Uruguays Bevölkerung stagniert und ist mit etwa 3,5 Millionen Menschen seit dreißig Jahren praktisch gleich geblieben. Einer der ersten Pläne des gewählten Präsidenten Luis Lacalle Pou (Amtsantritt am 1. März dieses Jahres) ist der Versuch, die Bevölkerungszahl zu erhöhen und ein Teil seines Plans sieht die Erleichterung der Einreise/Einbürgerung von Ausländern vor. „Uruguay war schon immer ein Land mit offenen Armen für Länder wie Kuba oder Venezuela, die ihr Volk vertreiben“, so das designierte Staatsoberhaupt des kleinsten spanischsprachigen Landes in Lateinamerika. Der Mitte-Rechts-Politiker kündigte vor einigen Tagen an, dass er ein Maßnahmenpaket zur Lockerung der derzeitigen Aufenthaltsbestimmungen – sowohl bürokratischer als auch steuerlicher Art – auf den Weg bringen wird, um Ausländer ins Land zu locken. Demnach will die neue Regierung in den fünf Jahren ihrer Amtszeit versuchen, zwischen 50.000 und 100.000 Ausländer anzuziehen, wobei der Schwerpunkt auf großen und kleinen argentinischen Unternehmern liegt, die von den wirtschaftlichen Höhen und Tiefen des Landes betroffen sind.
Die Erklärungen von Lacalle Pou riefen Kritik von der „Frente Amplio“ hervor, der Partei, die nach fünfzehn Jahren abgewählt wurde und aus der Regierung ausscheidet. Laut dem derzeitigen Wirtschaftsminister Danilo Astori werden die geplanten Initiativen das Land „in die Vergangenheit führen“ und dafür sorgen, dass Uruguay wieder zu einer „Steueroase“ werden könnte“. Andere Kritiker behaupten, dass Lacalle Pou versucht „hauptsächlich die Reichen“ anzuziehen, um die Wirtschaftsleistung zu verbessern. „Anstatt 100.000 argentinische Betrüger anzuziehen, sollten wir uns um unsere eigenen Investitionen hier kümmern“, glaubt der ehemalige Präsident José Mujica. In einem Interview mit „BBC Brasilien“ teilte der zukünftige Tourismusminister Germán Cardoso mit, dass Uruguay von den Ländern der Europäischen Union (EU), insbesondere Portugal, inspiriert wird, seine Bevölkerung zu vergrößern und seine Wirtschaft zu „aktivieren“, ohne die fiskalische Integrität des Landes zu „beschädigen“. Seiner Meinung nach kann Uruguay als „eine Insel des Wohlstands und der Ruhe“ definiert werden, weil es „qualitativ hochwertige Schulen und Universitäten“, sowie einen „höheren öffentlichen Sicherheitsstandard als die Länder der Region“ und eine gute Lebensqualität bietet.
Gegenwärtig verlangt Uruguay von einem Ausländer, der eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten möchte, unter anderem etwa 1,8 Millionen US-Dollar in ein uruguayisches Grundstück oder Geschäft zu investieren und mindestens sechs aufeinander folgende Monate im Land zu bleiben. Für Cardoso „erschweren“ solche Anforderungen die Anwerbung von Einwohnern aus anderen Ländern. „Ein Ausländer muss zukünftig immer noch beweisen, dass er im Land investieren und sich dort niederlassen will, aber ohne die Verpflichtung, sechs Monate ohne Auslandsreisen im Land zu verbringen. Ebenfalls wollen wir einen geringeren Investitionsbetrag und glauben, dass wir dieses Niveau auf das Niveau von beispielsweise Portugal senken können (etwa 500.000 US-Dollar)“, so Cardoso. Auch andere Bedingungen werden für die Gewährung von Aufenthaltsgenehmigungen in Betracht gezogen. Dazu gehört unter anderem, ob eine Familie ihre Kinder in uruguayischen Schulen oder Universitäten anmelden muss.
„Die derzeitigen Regeln machen es uns schwer, mehr Einwohner anzuziehen. Was wir wollen ist mehr Flexibilität, ohne internationalen Prinzipien zu schaden und mit klaren Regeln. Hier in Uruguay haben wir die Eigenschaft, die Regeln zu respektieren, auch bei Änderungen der ideologischen Linie der Regierung. Wir wollen die Ankunft von mehr Ausländern erleichtern“, so der Minister weiter.
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