Die diesjährige Artenschutzkonferenz CITES war eine der größten aller Zeiten mit rekordverdächtig langen Tagesordnungen. Doch das Fazit des WWF fällt gemischt aus: Zwar wurden viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten unter stärkeren Schutz vor Übernutzung gestellt, gerade Meerestiere und weniger bekannte Arten, darunter über 30 Reptilienarten. Gleichzeitig wurden in der Umsetzung existierender Handelsverbote wichtige Chancen vertan, zum Beispiel um die grassierende Elefantenwilderei stärker und transparenter zu bekämpfen oder um die zentrale Rolle Vietnams im illegalen Artenhandel deutlich zu ahnden. Handelsbeschränkungen können jedoch immer nur so gut für den Erhalt bedrohter Arten sorgen wie ihre Umsetzung durch die beteiligten Staaten.
„Insgesamt gelang es in Genf, das Augenmerk auch auf weniger charismatische, unbekanntere Arten zu legen, die jedoch für ihr Ökosystem genauso wichtig sind. So helfen beispielsweise die nun stärker geschützten Seegurken, die als exotische Delikatesse gelten, die Klimawandel bedingte Versauerung der Meere aufzuhalten“, sagt Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte beim WWF. Übernutzung durch den Menschen – also Überfischung, Übersammlung und Überjagung – ist einer der Hauptgründe für das Artensterben. Die Artenschutzkonferenz CITES hat die Aufgabe den nachhaltigen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu regeln. Das wird bei Meerestieren wie den dieses Mal im Fokus stehenden Makohaien, Geigenrochen, Seegurken und verschiedenen Schildkrötenarten besonders deutlich. Alle diese Arten sind durch Überfischung und (Bei-)Fang bedroht, und ihr Fang wird dank CITES nun stärker kontrolliert und damit hoffentlich nachhaltiger. Das kommt dann nicht nur der Art selbst sondern auch deren ganzem Ökosystem zu Gute. Auch der rasant gestiegene Handel mit Meereszierfischen für Aquarien soll besser überwacht werden.
Ikonischen Arten wie Elefanten, Nashörner und Tiger waren in Genf ebenfalls im Fokus. „Über allem steht, dass die bereits bestehenden internationalen kommerziellen Handelsverbote für Elfenbein und Horn von Nashörnern nicht aufgeweicht wurden, sondern unverändert gelten. Doch bei der Umsetzung dieser Verbote wäre aus unserer Sicht noch mehr drin gewesen,“ bilanziert Köhncke. Beim Thema Elfenbeinhandel habe CITES eigentlich ein gutes Werkzeug um den illegalen Handel zu bekämpfen – die Nationalen Elfenbeinaktionspläne (NIAP). Doch der Prozess brauche mehr Transparenz und Stärke, um Schlupflöcher zu schließen und betroffenen Ländern besser zu helfen. Drehkreuz für den internationalen illegalen Handel mit Wildtierarten ist schon seit einigen Jahren Vietnam, aber trotz Drängen des WWF kam es nicht zu erhofften schärferen Maßnahmen durch CITES bis hin zu Sanktionen – eine herbe Enttäuschung.
Kleinere Fortschritte gab es beim Tigerschutz, insbesondere beim Thema Tigerfarmen. So wurden Entscheidungen getroffen, um die Strafverfolgung zu verbessern, die Nachfrage nach Tigerteilen und -produkten einzudämmen und endlich, entsprechend einer alten Selbstverpflichtung der CITES-Staaten, Tigerfarmen zu schließen. Denn aus WWF-Sicht fördert der Handel die Nachfrage und behindert die Umsetzung geltender Gesetze zum Schutz der Tiere. Somit begrüßt der WWF diese Entscheidungen. Dennoch bleiben Leerstellen. „Wir brauchen dringend Maßnahmen für die asiatischen Länder, in denen Tiger in Gefangenschaft gehalten werden oder die in den illegalen Tigerhandel verwickelt sind. Solche Zuchtanlagen sind ein brutales Geschäft – sie müssen geschlossen und der kommerzielle Handel mit Tigerteilen beendet werden“, fordert Arnulf Köhncke, der für den WWF an den Verhandlungen teilnahm.
Laut WWF-Angaben leben noch etwa 3890 Tiger in der Wildnis – aber alleine in China, Thailand, Laos und Vietnam werden aktuell über 8000 Tiger in Gefangenschaft gehalten. Seit dem Jahr 2000 wurden über 2300 Tiger im illegalen Handel beschlagnahmt. Im Freiland gelten vor allem Tiger auf Sumatra als höchstgefährdet, aber auch die verbleibenden Tiger in Thailand und Myanmar.
Neben Tierarten standen auch bedrohte Pflanzenarten und deren Handel auf der CITES-Agenda. So wurden mehrere Baumarten unter striktere Handelsregulation gestellt, die von illegaler und nicht nachhaltiger Nutzung betroffen sind. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Spanische Zeder, ein südamerikanisches Edelholz und Mahagoni-Ersatz. Doch leider kommen solche Regularien oft zu spät – eine Baumart aus Malawi wurde beispielsweise jetzt auf Anhang II aufgenommen, von der es aktuell wohl keine erwachsenen Exemplare in der Natur gibt.
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