Wie unter dem Brennglas offenbart die Corona-Krise Probleme unserer Gesellschaft. Hierbei zeigt sich: Besonders trifft es – wieder einmal – Frauen. Ob in Europa, Asien oder Lateinamerika, in der Mehrheit sind sie es, die in der Pflege arbeiten, mit winzigen Essensständen in den Großstädten dieser Welt ihren Lebensunterhalt bestreiten, als Haushaltshilfen angestellt sind und gleichzeitig Angehörige pflegen und Kinder erziehen. In Zeiten von Corona und Ausgangssperren kämpfen viele von ihnen nun um ihre Existenz. Wie erleben sie die aktuelle Situation? Wie gehen sie mit den Problemen um? Und was für Folgen zieht die Krise in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit mit sich? Wir haben uns in unseren Partnerländern bei Betroffenen und Projektpartnern umgehört:
Dramatisch gestaltet sich zum Beispiel die Situation in Indien. „Am schlimmsten betroffen sind alleinstehende Frauen, Kleinbäuerinnen, Menschen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, Hausangestellte, Verkäuferinnen und Kleinverkäuferinnen“, berichtet etwa MISEREOR-Projektpartnerin Monisha Berhal vom North East Network (NEN). Das NEN ist in den indischen Bundesstaaten Assam, Nagaland und Meghalaya aktiv und bildet dort staatliche Stellen wie Polizei sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden darin aus, die gesetzlichen Regeln zum Umgang mit sexualisierter Gewalt umzusetzen, gibt Frauen eine Stimme in der Kommunalverwaltung, trainiert weibliche Führungspersönlichkeiten in den Gemeinden und weckt Sensibilität für Fragen der Geschlechtergerechtigkeit.
Derzeit ist die Lage kritisch. „Aus allen drei Bundesstaaten, in denen das Netzwerk NEN aktiv ist, wird eine Zunahme von Gewalt gegen Frauen berichtet“, weiß Anna Dirksmeier, Asien-Regionalreferentin bei MISEREOR. Schlechte Nachrichten, die alles überschatten? Nicht nur, macht Monisha Berhal deutlich: „Die Teams des North East Network, seine Berater und diejenigen, die Fälle häuslicher Gewalt behandeln, sind durch den derzeitigen Lockdown stark eingeschränkt. Trotz dieser Herausforderungen und Hindernisse treten Frauen in unseren Bundesstaaten nach vorne“, so Monisha Berhal. Sie wenden sich der am stärksten benachteiligten und gefährdeten Gruppen zu, arbeiten mit den lokalen Behörden zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Ein Hoffnungsschimmer in einer Krise, die weltweit traditionelle Rollenbilder zu verfestigen scheint.
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