Kuba: „Ich wurde im Gefängnis absichtlich mit HIV angesteckt”

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Kuba: Massive Angriffe auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Foto: Archiv)
Datum: 27. November 2019
Uhrzeit: 15:26 Uhr
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Autor: Redaktion
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Der Tag der Menschenrechte am 10. Dezember rückt näher und die Weltöffentlichkeit muss wieder verstärkt nach Kuba blicken. Dort werden Bürgerrechtler und Regimekritiker sowie deren Familien drangsaliert, willkürlich festgenommen und müssen um ihr Leben fürchten. Besonders deutlich zeigt sich dies am Schicksal des kubanischen Biologen und Umweltschützers Dr. Ariel Ruiz Urquiola, der am 10. Dezember in seine Heimat zurückkehren wird. Auf Einladung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main berichtet der politische Gefangene über seinen Hungerstreik und die Ansteckung mit HIV.

Als Dr. Ariel Ruiz Urquiola mit seinen Forschungsprojekten auf die Umweltzerstörung durch die kubanische Regierung hinwies, wurde er auf verschiedenste Weise diskriminiert. Zudem versuchten staatliche Behörden, ihm die Lehrerlaubnis zu entziehen und seine wissenschaftliche Karriere zu beenden. „Als ich willkürlich verhaftet wurde, war ich nachweislich noch gesund, im Gefängnis wurde ich dann aber absichtlich mit HIV angesteckt”, so Dr. Ariel Ruiz Urquiola.

Repressionen wegen Forschungsprojekten

Dr. Ariel Ruiz Urquiola kritisierte das kubanische System bereits als Student. Sowohl national wie auch international machte er mit seinen Forschungsarbeiten zur Umweltzerstörung auf Kuba von sich reden. Unter anderem zeigte er, dass das kubanische Fischerei-Ministerium wildlebende Schildkrötenpopulationen im karibischen Raum zerstörte. Darauf folgten Drohungen, ihm seinen Doktor-Titel zu entziehen und sein Arbeitsverhältnis zu beenden. Dank der Hilfe seines Anwalts durfte er aber weiter forschen, allerdings nicht mehr über maritime Themen. Auch lehren durfte er weiterhin, jedoch nicht mehr an seiner ursprünglichen Fakultät. Nachdem er 2016 aufgrund eines vorgeschobenen Grundes von der Universität verwiesen wurde und das Krankenhaus seiner Schwester dringend benötigte Krebsmedikamente nicht aushändigen wollte, protestierte er das erste Mal durch einen Hungerstreik.

Ernsthafte Erkrankung nach Gefängnisaufenthalt

Anschließend entschloss er sich, fortan auf einer Bio-Farm in der Region Vinales zu leben und dort eine Forschungseinrichtung aufzubauen. Sein Ziel war es, den Zustand des Waldes sowie die Situation gefährdeter Tier- und Pflanzenarten zu dokumentieren. Allerdings wurde das Projekt von den lokalen Behörden verboten. Die Geheimpolizei veranlasste außerdem, dass Tiere der Farm getötet und das Wasser im Brunnen vergiftet wurde. Nach einer angeblichen Beleidigung zweier Polizisten wurde Ariel Ruiz Urquiola am 3. Mai 2018 verhaftet und in einem unrechtmäßigen Prozess zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt. Am 8. Mai 2018 trat er seine Haftstrafe an und protestierte vom 16. Juni bis 2. Juli mit einem erfolgreichen Hungerstreik, der zur vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis am 3. Juli 2018 führte. Am 16. Juni 2019 stellte sich schließlich heraus, dass er HIV-positiv ist. Eine natürliche Übertragung schließt der Kubaner vehement aus. Er ist überzeugt davon, dass er im Gefängnis vorsätzlich mit dem HI-Virus angesteckt worden ist.

Nach Angaben von Dr. Ruiz Urquiola lassen die ärztlichen Befunde darauf schließen, dass die Infektion in den Zeitraum seiner Haft fällt. Laut Ruiz Urquiola, sprechen auch die Laborergebnisse von einer absichtlichen Infektion. So liesse sich die kurze Zeitspanne zwischen Hospitalisation und Erkrankung mit einem hohen Inokulum (infektiöses Material bzw. ein als Antigen wirkender Teil eines Erregers), z.B. aus einer Viruskultur eines Labors erklären.

Schikanen an Bürgerrechtlern haben System

Die kubanischen Behörden machten auch vor Ariels Familie nicht Halt. Nachdem bei seiner an Brustkrebs erkrankten Schwester Omara falsche Behandlungen durchgeführt worden waren, fand Ariel heraus, dass die Fehler auf Anweisung des kubanischen Gesundheitsministeriums zurückzuführen sind. Außerdem wurde Omara Ruiz Urquiola von wissenschaftlichen Veranstaltungen ausgeladen und verlor schließlich ihre Anstellung als Professorin für Design und Kunst an der Universität Havanna. „Das kubanische Regime schikaniert und drangsaliert seit Jahren systematisch hochqualifizierte Regimekritiker, die das Land mit ihrem Wissen und internationalen Ansehen voranbringen könnten”, erklärt Martin Lessenthin, IGFM-Vorstandssprecher. Wenn der Umweltschützer Dr. Ariel Ruiz Urquiola am Tag der Menschenrechte wieder nach Havanna zurückreise, brauche er – genau wie andere kubanische Dissidenten – dringend den Schutz der internationalen Gemeinschaft.

Wie die IGFM kürzlich berichtet hatte, protestierte auch der international bekannte kubanische Oppositionsführer José Daniel Ferrer, Vorsitzender der Demokratiebewegung UNPACU, vom Anfang bis Mitte November mit einem Hungerstreik gegen Folter und seine willkürliche Verhaftung vom 1. Oktober 2019, die ohne Anklage erfolgte. José Daniel Ferrer ist nun seit 56 Tagen inhaftiert, sein Gesundheitszustand ist schlecht, in einem kürzlich erfolgten Gespräch mit dem Erzbischof von Santiago de Cuba, berichtete er zudem, dass er keine medizinische Behandlung erhält.

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