Während die Wirtschaft Venezuelas zusammenbricht breitet sich eine Flut der Gesetzlosigkeit auch auf die nahe gelegene Insel Trinidad aus. Die Fischer der größten Insel der Kleinen Antillen leben in ständiger Angst vor venezolanischen Piraten und Schmugglern, die Überfälle durchführen und Drogen und Waffen gegen das Notwendigste austauschen. Viele Fischer haben ihre 75 PS starken Motoren gegen 200 Pferdestärken ausgetauscht, wenn sie nachts fischen gehen macht keiner von ihnen mehr ein Licht an. Etwa fünfzig Fischer im Dorf Fullarton sind bereits mit venezolanischen Piraten zusammengestoßen, wurden entweder ausgeraubt oder entführt. „Unsere einzige Chance ist im Dunkeln zu fischen, damit sie uns nicht sehen oder größere Motoren zu kaufen, damit wir ihnen davonfahren können“, klagt Fischer Gerry Padarath.
Das Festland von Venezuela liegt am nähsten Punkt nur rund zwanzig Kilometer von Trinidad entfernt. In glücklicheren Zeiten brachten Fähren Gruppen venezolanischer Touristen zum Feiern nach Trinidad. Heute, da Venezuela von einer kriminellen Links-Diktatur ausgeraubt und in einen totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch abgleitet, sind die verarmten Küstenorte zu Häfen für Seeräuber geworden. Die meisten Piraten sind ehemalige Fischer, die in den warmen Gewässern der Karibik Thunfisch, Kraken und Garnelen gefangen haben. Aber unter Venezuelas ehemaligem Präsidenten Hugo Chávez durchlief die Fischereiindustrie ein katastrophales Verstaatlichungsprogramm, das viele Unternehmen dazu veranlasste, ins Ausland zu ziehen. Mit dem zusätzlichen Schlag der Hyperinflation haben viele der Fischer jetzt keinen Job und keine Möglichkeit, ihre Familien zu ernähren. Sie haben jedoch Zugang zu Booten und Waffen, die auf den zunehmend gesetzlosen Straßen Venezuelas erhältlich sind.
Das aktuelle Szenario erinnert an die Pirateriekrise in Somalia vor einem Jahrzehnt, in der arbeitslose Fischer zu den Waffen griffen, um vorbeifahrende Schiffe zu überfallen. Während die somalischen Piraten auf wohlhabende Frachtschiffe zielen, überfallen die Venezolaner andere Fischern aus Trinidad, die nicht viel mehr besitzen als sie selbst. Inzwischen gibt es immer mehr Schmuggler, die Kokain und Waffen nach Trinidad bringen und dafür verantwortlich sind, dass zunehmend tödliche Bandenkriege ausgelöst werden. Auf der Rückfahrt bringen sie Bootsladungen mit Windeln, Reis, Speiseöl und andere Grundnahrungsmittel mit, die in Venezuela inzwischen sehr knapp und fast nicht mehr erhältlich sind. Die Flut der Gesetzlosigkeit, die aus Venezuela heranzieht, wird zur Geißel der Karibik.
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