Costa Rica hat etwas richtig gemacht. Das zentralamerikanische Land mit atemberaubenden Stränden, Regenwäldern und Biodiversität ist auch für seine stabile Demokratie und gebildete Bevölkerung bekannt. Präsident Carlos Alvarado Quesada gab beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos bekannt: „Vor siebzig Jahren hat Costa Rica die Armee abgeschafft. Das erlaubt uns viele Dinge. Acht Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden in Bildung investiert, weil wir kein Geld für die Armee ausgeben müssen. Unsere Stärke ist also das menschliche Talent, das menschliche Wohlbefinden“. Im Vergleich dazu zeigen Daten der Weltbank, dass die Vereinigten Staaten weniger als fünf Prozent ihres BIP für Bildung ausgaben – während der Weltdurchschnitt nur 4,8 Prozent beträgt.
Die Nichtfinanzierung von Streitkräften erlaubt es der „Schweiz Lateinamerikas“ die Umwelt zu schützen. Costa Rica erzeugt mehr als 99 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen, die überwiegende Mehrheit davon aus Wasserkraftwerken. Dr. Monica Araya, Beraterin für saubere Entwicklung in Costa Rica, spricht von einer fantastische Leistung. Sie betont allerdings auch die Tatsache, dass Elektrizität nur einen kleinen Teil des Energieverbrauchs des Landes ausmache, da viele Haushalte Gas zum Heizen und Kraftstoff für ihre Autos verwenden. „Es ist ein Paradoxon, dass fast 70 Prozent unseres gesamten Energieverbrauchs Öl ist“.
Infolgedessen übersteigt die Luftqualität in einigen Teilen der Hauptstadt Costa Ricas (San Jose) die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation für die Luftverschmutzung. Die costaricanische Regierung erhebt jedoch Steuern auf den Verkauf fossiler Brennstoffe, um den Schutz der Wälder zu finanzieren. „In den 80er Jahren wurde die Waldfläche durch Tierhaltung und Holzeinschlag auf 20 Prozent reduziert. Wir haben den Wandel geschafft und sind wieder bei einer Waldfläche von 50 Prozent angelangt. Damit bekämpfen wir den Klimawandel“, analysiert Präsident Alvarado.
Wälder sind von entscheidender Bedeutung für die Biodiversität des Landes, in dem mehr als fünf Prozent der weltweiten Arten leben, trotz einer Landmasse, die nur 0,03 Prozent des Planeten bedeckt. Die Bemühungen der Regierung haben die Wirtschaft Costa Ricas angekurbelt. „Viele Leute sagen, dass Umweltschutz gegen die Interessen der Wirtschaft geht. Das genaue Gegenteil ist der Fall – unser Tourismus ist gerade deshalb gewachsen“, bekräftigt das Staatsoberhaupt.
Damit ist Costa Rica laut dem „Happy Planet Index“ (HPI) das glücklichste und nachhaltigste Land der Welt. Dieser Index, der seit 2006 viermal veröffentlicht wurde, misst das Wohlbefinden und die Langlebigkeit einer Bevölkerung, wie gleichmäßig beide Faktoren verteilt sind und stellt das Ergebnis dann dem ökologischen Fußabdruck jedes Landes gegenüber. Eine kürzlich durchgeführte Gallup-Umfrage ergab ebenfalls, dass Costa Rica eines der glücklichsten Länder der Welt ist. Im von Regenwäldern durchzogenen Land beträgt die Lebenserwartung 78,5 Jahre und ist damit höher als in den USA. Professor Mariano Rojas, costaricanischer Ökonom an der Lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften, führt dies auf die Bildung solider sozialer Netzwerke von Freunden, Familien und Nachbarschaften zurück.
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