Am Montag (24.) ist vor der Küste des brasilianischen Bundesstaates Maranhão (Nordosten) ein riesiges Frachtschiff in Seenot geraten. Der Kapitän des Bulk Carriers „Stellar Banner“ steuerte den 340 Meter langen und mit 270.000 Tonnen Eisenerz beladenen Riesenfrachter auf eine Sandbank, die zwanzig Mann zählende Crew konnte gerettet werden. Kurz nach dem Vorfall wurde bekannt, dass das Schiff mit Ziel Qingdao in China rund vier Millionen Liter Kraftstoff und Öl an Bord hat. Die rund 31 Meter hohe „Stellar Banner“ selbst ist zu groß, um komplett zu sinken. Das Gebiet rund um die Sandbank ist nach Angaben der Behörden dazu nicht tief genug. Die „Stella Banner“ gehört der südkoreanischen Reederei „Polaris Shipping“, fährt jedoch unter der Flagge der Marshallinseln, einer Steueroase in Mikronesien.
Eine vom brasilianischen Institut für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Ibama) am Freitagmorgen (28.) Ortszeit durchgeführte Luft-Inspektion ergab einen dünnen Ölfleck um das Schiff, das aktuell etwa 48 Kilometer vor der Küste von Maranhão auf der Höhe der Lençóis Maranhenses gestrandet ist. Die Lençóis Maranhenses (Bettlaken von Maranhão) sind ein ausgedehntes Dünengebiet im Norden Brasiliens und gelten als die wasserreichste Wüste der Erde. Laut „Ibama“ hat das Öl den Laderaum des Schiffes verlassen und hat einen Durchmesser von etwas mehr als 1,6 Kilometer Die Berechnung des Ölvolumens wird in den nächsten Stunden durchgeführt, ebenso wie zwei weitere Flüge, um den Fleck zu überwachen.
Update, 29. Februar
Eine Schutzbarriere von mehr als tausend Metern wurde um das Schiff „Stellar Banner“ gelegt. Die Aktion ist Teil einer Reihe von Maßnahmen zur Verhinderung einer Umweltkatastrophe im Falle einer Ölverschmutzung. Die ausgewerteten Daten der Detektionssensoren des Poseidon-Überwachungs-Flugzeugs belegen, dass bisher 333 Liter Öl ausgetreten sind.
Update, 7. Juni
Am vergangenen Mittwoch (3.) informierte die brasilianische Marine durch eine Pressemitteilung über das Ende der „Frachtentfernungsphase“. Demnach wurden ungefähr 145.000 Tonnen Eisenerz entfernt, derzeit wird die Ausrüstung vom Schiff abgebaut. Da die „Stellar Banner“ nicht manövrierfähig ist, wird sie vor der Küste von Maranhão versenkt.
Update, 12. Juni
Die Bilder sind beeindruckend: In weniger als 2 Minuten wird die gesamte Struktur eines echten „Seeriesen“ mitten im Atlantik an der Küste von Maranhão verschluckt.
Die Bezeichnung „Riesentanker“ ist falsch, denn das Schiff transportiert keine flüssige Fracht.. Es handelt sich um einen Bulkcarrier, spezialisiert für den Transport von Eisenerz. Diese Schiffe haben typischerweise einen besonders großen Tiefgang. Die größten davon können weltweit überhaupt nur 2-3 Häfen bzw. Ladekais anlaufen. Im Hinblick auf das relativ hohe spezifische Gewicht von Eisenerz haben sie deutlich kleinere Laderäume als andere Bulkcarrier, die Agrarrohstoffe oder selbst Kohle transportieren. Damit wären sie für den Transport leichterer Materialien unwirtschaftlich.
Ein Riesentanker hätte, außer dem unvermeidlichen Treibstoff in Form von einigen Tausend Tonnen Schweröl, noch rund 50 bis 100 mal mehr Öl an Bord gehabt. Somit darf man froh sein, daß es sich nicht um diesen Schiffstyp handelt.