Das südamerikanische Land Brasilien wird von der Corona-Pandemie überrollt. Aktuell verzeichnet die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas fast 700.000 COVID-19-Infektionen, über 36.000 Menschen sind bereits gestorben. Da es im Kampf gegen die Krankheit keine einheitliche Vorgehensweise gibt, kocht jeder Gouverneur der 26 Bundesstaaten und im Bundesdistrikt (Distrito Federal) sein eigenes Süppchen. Oftmals wird dem Kommerz Vorrang eingeräumt, Leben und Sicherheit der Bevölkerung gefährdet. Sechs Bundeshauptstädte, auf die sich 45 Prozent der landesweiten Todesfälle durch Covid-19 konzentrieren, lockern die Quarantäne. Experten weisen auf Fahrlässigkeit hin und befürchten eine Katastrophe.
São Paulo, Rio, Fortaleza (Ceara), Belém (Pará), Manaus (Amazonas) und Recife (Pernambuco) zeigen Aufwärtskurven von Infektionen und Todesfällen und lokale Beamte argumentieren, dass die Belegung der Intensivstation zurückgegangen ist. Experten weisen jedoch auf Nachlässigkeit hin und stellen die zur Verfügung gestellten Daten in Frage. Infektologen und andere Angehörige der Gesundheitsberufe, die die Coronavirus-Pandemie von Anfang an verfolgt haben, fordern die Regeln der sozialen Isolation über einen längeren Zeitraum beizubehalten um zu versuchen, die Wachstumskurve von Fällen und Todesfällen zu kontrollieren.
In diversen Medien (leider auch hier) werden oft nur absolute Zahlen publiziert und man hat den Eindruck hohe Zahlen sind Manchem ganz recht für die jeweiligen politischen Ziele. Aber Brasilien ist ein großes, wunderbares Land mit ca. 210 Millionen Einwohnern. Brasilien steht aktuell mit 318 Infizierten pro 100.000 Einwohnern weltweit an 34. Stelle. Bei der Zahl der Verstorbenen mit 17 Toten pro 100.000 Einwohner an 21. Stelle. Zum Vergleich: In Belgien sind 83 Einwohner pro 100.000 Einwohner verstorben. Also mehr als 4,5 mal so viele Personen. Aber über Belgien und andere Länder wird in diversen Medien nicht so negativ berichtet, wie über Brasilien und seinen Präsidenten Bolsonaro.