In Deutschland reden alle vom Pflegenotstand. In der Altenpflege fehlen vor allem qualifizierte Mitarbeiter, Hilfskräfte finden nur selten einen Job in der Branche. Vor etwa hundert Jahren wurden die Menschen im Durchschnitt gerade einmal dreißig Jahre alt, heute erleben immer mehr sogar ihren hundertsten Geburtstag. Dies erfordert Investitionen in die „Generation 60+“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert deshalb, dass alle Länder ihre Gesundheitssysteme auf die Bedürfnisse der älteren Menschen ausrichten, Systeme für Langzeitpflege entwickeln und ein altersfreundliches Lebensumfeld schaffen. Mit einer Steigerung von 547 Prozent ist die „Pflegekraft für Ältere“ der am schnellsten wachsende Berufszweig im südamerikanischen Land Brasilien.
Die Nachfrage nach Ausbildungskursen für Pflegekräfte stieg seit 2018 um 84 Prozent – Tendenz rasant steigend. Die nationale Geodaten- und Statistikbehörde Brasiliens „Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística“ (IBGE) mit Sitz in Rio de Janeiro schätzt, dass sich die Zahl der älteren Menschen bis 2050 mehr als verdoppelt und vierzig Millionen erreichen wird. Da der Beruf „Pflegekraft für Ältere“ in Brasilien inzwischen offiziell anerkannt ist, stieg die Zahl der Fachkräfte von 2017 bis Juni 2019 nach Angaben der nationalen Behörde für Arbeits- und Arbeitslosenstatistik (Cadastro Geral de Empregados e Desempregados, Caged) von 5.263 auf 34.051 (547 Prozent).
Die meisten Kurse in den inzwischen fast ausgebuchten Schulungszentren dauern zwischen neun und zwölf Monaten und kosten im Durchschnitt zwischen 200 und 400 US-Dollar pro Monat. Der neue gesetzliche Mindestlohn in Brasilien beträgt seit dem 1. Januar dieses Jahres 998 Reais (1 US-Dollar entspricht 3,83 Reais). Dafür muss die Pflegekraft 42 Stunden pro Woche arbeiten. In den Mega-Metropolen wie São Paulo liegt die Vergütung allerdings zwischen 1.250 und 2.100 Reais. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wird die Zahl der über 60-Jährigen bis 2050 voraussichtlich 22 Prozent der Weltbevölkerung erreichen, was zwei Milliarden entspricht. In Brasilien wird sich die Gesamtzahl der über 60-jährigen bis 2050 mehr als verdoppeln, von 9,5 auf 21,8 Prozent der Bevölkerung und über 40 Millionen.
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