„Auf ein Tässchen“: Kaffeebäuerinnen und Bauern leiden unter Armut

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Brasilien ist der größte Kaffeeproduzent und -exporteur der Welt (Foto: Archiv)
Datum: 20. Januar 2020
Uhrzeit: 11:56 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Der Verein SÜDWIND legt zur Internationalen Grünen Woche Studie über Menschenrechtsverstöße in der Wertschöpfungskette von Kaffee vor. Am vergangenen Freitag überreichte Friedel Hütz-Adams, Autor der Studie, bei der Eröffnung der Internationalen Grünen Woche seine Ergebnisse persönlich an Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. „Die Deutschen trinken mehr Kaffee als Wasser, doch nur die wenigsten von ihnen wissen, wo dieser herkommt und wie er angebaut wird. Derzeit freuen sie sich darüber, dass Kaffee billig zu bekommen ist. Dabei ist die Kehrseite des niedrigen Preises, dass Millionen Familien, die Kaffee anbauen, noch ärmer geworden sind, als sie vor dem 2016 einsetzenden Preisverfall schon waren“, so Hütz-Adams.

In der Studie wird erläutert, welche Auswirkungen der Preisverfall auf die verschiedenen, wichtigsten Anbauländer von Kaffee hat: Die Bedingungen in Äthiopien, Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Uganda und Honduras sind jeweils sehr unterschiedlich. Dennoch lässt sich übergreifend feststellen, dass ein großer Teil der kaffeeanbauenden Familien, wie auch der Beschäftigten im Sektor, nicht über existenzsichernde Einkommen beziehungsweise Löhne verfügt. Damit werden in der Lieferkette für Kaffee grundlegende Menschenrechte missachtet. Dies ist ein fundamentaler Bruch mit den 2011 vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen verabschiedeten „Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“ und den Leitsätzen, die die OECD für Unternehmen aufgestellt hat.

„Alle Akteure entlang der Produktionskette von Kaffee müssen ihr Verhalten ändern. Dies gilt sowohl für die Regierungen in den Anbauländern, die Bäuerinnen und Bauern besser unterstützen müssen, als auch für die Regierungen der Importländer. Diese sollten Gesetze beschließen, die Unternehmen dazu verpflichten, zumindest grundlegende Menschenrechte in der Lieferkette zu beachten und entsprechende Preise für den Kaffee zu zahlen, die ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen. Unternehmen wiederum sollten ihre Aktivitäten verstärken, die eigene Lieferkette transparent zu gestalten und ihrerseits dafür sorgen, dass existenzsichernde Einkommen gezahlt und grundlegende Menschenrechte eingehalten werden“, fasst Friedel Hütz-Adams die Schlussfolgerungen der Studie zusammen.

SÜDWIND begrüßt zwar das Engagement der Unternehmen, die am Freitag in einer freiwilligen Erklärung die Offenlegung ihrer Lieferketten und die Bemühungen um existenzsichernde Löhne bekannt gaben. Dennoch muss festgehalten werden, dass die unterschiedlichen freiwilligen Engagements in den verschiedensten Branchen zumeist wenig Verbesserung brachten, wie auch das Monitoringergebnis des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte aufzeigt. „Was die Menschen in den Kaffeeanbaugebieten brauchen, ist Verbindlichkeit. Diese Verbindlichkeit kann nur ein Gestz gewährleisten,“ mahnt Hütz-Adams.

Der ursprünglich aus Ostafrika stammende Kaffee wird heutzutage weltweit entlang des Äquators angebaut. Die größte Nachfrage besteht nach Arabica-Sorten (rund 70 %), doch aufgrund des besonderen Geschmacks haben auch Robusta-Sorten weiterhin einen stabilen Marktanteil. Der Anbau von Kaffeebäumen ist aufwendig, gleiches gilt für die Ernte und Weiterverarbeitung der Bohnen. Ein großer Teil des Anbaus findet auf Plantagen statt, die von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern betrieben werden, doch es gibt auch große Plantagen mit Lohnarbeiter*innen. Schätzungen zufolge bestreiten weltweit mindestens 12 Mio. Familien zumindest einen erheblichen Teil ihres Einkommens mit dem Anbau von Kaffee, hinzu kommt noch einmal ungefähr die gleiche Zahl von Familien, die ganz oder teilweise von den Lohnzahlungen auf den Plantagen abhängen. In vielen Regionen der Welt entscheidet die Preisentwicklung beim Kaffee somit über die Lebenssituation eines erheblichen Teiles der Bevölkerung.

Studie

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