Die Nachricht vom Massaker an neun in einem Hinterhalt in Mexiko getöteten Mitgliedern einer Mormonen-Familie und das Filmmaterial von Straßenkämpfen mit Kartellmitgliedern und der Polizei um „El Chapos“-Sohn in der Stadt Culiacán haben die Gewalt beleuchtet, die Mexiko seit Jahren heimsucht. Die Mordrate in Mexiko hat in den letzten Monaten und seit Dienstantritt von Staatschef López Obrador zugenommen, liegt aber weiterhin weit unter denen anderer Länder weltweit.
Nach den jüngsten Zahlen der Vereinten Nationen belegt Mexiko weltweit Platz 19 in der Liste der Länder mit der höchsten Rate an vorsätzlichen Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner. Mexikos Quote liegt mit 24,8 deutlich unter der des weltweit führenden Landes El Salvador, in dem 2017 61,8 von 100.000 Menschen an Gewaltverbrechen starben. Allerdings hat die Zahl der Morde in Mexiko seit 2014 zugenommen. 2018 war die Zahl der Getöteten mehr als viermal so hoch wie 2007 und die Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres 2019 deuten darauf hin, dass die Zahl der Tötungsdelikte in diesem Jahr die des Vorjahres übertreffen könnte.
Die mexikanischen Regierungen haben lange Zeit argumentiert, dass die Mehrheit der Opfer Verbindungen zu kriminellen Banden hat oder in interne Machtkämpfe verwickelt ist. Aber nach Szenen wie denen in der Stadt Culiacán im Oktober, in denen die Bewohner in Deckung gehen mussten während ein Konvoi schwer bewaffneter Kartell-Lastwagen in die Stadt rollte, fragen sich immer mehr Menschen, ob sie möglicherweise in Gefahr sind. Die Bundesstaaten mit der höchsten Mordrate sind: der winzige westliche Bundesstaat Colima, gefolgt von Baja California, Chihuahua im Norden und Guerrero. Ein Großteil der Gewalt konzentriert sich auf kriminelle Krisenherde, in denen Banden entweder aktiv sind oder um Territorium kämpfen. Es gibt viele Gebiete, die von Gewalt relativ unberührt geblieben sind. Im beliebten Touristenziel Yucatán liegt die Mordrate mit nur 3 pro 100.000 Menschen unter der Thailands. Die Bundesstaaten Aguascalientes, Campeche und Coahuila liegen ebenfalls weit unter dem nationalen Durchschnitt und weisen ähnliche Mordraten auf wie Uruguay.
Die Lage Mexikos an der südlichen Grenze der USA bedeutet, dass hier seit Jahrzehnten mächtige kriminelle Gruppen Kokain, Heroin, Marihuana und Methamphetamine in den Norden der USA schmuggeln, dem weltweit größten Markt für illegale Drogen. Der Einsatz von Soldaten hat es nicht geschafft, die Gewalt zu unterdrücken. Diese Gruppen handeln nicht nur mit Drogen, sondern mischen auch bei Erpressung, Geldwäsche, Menschenhandel, Menschenschmuggel und Auftragsmorden mit. Einige sind transnationale Unternehmen, die bis in den Süden Argentiniens hinein operieren und in Europa Ableger haben. Sie bestechen oder infiltrieren oft die Sicherheitskräfte und zahlen oder bedrohen Politiker, um deren Auge für ihre illegalen Unternehmen zu verschließen.
Rivalisierende Banden kämpfen um ihr Territorium und um die Kontrolle über lukrative Schmuggelrouten und wenden oft grausame Taktiken an, wie das Aufhängen von Körpern an Brücken und Enthauptungen, um Terror und Angst zu verbreiten. Während einige der Anführer der mächtigen Kartelle in den letzten Jahren verhaftet oder getötet wurden, war das Ergebnis kein Rückgang der Kriminalität. Stattdessen hat das zurückgelassene Vakuum zu weiteren Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden um die vakanten Führungspositionen geführt.
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