Hunderttausende Menschen flüchten aus Venezuela. Ein kriminelles Regime ist der Grund für den größten Exodus in der Geschichte Lateinamerikas. Seit Amtsübernahme von Nicolás Maduro befindet sich die Wirtschaft des südamerikanischen Staates im freien Fall: Die Inflation ist astronomisch, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und alltäglichen Gütern bricht immer mehr zusammen. Kolumbien hat in den vergangenen Jahren weit über eine Million Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Eine humanitäre Herausforderung historischen Ausmaßes. Auch in Brasilien kommen immer mehr Flüchtlinge aus Venezuela an, am Dienstag (7) sogar in São Luís, der Hauptstadt des Bundesstaates Maranhão. Die Notleidenden sind auf der Suche nach Nahrung, Arbeit und berichten von einem Horror-Szenario in ihrem Heimatland.
Die fünfundfünfzig Köpfe zählende Gruppe besteht aus Männern, Frauen und Kindern die bereits Aufnahmelager in Boa Vista (Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Roraima), Manaus (Bundesstaat Amazonas) und Belém (Hauptstadt des Bundesstaates Pará) durchlaufen haben. Die Venezolaner sind nach eigenen Angaben Opfer von Mangel an Nahrungsmitteln und Medikamenten in ihrem Land und betteln an Ampeln und Bushaltestellen. Barfuß und mit einem Styropor-Plakat an den Händen bitten sie um Geld, um Nahrung und Wasser zu kaufen. Der 37-jährige Jonhy und seine beiden viereinhalb und sechsjährigen Söhne Windsor und Oliver nähern sich den Fahrern in der Avenida Beira Mar, während sie auf die Signalisierung der Ampelanlagen warten.
Jonhy ist mit seine Familie und eine Gruppe anderer Venezolaner 200 Kilometer von der Grenze bis nach Boa Vista in Roraima gelaufen und lebte dort in einem provisorischen Zelt. Da die Zahl der Flüchtlinge im Grenzgebiet zu Venezuela immer größer wird entschlossen sie nach Manaus zu reisen und lebten dort sechs Monate. Dann zog es die Gruppe nach Belém, wo sie weitere sechs Monate in der Hauptstadt von Pará verbrachte und nun seit Anfang der Woche im Município de São Luís lebt.
„Ich kannte den Namen der Stadt nicht, in der ich nun lebe. Ich weiß nur, dass wir auf der Suche nach einem Job hierher gekommen sind, damit ich mit meiner Familie besser leben kann. Meine Frau bettelt auch im Zentrum von São Luís. Wir wollen nur Arbeit und dann sind wir glücklich“, so Jonhy. Mit der Verschärfung der Migrationskrise in Roraima, die durch die politische Situation in Venezuela verursacht wird, führte die Bundesregierung den Prozess der „Internalisierung“ durch. Das Programm sieht die Verlagerung eines Teils des Flüchtlings-Kontingents in andere brasilianische Regionen vor. Nach dem freiwilligen Beitritt in das Verfahren wurden bereits mehr als viertausend venezolanische Flüchtlinge in verschiedene Staaten gebracht.
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