Im südamerikanischen Land Brasilien steht die Wiedereröffnung des Nationalparks „Pico da Neblina“ kurz bevor. Der im Bundesstaat Amazonas im Norden Brasiliens an Venezuela grenzende „Parque Nacional do Pico da Neblina“ umfasst mit dem 3.014 Meter hohen „Pico da Neblina“ und dem 2.992 Meter hohen „Pico 31 de Março“ die beiden höchsten Gipfel in Brasilien, auf Empfehlung des Bundesministeriums für öffentliche Angelegenheiten und des Brasilianischen Instituts für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Ibama) wurde der Park ab 2003 wegen unkontrollierten Tourismus geschlossen. Für den 15. November wurde nun ein Treffen zwischen Vertretern der in der Region lebenden indigenen Gemeinschaften und staatlichen und nichtstaatlichen Stellen anberaumt, um den Zeitpunkt der Wiedereröffnung zu erörtern.
Ende September unterzeichnete der Präsident der brasilianischen Behörde für die Angelegenheiten der indigenen Bevölkerung „Fundação Nacional do Índio“ (FUNAI), Marcelo Xavier, ein Dokument hinsichtlich der Genehmigung des sogenannten „Plano de Visitação YARIPO – ECOTURISMO YANOMAMI“. In der Vergangenheit waren die in der Region tätigen Tourismus-Agenturen mehrfach kritisiert worden, dass sie die Rechte der indigenen Bevölkerung verletzten. Demnach wurden Touristen nicht über die mit der Region verbundenen spirituellen, kulturellen und ökologischen Werte der Ureinwohner informiert. Diesmal sollen die Yanomami selbst die Touristengruppen durch ihr Gebiet führen. Ein Großteil des Parks ist Teil eines indigenen Territoriums. Der Norden und Osten des Parks umfassen einen Teil des indigenen Territoriums der Yanomami (etwa fünfzig Prozent), ethnische Gruppen der Tucano, Tuyuca, Desano, Baniwa, Koripako, Carapanã, Baré, Tariana, Pira-tapuya, Yepamasã, Kobéwa und Warekena leben ebenfalls in der Region. Da der Park in einem Grenzgebiet liegt gibt es eine militärische Präsenz, die ebenfalls Probleme verursacht.
Laut dem vor rund einem Monat unterzeichneten amtlichen Schriftstück, das den Besuchsplan detailliert beschreibt, wurden 55 Vertreter aus sechs indigenen Gemeinden der Region Maturacá (AM) konsultiert. Darunter befinden sich vor allem junge Menschen, die an der Entwicklung von Ökotourismusaktivitäten interessiert sind. Eine der am Prozess beteiligten Regierungsbehörde (Chico Mendes-Institut für den Erhalt der biologischen Vielfalt/ICMBio) weist darauf hin, dass die Wiedereröffnung eine Alternative zum Goldabbau darstellt, mit dem viele indigene Völker ihren Lebensunterhalt sichern. Führer der Yanomami bekräftigen, dass viele Indigene dazu bereit sind den Goldabbau aufzugeben. Ihnen ist durchaus bewusst, dass der Abbau des Edelmetalls negative Auswirkungen auf ihre Gemeinden und ihre eigene Gesundheit hat. „Sie wollen an dem Projekt arbeiten und haben eine Wahl getroffen. Heute verstehen sie, dass der Bergbau die Natur degradiert und ihre uralte Tradition schädigt. Der Wald ist eine heilige Gabe, ebenfalls die Tiere. Vier Jahre lang waren sie am Entscheidungsprozess beteiligt und haben nun der Wiedereröffnung des Parks für Touristen zugestimmt. Die Indios verstehen, dass Bergbau und Natur nicht zusammenkommen“, so Floriza da Cruz Pinto, Yanomami-Führerin.
Von dem Projekt sollen mehr als 2.900 indigene Menschen aus sechs Gemeinden in der Region profitieren. Die „Yanomami Ökotourismus-Touren“ stehen Abenteuertouristen, insbesondere Bergsteigern, offen. Es ist beabsichtigt diese Art von Tourismus mit Ethno-Tourismus zu verbinden. Dadurch sollen Reisende die ihnen fremden Völker und Kulturen kennen lernen und beobachten. Aus den Bedingungen des Besuchsplans geht hervor, dass die Expeditionen maximal zehn Besucher, einen Reiseleiter und ein Team von Trägern umfassen sollten, deren Mitgliederzahl von der Gesamtzahl der Besucher abhängt. Die Träger sind unter anderem für den Transport von Lebensmitteln und Zelt-Ausrüstung etc. verantwortlich. Um die Gipfel der Berge zu erreichen, wird eine achttägige Route zurückgelegt, die von den Touristen eine gute körperliche Vorbereitung erfordert. Zusätzlich zur Laufdistanz müssen Expeditionsteilnehmer einen großen Teil an Bord eines Bootes (zwei Tage) verbringen.
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