Die Demonstrationen im südamerikanischen Land Kolumbien hören nicht auf und gefährden das Mandat von Präsident Iván Duque. Laut Analystin Arlene Tickner, Professorin an der Universidad del Rosario in Bogotá und Doktorandin für Internationale Studien an der Universität von Miami, drücken die beispiellosen Proteste die wachsende Unzufriedenheit der Kolumbianer aus. Nach ihren Worten sind der Mangel an Autorität, den Duque projiziert und seine hohe Missbilligung bei der Bevölkerung (fast siebzig Prozent) einige der Faktoren, die zu sozialer Unzufriedenheit in Kolumbien geführt haben – infiziert von dem, was in anderen lateinamerikanischen Ländern geschehen ist.
Tickner weist darauf hin, dass es in Kolumbien keine so ausgeprägte Tradition des Sozialprotestes wie in anderen lateinamerikanischen Ländern gibt. Was in diesen Tagen geschieht ist demnach ein unerwarteter und atypischer Ausdruck der kolumbianischen Bevölkerung. Die Proteste spiegeln mehrere Ursachen für Missstände, die kaum mit kosmetischen Reformmaßnahmen der Regierung angegangen werden können. Die Empörung reicht von der Langsamkeit und den Rückschlägen bei der Umsetzung des Friedensprozesses mit der Terrororganisation FARC, den Morden an sozialen Führern und demobilisierten FARC-Mitgliedern, Ungleichheit, Zugang zu Bildung, angemessene Renten, Zugang zur Gesundheitsversorgung, sexuelle/ethnische Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt.
Die Unzufriedenheit hat sich seit Jahren und Jahrzehnten angesammelt. Was die aktuelle Regierung von früheren Regierungen unterscheidet, ist der Mangel an Anerkennung und Legitimität gegenüber breiten Bevölkerungsschichten. Selten wurde ein Präsident nach einem Jahr seiner Regierung mit einer Zustimmung von weniger als vierzig Prozent gesehen. Ob es einen Ansteckungseffekt zwischen den verschiedenen sozialen Protesten in Lateinamerika und der Welt gibt, ist unklar. Aber mit der Unmittelbarkeit von Informationen und dem Zugang zu ihnen und der Tatsache, dass es eine wachsende und historische Zahl von Mobilisierungen hinsichtlich Missständen gibt, haben sie zweifellos eine gewisse Wirkung.
Die allgemeine Wahrnehmung von Duque ist zudem, dass er ein Unterpräsident ist der sich gegenüber Álvaro Uribe verantwortet. Obwohl der Politiker der rechtskonservativen Partei Centro Democrático über technische Erfahrung verfügt, insbesondere im Ausland in internationalen Unternehmen, ist seine Erfahrung in der kolumbianischen Politik begrenzt. Duque ist ein Präsident, dem es an Charisma mangelt und der keine Autorität projiziert. Er zeigt sich sehr distanziert und taub angesichts der vielfältigen Quellen der Unzufriedenheit. Deshalb ist es schwierig zu wissen, wie lange diese Proteste dauern werden, besonders in einem Land, das keine Tradition des Protestes hat. Aktuell erlebt das Nachbarland von Venezuela die größten Demonstration seit dem Bürgerkrieg in den 1970er Jahren.
„Was in diesen Tagen geschieht ist demnach ein unerwarteter und atypischer Ausdruck der kolumbianischen Bevölkerung.“ DAS ist die einzige vernünftige Aussage dieser Sra. Tickner. Doch daß dahinter Moskau steht und Teile des kolumbianischen Volkes sich nur blind vor den Karren des Kreml spannen lassen, soweit tickt die Dame entweder nicht, oder aber sie lügt wie gedruckt.