Brasilien, der weltweit größte Produzent und Exporteur von tierischem Eiweiß, erzielte im vergangenen Jahr mit 1,52 Millionen Tonnen einen Rekord bei den Rindfleischexporten (Steigerung zu 2018 von 12,5 Prozent). Nach Angaben des Außenministeriums (Secex) war das Rekordvolumen der brasilianischen Rindfleischexporte auf eine stärkere Nachfrage aus China zurückzuführen. Das für den Außenhandel erfreuliche Ergebnis hat allerdings dazu geführt, dass die Preise für Rindfleisch im Inland stark gestiegen sind und den brasilianischen Verbraucher dazu veranlassen, auf „verpöntes“ Schweinefleisch zurückzugreifen. Produkte aus Schweinefleisch werden im größten Land Südamerikas stark diskriminiert, da sie von vielen als gesundheitsschädlich eingestuft werden – aber es gibt keine Beweise dafür. Auch Geflügel wie Hühnchen steigt in der Gunst bei denjenigen, die dem hohen Rindfleischpreis entgehen wollen.
In São Luís, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Maranhão, führen viele Metzger die Preis-Steigerung auf den gestiegenen Export von Fleisch nach China zurück. Diese hätten das Angebot auf Märkten verringert, was zu einem Dominoeffekt mit anderen Fleischsorten wie Schweinefleisch und Hühnchen führt. Aktuell (14. Januar 2020) kostet ein Kilogramm Rinderfilet auf dem Markt von João Paulo 25 bis 28 Reais (1 US-Dollar entspricht 4,14 Reais), eine Steigerung zum Oktober vergangen Jahres von dreißig Prozent. Zum ersten Mal in der Geschichte Brasiliens ist der Mindestlohn auf über 1.000 Reais gestiegen. Das Salário Mínimo“ beträgt ab dem 1. Januar dieses Jahres 1.039 Reais.
Laut Magarefe Máximo Costa, der seit zwanzig Jahren auf dem Markt von João Paulo Rindfleisch verkauft, sind die Preise für Rindfleisch aufgrund der Verknappung des Produkts gestiegen und die Verkäufe gesunken. „Immer mehr Menschen entscheiden sich für anderes Fleisch. Sie (Regierung) haben sich darum gekümmert, immer mehr Rindfleisch nach China zu exportieren ohne sich Gedanken über die Versorgung der Menschen auf dem Inlandsmarkt zu machen – und der bricht fast zusammen“. Andere Verkäufer teilen diese Einschätzung: „Mit der Ankündigung, Rindfleisch aus Maranhão nach China zu exportieren, sind die Preise durch bloße Spekulationen in die Höhe geschossen. Dementsprechend floriert der Markt für Schweinefleisch, was zu einem Anstieg von rund zwanzig Prozent geführt hat“.
„Der Markt für Schweinefleisch ist sehr gut. Infolgedessen verkaufen wir das Kilogramm an Verbraucher zu Preisen zwischen 15 und 18 Reais. Da wir dem Lieferanten 13 bis 14 Reais bezahlen müssen, arbeiten wir allerdings mit unzureichendem Gewinn, da Steuer- und Verpackungskosten gedeckt werden müssen. Wir schreiben rote Zahlen“, klagt Expedito Cutrim, der seit vierzig Jahren auf dem Markt von João Paulo Schweinefleisch verkauft. Für den Hühnerfleisch-Verkäufer Manoel da Conceição findet aktuell eine echte Revolution auf dem Markt statt. „Der Anstieg der Preise für Rindfleisch führt zu weiteren Zuwächsen wie Schweinefleisch und Hühnchen, die um zwanzig Prozent zunahmen. Diese beiden Produkte sind die Option für diejenigen, die sich kein Rindfleisch mehr leisten können“. Conceição geht jedoch davon aus, dass die Preise wieder sinken werden. Er schätzt, dass sich der Markt nach der momentanen Euphorie tendenziell mit Preissenkungen beruhigt.
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