„Unser Amazonas“ brennt: Einmischung aus dem Ausland nicht erwünscht

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Präsident Bolsonaro bei seiner wöchentlichen Live-Sendung (Foto: Bolsonaro)
Datum: 23. August 2019
Uhrzeit: 09:12 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Redaktion
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Wegen Dürre und Brandstiftung greifen im südamerikanischen Land Brasilien die Brände im Regenwald auf immer neue Areale über. Präsident Jair Messias Bolsonaro kann sich nach eigenen Worten vorstellen, dass auch Umweltschützer die Feuer im Amazonas-Gebiet gelegt haben könnten. Von den Bränden kursieren indes viele Fake-Fotos im Netz, die falsch und irreführend sind. Das Staatsoberhaupt des größten Landes in Lateinamerika verbittet sich Einmischung aus dem Ausland und wirft dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron wegen dessen Äußerungen zu den verheerenden Waldbränden eine „kolonialistische Mentalität“ vor, weil sein Amtskollege beim G7-Gipfel in Biarritz über die Feuer sprechen will und die Länder der Amazonas-Region nicht dabei sind. Der brasilianische Abgeordnete Eduardo Bolsonaro, Sohn des Präsidenten, hinterließ auf „Twitter“ eine „Botschaft“ an den französischen Präsidenten und nannte ihn einen „völligen Idioten“.

„Einige Länder nutzen diesen Moment, um Kritik an Brasilien zu üben, um das Agrarbusiness, unsere Wirtschaft, zu untergraben und Brasilien wieder in eine untergeordnete Position zu bringen“, so Bolsonaro. Der Präsident kritisierte ausländische Demonstrationen zu diesem Thema. „Ein Land, das jetzt – ohne den Namen hier zu sagen – von ‚unserem Amazonas‘ gesprochen hat, den Mut hatte, ‚unser Amazonas‘ zu sagen, ist lediglich daran interessiert, eines Tages hier in unserem Amazonas seinen Platz einzunehmen“. Er bedauert nach eigenen Worten, dass Präsident Macron versucht, eine interne Frage Brasiliens und anderer amazonischer Länder für persönliche politische Gewinne zu instrumentalisieren. „Der sensationelle Ton, mit dem er sich auf den Amazonas bezieht (und sogar falsche Fotos zeigt), trägt nicht zur Lösung des Problems bei. Die brasilianische Regierung ist weiterhin offen für einen Dialog, der auf objektiven Daten und gegenseitigem Respekt beruht. Der Vorschlag des französischen Präsidenten, die Probleme des Amazonas bei der G7 zu erörtern, ohne dass sich die Länder der Region beteiligen, ruft im 21. Jahrhundert eine fehlgeleitete kolonialistische Denkweise hervor“, twitterte Bolsonaro.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Im Bundesstaat Pará wird demnach geprüft, warum der von Landwirten angekündigte „Tag des Feuers“ (Dia do Fogo) vor einer Woche nicht durch die Lokalregierung verhindert wurde. Auswertungen von Satelittendaten belegen, dass die Großgrundbesitzer im Südwesten von Pará in einer koordinierten Aktion große Flächen entlang der Bundesstraße BR-163 in Brand gesteckt hatten, um Platz für neue Weideflächen zu schaffen.

Ausländische Boulevarmedien haben sich auf Brasilien eingeschossen – einem Land, dass nicht so gewählt hat, wie es sich der Europäer gewünscht hätte. Dass Großbrände in Bolivien mittlerweile 744.711 Hektar Wald- und Landfläche zerstört haben, bleibt weitgehend unerwähnt (Brasilien mehr als 500.000 Hektar Wald, Getreide und Grasland). Ein von Leonardo Di Caprio, Gisele Bündchen (Instagram) und Emmanuel Macron (Twitter) veröffentlichtes Foto über den Brand im Amazonas wird von der brasilianischen Regierung als „Fake“ bezeichnet. Es wurde von der Fotojournalistin Loren McIntyre aufgenommen, die 2003 starb. Er war seit den 1970er Jahren auf Amazon-Expeditionen, als er für National Geographic arbeitete. McIntyre veröffentlichte in den 1990er Jahren ein Buch über den Amazonas. Das Bild steht in der Alamy-Bilddatenbank zum Verkauf.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Caratinga

    Brasilien vernichtet sich selber!!!!!!!!!!!!!!
    Waldbrände, Monokultur, Mord und Dummheit.
    Die die schon genug haben, bekommen den Hals nicht voll genug, und der kleine Mann kann nicht wissen, welcher Möglichkeiten er beraubt wird.
    Den Schaden tragen hinterher die Armen. Die genug haben sitzen mit ihrem fetten xxxxx auf der kleinen Insel, und lachen sich Tod.

    • 1.1
      noesfacil

      Waldbrände, Monokultur, Mord, Dummheit und ich ergänze, grenzenlose Borniertheit und Gier, angeführt von Despoten, Populisten und schweren Dummbeuteln.
      Angefangen in US, über Venezuela, bis mithin nach Brasilien.
      Sie sagen es Caratinga, geben die richtigen Stichwörter vor.

      No puedo comer tanto, como tengo vomigar!
      noesdacil

  2. 2
    Peter Hager

    Es ist schwer, sich als Außenstehender ein Urteil zu bilden, jedoch leicht, in den stets vorhandenen Chor der Kritiker einzustimmen. – Erst seit wenigen Jahrzehnten erhalten wir überhaupt Kenntnis von den meisten Waldbränden auf dieser Welt, dank Satellitentechnik. Diese gibt jedoch selten oder gar nicht Aufschluss über die Ursachen der Brände. Die Vermutung, daß im Falle Brasiliens kriminelle Handlanger skrupelloser Agrarfirmen dahinter stehen, liegt nahe, muß aber bewiesen werden. Dies gestaltet sich schwierig.

    Wie auch immer, der Amazonas gehört nicht Brasilien, wie der anscheinend von geistiger Umnachtung befallene Bolsonaro glaubt, sondern der Welt. Selbst wenn Lula oder Rousseff das Thema noch schlechter gehandhabt haben, rechtfertigt dies seinen Standpunkt nicht. Kein Land, keine Regierung und kein Konzern hat das Recht, große Gebiete von existenzieller Bedeutung für das Leben auf der Erde zu zerstören oder der Zerstörung preiszugeben. Nationale Gesetze und Rechte werden in einem solchen Fall bedeutungslos, denn es geht um Gesundheit und Leben aller Lebewesen. Der Rest der Menschheit hat ggf. sehr wohl das Recht und die Pflicht, dies zu verhindern. Und sei es mit militärischen Mitteln als Akt der Notwehr. – Nur verfügt die Menschheit leider über keine Institution, die hierzu befähigt oder legitimiert wäre. Die UN ist durchsetzt von Individuen, die z.T. selber Recht und Gesetz in ihren Heimatländern mit Füßen treten. Und eine Regierung, deren Land nicht einmal von ihr selber akzeptierte Ziele des Klima- und Umweltschutzes umsetzt, steht Kritik an anderen nicht zu, geschweige denn gewaltsames Eingreifen.

    Die „Großkopferten“ dieser Welt werden sich also noch in den Haaren liegen und über Umweltschutz streiten, während sie jährlich in selbstverständlichem Automatismus ihre Diäten erhöhen, bis ihnen eines Tages giftiger Müll und verpestete Luft den Gar aus machen. Und dann ist niemand mehr da, der auf ihren Grabstein meisseln könnte: „Er hat sein Bestes gegeben. Schuld waren die andern.“

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