau eines Großteils der 1.000 Kilometer langen Autobahn wurde an den brasilianischen Konzern Odebrecht und seine lokalen Partner vergeben. Im Februar 2017 wurde die Konzession von Odebrecht jedoch storniert, nachdem Beweise dafür vorlagen, dass das Unternehmen wie bereits bei zahlreichen Projekten in Lateinamerika (unter anderem in Peru, Venezuela) Bestechungsgelder für die Auftragsvergabe gezahlt hatte.
Die Staatsanwaltschaft von Kolumbien schätzt, dass die Firma 27 Millionen US-Dollar gezahlt hat, um den Auftrag für das Projekt „Ruta del Sol“ zu erhalten. Pizano wurde 2010 als Wirtschaftsprüfer eingestellt und begann 2013 mit der Anzeige verdächtiger Zahlungen von Odebrecht und Grupo Aval, der größten kolumbianischen Bankengruppe, die ebenfalls am Projekt „Ruta del Sol“ beteiligt war.
Update, 17. November
Am Mittwoch (14.) hatte die stellvertretende Generalstaatsanwältin von Kolumbien, María Paulina Riveros, den Tod durch „Vergiftung durch Einnahme von Cyanid“ von Alejandro Pizano bestätigt. Der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin von Kolumbien, Carlos Eduardo Valdés, berichtete am Freitag (16.), dass „in der Leiche von Alejandro Pizano, Sohn von Jorge Enrique Pizano, keine Spuren von Cyanid gefunden wurde“. Nach seinen Worten wurde der Tod durch „einen Herzinfarkt verursacht“.
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