Venezuela-Krise: Warum die US-Sanktionen womöglich schaden werden

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Die USA haben bereits zahlreiche venezolanische Regierungsmitglieder sanktioniert und Investoren daran gehindert, die unbezahlten Schulden von Caracas neu zu verhandeln (Foto: Archiv)
Datum: 03. Februar 2019
Uhrzeit: 13:09 Uhr
Leserecho: 4 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die Vereinigten Staaten haben diese Woche Sanktionen angekündigt, die dem Regime von Nicolás Maduro den größtmöglichen Schaden zufügen sollen. Davon sind der Ölsektor und der staatliche Ölkonzern PDVSA betroffen. Bislang richteten sich die Sanktionen des Weißen Hauses nur gegen Regierungsbeamte und bestimmte Teile der Wirtschaft. Jetzt werden neue Sanktionen dem Sektor schaden, der für mehr als neunzig Prozent der Staatseinnahmen verantwortlich ist. Es wird erwartet, dass viele ausstehende Verträge in den kommenden Tagen noch erfüllt werden, aber neue Verträge mit der PDVSA unterliegen Beschränkungen. Ab April dieses Jahres werden die Sanktionen wirksam.

Washington versucht eine schwieriges Unternehmen: Die Öleinnahmen sollen die „normalen“ Venezolaner direkt erreichen und das Regime umgehen. Eine Möglichkeit hierfür sind PDVSA-eigene Raffinerien mit Sitz in Texas und eine Tochtergesellschaft namens Citgo. US-Sicherheitsberater John R. Bolton hat bereits Führungskräfte von Citgo getroffen und es wird angestrebt, das Management mit Führungskräften von der vom Volk gewählten venezolanischen Nationalversammlung zu ersetzen. Laut Bolton werden die Vermögenswerte der PDVSA in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar blockiert, im nächsten Jahr kommen mehr als elf Milliarden US-Dollar an verlorenen Exporterlösen hinzu.

In dieser Phase, in der sich die Ölproduktion Venezuelas in einer unaufhaltsamen Abwärtsspirale befindet, sind Sanktionen eine Katastrophe. Einige Analysten glauben jedoch, dass Maduro noch einige Optionen hat. „Das Öl, das Venezuela derzeit in die USA exportiert, wird in andere Länder umgeleitet und zu niedrigeren Preisen verkauft. Für Länder wie China und Indien ähnelte die Nachricht dem Black Monday. Sie können diese Ölmengen mit großen Rabatten erhalten“, glaubt die aus Venezuela stammende Analytikerin Paola Rodriguez-Masiu von „Rystad Energy“. Nach ihrer Meinung fallen die Auswirkungen der Sanktionen wesentlich geringer aus, als Washington prognostiziert.

Venezuela exportiert täglich rund 450.000 Barrel Öl in die USA, etwas weniger als die Hälfte seiner Gesamtproduktion. Dies ist die Menge an neuem Öl, das die Märkte überfluten wird. Der russische Ölkonzern Rosneft (der seit 2014 aufgrund der Ukraine-Krise selbst US-Sanktionen unterliegt) hat bereits einen Anteil von 49 Prozent an Citgo. Ebenfalls einige Sicherheiten was bedeutet, dass Rosneft teilweise die Kontrolle über die Raffinerien in Texas übernehmen könnte.

Für Idriss Jazairy, ein Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, werden die Menschen in Venezuela letztendlich die Hauptlast der Sanktionen tragen. „Sanktionen, die zu noch mehr Hunger und zu noch mehr medizinischem Mangel führen können, sind keine Antwort auf die Krise in Venezuela“. Die USA, Brasilien und Kolumbien, wollen humanitäre Hilfe, Medikamente, chirurgisches Zubehör und Nahrungsergänzungsmittel für die Menschen in Venezuela schicken. Es ist jedoch unklar, ob sie das Maduro-Regime erfolgreich umgehen können.

Diese Sanktionen könnten jedoch ein gefährliches Risiko darstellen. Das Endziel besteht darin, Maduro entweder durch eine Verhandlungslösung oder durch Anreize für einen Militärputsch aus dem Amt zu drängen. In der Vergangenheit haben US-Maßnahmen in Venezuela Maduro – und vor ihm Präsident Hugo Chávez – geholfen, die Venezolaner hinter einem gemeinsamen Feind (Imperium) zu sammeln. Das könnte auch jetzt der Fall sein. Auch die absehbare Verschlechterung des Lebensstandards würde jetzt von Maduro direkt den USA zugeschrieben. Darüber hinaus dienen diese Maßnahmen dem Argument, das Guaidó nur eine Marionette der Amerikaner ist.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    noesfacil

    „In der Vergangenheit haben US-Maßnahmen in Venezuela Maduro – und vor ihm Präsident Hugo Chávez – geholfen, die Venezolaner hinter einem gemeinsamen Feind (Imperium) zu sammeln. Das könnte auch jetzt der Fall sein.“

    Ja,… diese Möglichkeit besteht, als realistisches und leider ganz erhebliches Risiko!

  2. 2
    Peter Hager

    Einen Gegner schlägt man entweder ganz oder gar nicht. Zaudern und unangebrachte Bedenken gehen nach hinten los. Wenn keine Tanker mehr venezolanische Häfen verlassen, wird die Maduro Clique nicht nur Einnahmen aus Mineralölverkäufen verlieren, sondern auch ihr wohl wichtigstes Transportmittel für Kokain und Heroin. Die Tanker transportieren jährlich zumindest zweistellige Millardenwerte an harten Drogen.

    Die CIA hatte seinerzeit Hugo Chávez an die Macht gebracht, beginnend mit der Unterstützung seines mißlungenen Putschversuchs von 1992. Und das nur in der Hoffnung auf zuverlässige Öllieferungen gegen gute Bezahlung. Da kann es kaum schaden, wenn sie jetzt zur Abwechslung mal was richtig machen und Fehler von früher korrigieren.

    • 2.1
      Pelle

      Aha, dann steckt also wieder die CIA hinter den Sanktionen gegen Maduro… diese Schlawiner sind aber auch für alles verantwortlich, was so auf der Welt passiert. Vermutlich haben sie auch den Dammbruch in Brasilien verursacht und lassen die Polkappen schmelzen. Was kommt als nächstes, von der CIA künstlich erzeugte Heuschreckenplage in der Antarktis? ;-)

      • 2.1.1
        Peter Hager

        „Aha, dann steckt also wieder die CIA hinter den Sanktionen gegen Maduro…“ Das habe ich nicht behauptet, und ich sehe auch nicht, daß die CIA hierzu nötig wäre. Der wesentliche Motor der US-Politik gegen das Verbrecherregime in Caracas dürfte Senator Marco Rubio sein, seit einiger Zeit in Abstimmung mit Leopoldo Lopez. Und das hat meine volle Sympathie und, im Rahmen meiner Möglichkeiten, meine Unterstützung!

        Daß in den neunziger Jahren die CIA Hugo Chávez unterstützt hat ist aktenkundig und entspringt nicht meiner Phantasie. Ich bin normalerweise der Letzte, der sich blindem Hass gegenüber den USA und ihren Institutionen verschreibt. Aber Fakten zu ignorieren wäre auch nicht gut.

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