Lateinamerika in Sorge: Coronavirus kann Venezuela erreichen

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Rund 80% der öffentlichen Gesundheitszentren leiden an Medikamenten-Mangel und 94% der CT-Scanner funktionieren. Der Labor-Geräteausfall liegt bei 97% (Foto: Twitter)
Datum: 28. Februar 2020
Uhrzeit: 17:07 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Das Coronavirus breitet sich weltweit und auch in Europa weiter aus. Zahlreiche Infektionen werden unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Spanien, den Niederlanden, Litauen, Belarus (Weißrussland) und Aserbaidschan gemeldet. In Lateinamerika gibt es bisher bestätigte Infektionen aus Brasilien und Mexiko, die Behörden rufen die Bevölkerung zu Wachsamkeit und Besonnenheit auf. Sorge bereitet den Virologen die Lage in Venezuela. Das Debakel im südamerikanischen Land begann bereits vor sechs Jahren und lange vor den verhängten US-Sanktionen. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, der Mangel an Medikamenten und Verbrauchsmaterialien in Krankenhäusern ist dramatisch.

„Die Möglichkeit, dass das Coronavirus Venezuela erreicht, ist real und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Venezuela ist gegen einen Ausbruch dieser Größenordnung schutzlos. Wir sind schon jetzt absolut nicht in der Lage, vermeidbare Krankheiten mit Impfstoffen zu kontrollieren. Wir haben seit ein paar Jahren vergeblich versucht, Diphtherie und Masern zu kontrollieren. Was wird dann erst passieren, wenn das Coronavirus kommt“, so Jaime Torres, Infektionsarzt und Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten des Tropeninstituts der Zentraluniversität von Venezuela.

Diktator Nicolás Maduro hat eine Präsidentschaftskommission eingerichtet , die eine Präventionskampagne gegen das neue Coronavirus durchführen soll. Laut Gesundheitsbehörden gibt es bislang keine gemeldeten Fälle. „Alarm! Das Coronavirus darf keine Kriegswaffe sein, die gegen China und jetzt gegen die Völker der Welt im Allgemeinen eingesetzt wird, Alarm! Venezuela hat seine eigene Stimme, um vor diesen Dingen zu warnen. Ich habe Vizepräsident Delcy Rodríguez mit der Leitung dieser Kommission beauftragt“, so Maduro am Donnerstag (27.) in einer im staatlichen TV übertragenen Rede.

„Wir haben nicht nur nicht die richtigen Bedingungen in Bezug auf die Infrastruktur der Gesundheitszentren, um diese Patienten zu betreuen, sondern auch in Bezug auf die medizinische Hilfe, auf die wir nicht bereit sind zu reagieren – und noch weniger inmitten dieser Gesundheitskrise“, warnt allerdings Alejandro Rísquez, Kinderarzt, Epidemiologe und Professor an der medizinischen Fakultät der Zentraluniversität von Venezuela. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Freitag (28.) das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus auf „sehr hoch“ erhöht.

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  1. 1
    noesfacil

    Na wenn Covid-19 erst mal in Venezuela, bei der maroden Infrastruktur, dem Fehlen von Medikamenten, Personal, medizinischen Hilfsstoffen, etc. richtig loslegt, na dann muy buenas noches!

    Wir lernen,……. wenn sich allerdings eine ausgemachte Koryphäe, wie die vom „geistreichen“ Busfahrer Maduro, beauftragte Delcy R. um Covid-19 kümmert, dann kann es ja aller „revolutionären Voraussicht“ nach, nur richtig gut organisiert und perfekt werden, mit der Seuchenbekämpfung und der Versorgung der ohnehin schwer notleidenden Bevölkerung.
    Aber Präsidentschaftkomissionen und Präsidentschaftskampagnen sind da wirklich extrem hilfreich.
    Frag mich die ganze Zeit wieso nicht der Rest der Welt da schon viel früher drauf gekommen ist.
    Motto: von Maduro lernen heißt siegen lernen. Viva la rrrrevolution.
    noesfacil

  2. 2
    Peter Hager

    Jaime Torres: „Die Möglichkeit, dass das Coronavirus Venezuela erreicht, ist real und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch.“
    „Laut Gesundheitsbehörden gibt es bislang keine gemeldeten Fälle.“

    Entweder sind diese Zitate zumindest 3 Wochen alt, oder Jaime Torres und die Gesundheitsbehörden lügen das Blaue vom Himmel runter. Und das in unbeschreiblich naiver und dummdreister Weise, denn längst weiß jeder der es wissen will, daß Covid-19 in Venezuela angekommen ist. Bereits letzte Woche wurde in der nationalen Presse von zumindest 2 bestätigten Fällen berichtet, einer in Caracas, der andere in Valencia. Natürlich nur im Internet, denn Zeitungen aus Papier sind Geschichte! Beide sollen sich in Krankenhäusern befinden. Die Meldung lam von einem behandelnden Arzt, parallel auch über die sozialen Medien. Alle diese Meldungen wurden inzwischen gelöscht, weil die Regierung heftig widersprach und das Leben eines Jeden bedroht, der die Wahrheit zu veröffentlichen versucht.

    Von anderen Quellen aus Margarita hören wir von panikhafter Angst, von menschenleeren Straßen und Stränden, seit dort eine große Zahl von Corona-Flüchtlingen aus China angekommen ist. Die iranische Regierung begeht übrigens das gleiche Verbrechen wie die venezolanische, in dem sie Unmengen von gut zahlenden Chinesen gegen fürstliche Bezahlung „medizinisches Asyl“ gewährt, was bereits Hunderten Iranern das Leben gekostet hat.

    Man braucht also nicht viel Phantasie, um das Motiv der Regierung zur Leugnung der Ankunft von Covid-19 zu erkennen: Kein reicher Chinese flüchtet und trägt sein Vermögen in ein Land, in dem der Virus bereits grassiert. Nicolas Maduro ist ohnehin als zynischer Lügner und Menschenverächter bekannt. Was aus dessen Mund und After kommt, ist praktisch das Gleiche.

    Aus Sorge vor dem, was Venezuela nun wahrscheinlich bevorsteht, möchten wir unsere (erwachsenen) Kinder aus dem Land holen. Der Sohn hat bereits sein Ticket, die Tochter zögert noch. Hoffentlich nicht zu lange!

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