Guayaquil in Ecuador, Manaus im brasilianischen Amazonas, Iquitos in Peru und das mexikanische Tijuana sind vier der Städte in Lateinamerika, die am stärksten unter dem Coronavirus leiden und zu Epizentren der Pandemie geworden sind. Krankenhäuser mit wenigen Betten und ohne Beatmungsgeräte, sowie Flussfahrten von sechs Stunden bis zu drei Tagen zu einem Gesundheitszentrum sind die Realität und führen zu einem Zusammenbruch der jeweiligen Gesundheits- und Bestattungssysteme. Und das Schlimmste: Der maximale Peak von COVID-19 ist noch nicht einmal erreicht und wird für Mitte oder Ende Mai erwartet.
„Guayaquil hat eine der größten Tragödien in der Geschichte erlebt“, so Cynthia Viteri, Bürgermeisterin der Hafenstadt. Die zweitgrößte Stadt Ecuadors entwickelte sich vom Wirtschaftszentrum des Landes zum Schauplatz einer dantesken Situation: Menschen, die Leichen aus ihren Häusern holten und sie mit einem Laken auf der Straße zurückließen, suchten verzweifelt wochenlang nach ihren Verwandten in den Leichenschauhäusern um sie dann nach einer Wartezeit von bis zu vier Tagen begraben zu können. Mit mindestens 520 Todesfällen und 10.400 offiziellen Infektionen registriert Guayaquil 51 Prozent der Fälle im ganzen Land. In der Provinz Guayas, dessen Hauptstadt Guayaquil ist, traten seit Beginn der Pandemie (29. Februar) fast 8.000 „zusätzliche“ Todesfälle auf.
In Manaus betrifft der Notfall sowohl die Lebenden als auch die Toten. Die Krankenhäuser der Stadt am Ufer des Rio Negro sind zusammengebrochen und die Särge passen nicht mehr auf ihren größten Friedhof. Die Leichen werden in Massengräbern beigesetzt: Von durchschnittlich 20 bis 35 täglichen Bestattungen sind es nun es fast 100 Verstorbene, die zur Ruhe gebettet werden. Eine Bestandsaufnahme allein zeigt, dass die 2.270 bestätigten Fälle und die 193 Todesfälle, die offiziell im brasilianischen Amazonas gemeldet wurden, weit von der wahren Dimension des Problems in diesem Gebiet Nordbrasiliens entfernt sind.
Über 700 infizierte Personen und 23 Tote. Obwohl die Region Loreto in Peru zum gegenwärtigen Zeitpunkt „relativ“ wenig Opfer zu verzeichnen hat, übersteigt dies bereits die Kapazitäten der Leichenhalle des Provinzkrankenhauses im Herzen des Amazonas. In Iquitos, der größten Stadt im Amazonasgebiet in Peru, existieren praktisch keine Eindämmungsmaßnahmen wie Quarantäne oder die Verwendung von Masken. Indigene Gemeinschaften leben weit entfernt von Krankenhäusern und Gesundheitszentren. „Mehr als sechzig Prozent der Gemeinden haben keine medizinische Anlaufstelle und die vorhandenen haben keine Ausrüstung oder Medikamente und es ist schwierig, den interkulturellen Ansatz anzuwenden“, prangert die Organisation der indigenen Völker des Ostens (ORPIO) an. Wenn der Ausbruch des Coronavirus nicht eingedämmt wird, ist der Schaden dramatisch.
„Wir stehen kurz vor der Sättigung und dem daraus resultierenden Kollaps“, warnt Hugo López Gatell, der mexikanische Unterstaatssekretär für Prävention und Gesundheitsförderung hinsichtlich der Situation in Tijuna an der Grenze zu den Vereinigten Staaten. Bis zu zu diesem Tag wurden 588 Infektionen und 89 Todesfälle gemeldet, mehr als die Hälfte derjenigen in ganz Baja California. Der maximale Höhepunkt der Krankheit wird auf den 8. bis 10. Mai geschätzt und Tijuana ist zusammen mit Mexiko-Stadt das Epizentrum der Pandemie im Land. Darüber hinaus versicherte der Gouverneur des Bundesstaates, Jaime Bonilla, kürzlich, dass die Gesundheitshelfer aufgrund des Mangels an Schutz und Sicherheit „wie Fliegen fallen“.
Update, 27. April
An diesem Sonntag (26.) hatte Manaus die höchste Bestattungsrate seit Beginn der Pandemie des neuen Coronavirus. Innerhalb von 24 Stunden wurden laut Rathaus allein in der Hauptstadt 140 Bestattungen und zwei Feuerbestattungen registriert. Die Zahl übertrifft den Anfang letzter Woche registrierten Rekord von 136.
Der Beginn dieser Woche wird für Manaus entscheidend sein. Nach sieben aufeinanderfolgenden Tagen mit mehr als 100 Todesfällen pro Tag verschärft sich in der Hauptstadt Amazonas der Zusammenbruch des Bestattungssystems. Angesichts der immer dramatischer werdenden Situation verhandelt der brasilianische Verband der Unternehmen des Bestattungssektors (Abredif) mit der Bundesregierung über die Bereitstellung eines oder mehrerer Frachtflugzeuge für den Transport von 2.000 Särgen von Campinas nach Manaus.
In ganz Brasilien wurden am Montagnachmittag (Ortszeit) 4.344 Todesfälle durch Covid-19 und 64.181 bestätigte Fälle der Krankheit registriert.
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