Niedrig priorisiertes Ziel: Nachhaltigkeit in der Hotelbranche

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Große Diskrepanz zwischen Wunsch nach Nachhaltigkeit und Anforderungen an die Unterkunft (Foto: Latinapress)
Datum: 06. November 2019
Uhrzeit: 08:14 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die Hotelbranche muss ihre Treibhausgasemissionen pro Zimmer pro Jahr bis zum Jahr 2030 um 66 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent im Vergleich zum Ausgangswert von 2010 reduzieren. Betrachtet man jedoch zehn der größten Hotelunternehmen, so haben sich nur wenige davon Ziele gesetzt, die den auf der Wissenschaft basierenden Vorgaben entsprechen. „Einmalprodukte wie Mini-Shampooflaschen, Plastikpantoffeln und Becher zum Mitnehmen sind in den meisten Hotels Standard, allerdings werden diese allmählich von der Bildfläche verschwinden. Bisher haben sich einige der größten Hotelketten wie Marriott und InterContinental Hotels dazu verpflichtet, diese Artikel zu reduzieren oder einfach abzuschaffen“, so Prof. Dr. Legrand, seit 2003 Professor für Hospitality Management an der IUBH Internationalen Hochschule, Bad Honnef Campus. Marriott wird bis Ende 2020 Toilettenartikel aus seinen Hotels verbannen. „Die Aufmerksamkeit darf dadurch jedoch nicht vom Gesamtbild abgelenkt werden: Da ein großer Teil unserer CO2-Emissionen mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir unsere Gebäude planen, entwickeln, bauen, sanieren, nachrüsten sowie heizen, kühlen und lüften, umfasst das Gesamtbild sowohl die aktuell vorhandenen Hotelimmobilien als auch die geplanten Bauvorhaben.“, sagt Prof. Legrand und sieht folgende Faktoren als Gründe für das mangelnde Engagement in der Hotelbranche:

Verbraucher: Große Diskrepanz zwischen Wunsch nach Nachhaltigkeit und Anforderungen an die Unterkunft

Reisende sind sich einig: Sie wünschen sich im Urlaub mehr Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Legrand ist der Meinung, dass dies insbesondere für die Generationen Y und X gilt. Allerdings unterscheiden sich die Wünsche von Reisenden letztendlich von ihren tatsächlichen Anforderungen. Beispielsweise gingen nach der Ankündigung, dass Mini-Toilettenartikel in einigen der größten Hotelketten abgeschafft werden sollten (z.B. Marriott International), online zahlreiche Beschwerden ein, laut denen diese Art von Artikeln überaus wünschenswert seien.

Wie bei allen anderen Veränderungen der branchenüblichen Praktiken, müssen die Verbraucher zunächst über die Gründe für die Änderung informiert werden: Im Fall von Toilettenartikeln soll die riesige Menge der festen Abfälle in den Tausenden von Hotelimmobilien verringert werden, damit sie nicht in die natürliche Umgebung gelangen. Auch wenn Mini-Toilettenartikel auf der Skala des Plastikmülls als Nischenproblem betrachtet werden, müssen Veränderungen auf allen Ebenen des Betriebs vorgenommen werden, um eine echte Wirkung zu erzielen. Prof. Dr. Legrand schätzt das Verbraucherverhalten jedoch als von Natur aus unvorhersehbar und emotional ein. Daher reicht es nicht aus, sich nur auf Veränderungen der Verbraucherwünsche zu verlassen, um Probleme wie den Klimanotstand anzugehen. Strenge staatliche Vorschriften, Steuern und Anreize sind erforderlich.

Investoren und Eigentümer: Nachhaltigkeit ist ein niedrig priorisiertes Ziel

Legrand sieht ein großes Problem im fehlenden Zusammenhalt sowie in den unterschiedlichen Bedürfnissen aller Interessengruppen innerhalb einer Hotelkette. Sie verhindern eine effektive Entwicklung vieler großer Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Von elementarer Bedeutung wäre ein Plan zur CO2-Neutralität, was bedeutenden Investitionen in die bestehende oder eine neue Hotelinfrastruktur gleichkommt. Da dies häufig in der Verantwortung der Investoren und/oder des Eigentümers liegt, wird das Kapital für Nachhaltigkeit in die kurzfristigen Gewinn- und Wachstumsplänen der Gesellschafter weggeleitet. Anders verhält es sich mit privat geführten und betriebenen Hotels wie Familienbetrieben, da Eigentümer und Betreiber in der Regel ein und derselbe sind und gemeinsame Interessen und Ziele verfolgen. „Neben den reinen wirtschaftlichen Gewinnen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen mit attraktiven Kapitalrenditen (z. B. Energieeinsparungen, Einsparungen bei der Abfallreduzierung), muss Nachhaltigkeit für die neue Generation der Millenials (Generation Y und Z) relevant bleiben. Diese Generation hat verstanden, dass die Welt nicht weiterhin so genutzt werden kann wie bisher – und das ist für die zukünftigen Hoteliers wichtig, sei es hinsichtlich der künftigen Anwerbung von Mitarbeitern oder der Interaktion mit zukünftigen Kunden“, so Legrand.

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