Venezolaner in Deutschland: Für Frieden in Venezuela

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Im südamerikanischen Land Venezuela wartet die notleidende Bevölkerung auf dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel (Foto: Archiv)
Datum: 11. März 2019
Uhrzeit: 06:55 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Venezolaner in Deutschland (Leser)
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Um aus den momentanen Schwierigkeiten und der Dunkelheit herauszukommen, benötigt Venezuela internationale Hilfe. Augenblicklich erleben die Venezolaner nicht nur einen der ohnehin schon häufigen Stromausfälle; sondern dauert dieser auch sehr viel länger als normal. Soweit ist auch nicht zu erwarten, dass die Stromversorgung, die praktisch das gesamte Land betrifft in Kürze wieder hergestellt wird. Anzunehmen, dass dies einfach zu bewältigen ist, ist falsch.

In Venezuela ist es bereits schwierig, Gas zum Kochen zu bekommen. Gasflaschen werden nicht direkt an die Haushalte geliefert, der Staat ist der einzige Vertreiber und Lieferungen oder Verkäufe von Gasflaschen erfolgen ohne Plan und mehr oder weniger willkürlich. Seit einiger Zeit werden Gasflaschen auch meist in US Dollar verkauft, dies ist in einem Land, wo man in Landeswährung (Bolivar) verdient und wo es sehr schwierig bzw. verboten ist, Fremdwährungen in bar zu erhalten nahezu unmöglich.

Bis letzten Donnerstag (07.03.19) hatte man den Mangel an Gas kompensiert, indem wer immer es konnte, elektrisch kochte. Es gab also Ersatzmöglichkeiten. Im Moment, ohne Gas oder Strom ist die einzige Alternative auf offenen Holzfeuern zu kochen. Die Wasserversorgungsunternehmen brachen ebenfalls zusammen da in vielen Fällen das Wasser mit Elektropumpen verteilt wird. In vielen Häusern und Gebäuden verfügt man über Brunnen, Tanks und Wasserpumpen. Diese können aber ohne Strom nicht funktionieren. Hinzu kommt, dass in den meisten Orten das Wasser nur minderwertig aufbereitet wird und es daher abgekocht werden muss, bevor man es trinken kann. Es herrscht also ein Teufelskreis, es gibt kein Gas, es gibt keinen Strom, es gibt kein Wasser.

Venezuela ist ein tropisches Land. Es gibt Städte, in denen das ganze Jahr über Temperaturen von 30 Grad und mehr herrschen oder wie in Maracaibo oder Coro 35 Grad Celsius übersteigen. Derartig hohe Temperaturen schaden allen aber insbesondere Kindern und Alten, da sie die am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppe sind. Das wenig Fleisch, das so schwer zu bekommen ist, verdirbt, da im gesamten Land Kühl- und Gefrierschränke nicht funktionieren. Das wertvollste Gut in Venezuela ist heute Eis, nicht für Getränke, sondern um die Lebensdauer der Nahrungsmittel, die gekühlt werden müssen, zu verlängern.

Die meisten öffentlichen Krankenhäuser in Venezuela verfügen nicht über Notstromaggregate, und die wenigen Krankenhäuser, die diese haben, haben bereits Probleme, da keines während eines derart langen Stromausfalls arbeiten kann. Der Zusammenbruch des Krankenhauses JM de los Ríos, eines Gesundheitszentrums für Kinder, das Säuglinge aus allen Bundesstaaten in Caracas empfängt, wird befürchtet. Es handelt sich um eine landesweite humanitäre Krise, die internationale Hilfe benötigt. Wenn die Hilfe nicht eintrifft, werden wir in Echtzeit eine Tragödie im Zeitalter der Kommunikation erleben.

Wir, die Venezolaner in Deutschland, lesen, hören und sehen täglich in allen Medien Nachrichten über Venezuela. Wir beobachten aber mit großer Besorgnis, dass diese Mitteilungen sich hauptsächlich auf die Wiederholung von Aussagen des Regimes und somit einer verschleierten Legitimation des Diktators Nicolás Maduro beschränken. Wir beobachten, wie Maduro und die Medien darauf bestehen, unseren Interimspräsidenten Juan Guaidó als selbsternannt zu bezeichnen, obwohl er Aufgrund der venezolanischen Verfassung der legitime Interimspräsident von Venezuela ist und von der Deutschen Regierung anerkannt wurde.

Die Venezolaner in Deutschland fordern sie nachdrücklich auf, Zeichen des Respekts und des gesunden Menschenverstandes zu zeigen, wenn es darum geht, Nachrichten über Venezuela zu veröffentlichen. Nur so kann das Bild über die Lage in Venezuela und wer was zu Verantworten hat wirklichkeitsgetreuer dargestellt werden. Vielen Dank!

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Peter Hager

    Ihrem Bericht kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Allerdings machen diese Worte nicht die Härte und Brutalität deutlich, mit der die Bevölkerung hier konfrontiert wird. Bereits in der ersten Nacht ohne Strom (Donnerstag auf Freitag), starben im nächstgelegenen Krankenhaus 6 Kinder, da sie nicht mehr versorgt werden konnten. Gestern rief uns eine alte Frau aus dem Fenster ihres Hauses um Hilfe an, sie war völlig dehydriert, wußte nicht mal mehr Tag oder Uhrzeit…
    Nicht weit davon entfernt residieren russische Offiziere und Angestellte russischer Ölfirmen im Hilton, Einige grölen, saufen und rempeln jeden an, der ihnen in den Weg kommt. Zumeist jedoch bleiben sie vom kontakt mit Venezolanern abgeschirmt.
    Kleinste Ansätze von Menschenansammlungen werden sofort beobachtet und verfolgt, Ansätze von Demonstrationen augenblicklich mit brutalster Gewalt niedergeschlagen. Nach Frieden sehnt sich hier natürlich jeder, aber unter keinen Umständen, ohne die Maduro-Bande xxxxx zu sehen und die kubanischen Folterknechte auch. Da kann man fragen, wen man will. Sogar wildfremde Menschen auf der Straße. Der Hass des Volkes ist grenzenlos, seine Bereitschaft zu kämpfen leider nicht mehr.

  2. 2
    Nevole Ana

    Nachrichten über Venezuela mit Verantwortung zu übernehmen und die Daten richtig zu mitteilen

  3. 3
    Matthias Gysin

    BRAVO. Gute Sache. Treffender hätte ich es nicht ausdrücken können.

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