Im südamerikanischen Land Brasilien wüten derzeit die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Dies meldete das Nationale Institut für Weltraumforschung „Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais“ (INPE) und wies darauf hin, dass in diesem Jahr der Rekordwert von 72.843 Bränden registriert wurde (52,5 Prozent davon im Amazonas) – eine Steigerung von 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwischen Januar und August wurden seit Beginn der Aufzeichnungen 2013 noch nie so viele Brände gezählt wie in diesem Jahr. Seit Donnerstag vergangener Woche wurden 9.507 neue Waldbrände vor allem im Amazonasbecken entdeckt, in dem der größte Tropenwald der Welt beheimatet ist und der als wichtig angesehen wird, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro hat nun angedeutet, dass Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die zahlreichen Brände im Amazonas-Regenwald verursacht haben könnten. Demnach sind die zivilgesellschaftlich zustande gekommenen Interessenverbände darüber verärgert, nachdem die Regierung ihre Finanzierung zurückgezogen hat.
Bolsonaro wurde von Journalisten ausdrücklich gefragt, ob er NGOs der Brände beschuldige. Er antwortete: „Wir müssen zuerst diese Verbrechen bekämpfen, dann werden wir sehen, wer dafür verantwortlich ist. Meiner Ansicht nach gibt es jedoch Interessen dieser NGOs, die Interessengemeinschaften außerhalb Brasiliens vertreten. NGO-Beschäftigte sind vom Geldmangel betroffen, nachdem die Regierung ihre Finanzierung zurückgezogen hat und es könnte – was ich jetzt nicht explizit behaupten möchte – kriminelle Handlungen dieser Personen geben, um Aufmerksamkeit gegen mich und damit gegen die brasilianische Regierung zu erregen“, so das Staatsoberhaupt. Ebenfalls wies er darauf hin, dass verschiedene Gouverneure in den nördlichen und an den Amazonas grenzenden Bundesstaaten „keinen Finger bewegen“, um bei der Bekämpfung der Brände zu helfen.
Bolsonaro wurde von einem Journalisten auch gefragt, ob es an Ressourcen mangelt, das Norwegen und Deutschland nicht mehr in den Amazonasfonds überwiesen haben. Der Präsident erklärte, man könne nicht an das „Kindliche“ glauben und denken, dass die beiden europäischen Länder ein „großes Herz“ haben. „Bei allem Respekt für Dich, kannst du mir einen Baum zeigen, der mit diesen milliardenschweren Ressourcen gepflanzt wurde, die von außen nach innen kommen? Findest Du, dass die Länder ein großes Herz haben und uns helfen wollen? Die wollen uns nicht helfen. Jeder weiß, dass es keine Freundschaft dieser Länder gibt – es gibt Interessen“.
Veröffentlichte Fotos zeigen den mit dunklem Rauch bedeckten Nordstaat Roraima. Der Bundesstaat Amazonas hat bereits am 9. August einen Notfall im Süden und in seiner Hauptstadt Manaus ausgerufen, während Acre an der Grenze zu Peru seit Freitag durch Brände im sogenannten Umweltalarm ist. In Mato Grosso und Pará, zwei Agrarstaaten, die die Landwirtschaft in Richtung Amazonasgebiet vorantreiben und die Entwaldung fördern, haben die Waldbrände ebenfalls zugenommen.
Update, 22. August
Ecuadorianische und peruanische Umweltverbände haben am Freitag zu einem „Sit-in“ vor der brasilianischen Botschaft in Quito und Lima aufgerufen, um die Regierung von Bolsonaro und andere in der Region aufzufordern, „dringende Maßnahmen“ zur Bekämpfung und Verhütung von Bränden im Amazonas zu ergreifen. In den letzten 24 Stunden war der Tag #PrayForAmazonas mit 334.000 Veröffentlichungen ein Trend im sozialen Netzwerk von Twitter und seit gestern ist das Wort Amazon das meistgesuchte bei Google. Ein großer Teil der über soziale Netzwerke veröffentlichten Fotos entspricht jedoch nicht den aktuellen Waldbränden im Amazonas und stammt nachweislich aus den Jahren 1989, 2011 und 2014, ebenfalls aus Indien und den USA.
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