Die Eheschließung wird bei den Brasilianern immer weniger beliebt: 2018 gingen die Gesamtzahlen der im südamerikanischen Land geschlossenen förmlichen, gefestigten Verbindungen zwischen zwei Personen um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Bei gleichgeschlechtlichen Personen war die Bewegung jedoch konträr und viel ausgeprägter: Diese Art von Gemeinschaft wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 61,7 Prozent, wie aus der am Mittwoch (4.) veröffentlichten Statistik der landesweiten Standesämter hervorgeht.
Die gleichgeschlechtliche standesamtliche Trauung wurde erst 2013 vom Nationalen Justizrat genehmigt. 2013 wurden landesweit 3.700 Eheschließungen registriert. In den nächsten vier Jahren betrug der Durchschnitt 5.400 Ehen pro Jahr, im Jahr 2018 bereits 9.500. Das Nationale Statistische Institut „IBGE“ wies darauf hin, dass die Zunahme der gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in allen Regionen des Landes zu verzeichnen war, wobei das geringste Wachstum im Mittleren Westen (42,5 Prozent) und das größte im Nordosten (85,2 Prozent) registriert wurde.
IBGE-Zahlen zeigen, dass die Zahl der homosexuellen Ehen nach der Wahl von Präsident Jair Messias Bolsonaro gestiegen ist. Zwischen Januar und Oktober lag der Durchschnitt bei 546 gleichgeschlechtlichen Ehen pro Monat. Im November stieg er auf 957 und im Dezember auf 3.098 – das Fünffache des Durchschnitts. „Viele homosexuelle Paare haben ihre Lebensgemeinschaft formalisiert, aus Angst, dass dies bald nicht mehr möglich sein könnte“, analysiert Andressa Regina Bissolotti dos Santos, Juristin, Doktorandin für Menschenrechte und Demokratie an der Universität von Paraná (Mitglied des Netzwerks brasilianische Lesben).
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