„Wir haben gelernt mit dem Krieg zu leben, dieser Frieden macht uns Angst“, so die Einschätzung eines kolumbianischen Aktivisten im Mai 2017 hinsichtlich des im November 2016 vereinbarten Friedensprozesses zwischen dem kolumbianischen Staat und der Guerilla FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) – jener Gruppe, die ein zentraler Akteur des jahrzehntelangen Bürgerkriegs war. Wie sich die Erfahrungen mit diesem Friedensprozess gestalten, untersucht das Forschungsprojekt „Konkurrierende (Un)Sicherheiten. Friktionen der Gewalttransformation und Friedensbildung im kolumbianischen Friedensprozess“ des Fachgebiets Kultur- und Sozialanthropologie an der Philipps-Universität Marburg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit rund 400.000 Euro über drei Jahre.
„Der Friedensschluss wurde in der internationalen Öffentlichkeit mit Begeisterung aufgenommen. Drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Friedensvertrags hat sich die Euphorie aber gelegt und ist angesichts der steigenden Zahl von Angriffen auf Menschensrechtsaktivisten und der schleppenden und stellenweise fehlenden Umsetzung einer skeptischen Haltung gewichen“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Ernst Halbmayer. In dem Projekt untersucht das Forschungsteam den Alltag der Menschen in drei Regionen des lateinamerikanischen Landes, in dem über 50 Jahre lang Bürgerkrieg herrschte. Im Mittelpunkt sollen die lokalen Erfahrungen mit dem Friedensprozess stehen. Die Forscherinnen und Forscher wollen herausfinden, wie sich der Alltag kleinbäuerlicher, indigener und afrokolumbianischer Bevölkerungsgruppen verändert hat und weiterhin verändert. Damit hoffen die Forscherinnen und Forscher ein besseres Verständnis für die Übergangsphase zwischen Krieg und Frieden zu gewinnen, lokale Strategien im Umgang mit diesem Übergang besser zu verstehen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Theorie und Praxis der Friedensbildung leisten zu können.
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