Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung der Universität Göttingen hat herausgefunden, dass tropische und subtropische Wälder in den südamerikanischen Anden auf die Erderwärmung reagieren. Sie „wandern“ in höhere, kühlere Höhen aus, um dem Temperaturanstieg auszuweichen. Allerdings sind sie dabei vermutlich nicht schnell genug, um Biodiversitätsverluste zu vermeiden. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature erschienen.
„Diese Studie bestätigt erstmals, dass Bäume aus den Anden- und Amazonaswäldern Kolumbiens, Ecuadors, Perus und Nordargentiniens wie viele andere Pflanzen- und Tierarten auf der ganzen Welt nach oben wandern,“ sagt Erstautorin Belén Fadrique von der University of Miami, USA. Das Problem sei aber, dass diese tropischen Bäume dann in höheren, kühleren Lagen auf andere ökologische Hindernisse stoßen, die ihr Überleben behindern.
In den Anden gibt es sehr viele Übergangsbereiche zwischen den verschiedenen Höhenstufen – von sonnigen und zeitweise trockenen Wäldern am Übergang zum amazonischen Tiefland bis hin zu dauerfeuchten Nebelwäldern. Diese Schwellen, die auch als Ökotone bezeichnet werden, scheinen die Migration von Arten zu blockieren. So kann es sein, dass sich manche Baumarten, die aufgrund der veränderten Wärmeverhältnisse in höhere Lagen aufsteigen, aufgrund veränderter Regenmengen oder Lichtverhältnisse dort keinen geeigneten Lebensraum vorfinden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten die Lebensgrundlagen von Tausenden Hochlandbäumen auf 186 Untersuchungsflächen. Die meisten davon liegen in Höhen von 300 bis 3000 Metern über dem Meeresspiegel und sind etwa so groß wie ein Fußballfeld. Das Ergebnis: Die Zahl wärmeliebender Arten nimmt zu, während die Zahl kälteliebender Arten abnimmt. Die sogenannte „Thermophilisierung“ bedeutet, so die Autoren, dass jene Arten, welche Kälte bevorzugen, verdrängt werden oder gar aussterben, während die wärmetoleranten Arten deren Plätze einnehmen.
„Dieser negative Klimawandeleffekt wird noch durch weitere direkte und indirekte menschliche Einflüsse wie z.B. hohe Entwaldungsraten und ansteigende Nährstoffeinträge verstärkt“, betont Dr. Jürgen Homeier von der Abteilung Ökologie und Ökosystemforschung der Universität Göttingen, Mitautor der Studie. Andenwälder müssen daher in die wachsende Liste der Ökosysteme aufgenommen werden, die nicht in der Lage sind, schnell und kohärent auf den Klimawandel zu reagieren und somit einem hohen Risiko von Verlusten ihrer biologischen Vielfalt und Funktionalität ausgesetzt sind, fordern die Autoren. Langzeitstudien seien zudem erforderlich, um die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen.
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