Der Vormarsch der Corona-Pandemie in Brasilien ist so unaufhaltsam, dass das Symbol des Landes, die monumentale Christusstatue „Cristo Redentor“ im Süden von Rio de Janeiro auf dem Berg Corcovado, geschlossen wird. Währenddessen leidet das bevölkerungsreiche Bundesstaat Sao Paulo, der für sein intensives Freizeitleben bekannt ist, an einem kulturellen „Blackout“- die Museen wurden geschlossen. Die Region Rio de Janeiro, die zweit bevölkerungsreichste Brasiliens, hat beschlossen den Notstand auszurufen und ab Dienstag (17.) werden die wichtigsten Touristenattraktionen wie „Christus der Erlöser“ und der „Zuckerhut“ geschlossen.
Gouverneur Wilson Witzel erklärte auch, dass die Bars und Restaurants die Kundenfrequenz um dreißig Prozent reduzieren müssen und dass in den Einkaufszentren nur die „Lebensmittel-Ecken“ geöffnet sein werden. Nach dem jüngsten Bericht des Gesundheitsministeriums wurden in Brasilien 234 Fälle von Coronavirus bestätigt, 31 davon in Rio de Janeiro, wo der Erreger bereits lokal zirkuliert. Obwohl die Quote noch nicht hoch ist, sind die Behörden sehr besorgt wegen der hohen Bevölkerungsdichte von Rio – ein Fünftel lebt in unhygienischen Favelas – und die mangelnde Infrastruktur des öffentlichen Gesundheitswesens. „Unsere Bevölkerung hat noch nicht verstanden, dass wir versuchen Todesfälle wie in Italien, Spanien und Südkorea zu verhindern“ so Witzel. Der Bundesstaat Rio, der bereits am Freitag (13.) die Schließung der Schulen angeordnet hatte, wird deshalb den Notstand ausrufen, um mehr Macht zu haben und die Bewegungsfreiheit der Cariocas massiv einschränken.
Die Regierung von Sao Paulo, dem bevölkerungsreichsten und vom Coronavirus am stärksten betroffenen Bundesstaat Brasiliens (152 Fälle), kündigte am Montag (16.) die Schließung aller Museen, Bibliotheken und öffentlichen Kultur-, Freizeit- und Sportzentren für dreißig Tage an. Die Region Sao Paulo, die noch nicht so drastische Maßnahmen wie Rio de Janeiro oder Minas Gerais ergriffen hat, hat 44 Millionen Einwohner, davon 12 in der Hauptstadt. Der internationale Flughafen Guarulhos, der größte Airport des Landes, war am Montagmorgen von einer beunruhigenden Ruhe geprägt (keine Passagiere).
Update, 17. März
Das Umweltministerium (MMA) gab heute bekannt (17), dass der öffentliche Besuch in allen Nationalparks und anderen Schutzgebieten des Landes für vorerst eine Woche ausgesetzt wird. Zudem wird die Frequenz der Überlandbusse stark eingeschränkt/reduziert.
Die Demographie wird da eine Rolle spielen, auch ein „schlechtes“ Gesundheitssystem in der Vergangenheit führt zu weit weniger Toten.
In vielen Entwicklungsländern gibt es schlicht keine 85-jährigen Diabetiker mit Herzinsuffizienz.
Es ist im Moment auch gut, dass sich die Europäer einschliessen und die Viren nicht in die ganze Welt hinaus verteilen.
Die meisten Toten in Südamerika, waren angeschlagene Ältere, die kürzlich in Europa waren.
Das muss man eben berücksichtigen.
Dass man die Brasilianer nicht einsperren kann, ist auch klar.
Mexiko, und auch die meisten lateinamerikanischen Länder, haben ganz andere Probleme als ein Grippenvirus. Dort geht es für mindestens 3/4 der Einwohner sowieso schon jeden Tag ums Ueberleben. Die müssen arbeiten und leben praktisch jeden Tag von der Hand ins Maul. Es gibt praktisch keine soziale Absicherung, sehr viele sind im informellen Sektor tätig und somit eigentlich „selbständigerwerbend“. Da der Anteil junger Leute viel höher ist, werden auch weniger Opfer zu beklagen sein, weil es schlicht prozentual weniger „Risikogruppen“ gibt. Selbst wenn sich die Situation drastisch verschlechtern würde, ist die Gefahr überfallen, entführt oder gar ermordet zu werden, viel grösser als von der Grippe befallen zu werden.