Lateinamerika besitzt die tödlichsten Polizeikräfte der Welt

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Regierungstruppen prügeln auf Demonstranten ein (Foto: Archiv)
Datum: 15. Juni 2020
Uhrzeit: 17:58 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Der Tod von George Floyd hat die Forderungen nach einer Polizeireform in den Vereinigten Staaten erneuert. Wenn es allerdings eine Region gibt, bei der diese Debatte noch dringlicher ist, dann ist es Lateinamerika. Die Region zeichnet sich nicht nur durch den schändlichen Titel der gewalttätigsten der Welt aus, sondern besitzt auch die tödlichsten Polizeikräfte der Welt. „Auf einer Skala von 0 bis 10 liegt die Schwere des Problems bei 20“, klagt Ignacio Cano vom Labor für Gewaltanalyse an der staatlichen Universität von Rio de Janeiro gegenüber „BBC Mundo“.

„Es ist ein strukturelles Problem, das sich in den letzten Jahren verschärft hat und Regierungen aller ideologischen Überzeugungen betrifft“, betont Canao. In absoluten Zahlen ist die Polizei, die in der Region – und in der Welt – am meisten tötet, die von Brasilien: 6.220 Todesfälle im Jahr 2018 gegenüber 998 in den USA. Proportional gesehen geht der Titel jedoch an die Diktatur in Venezuela, die mit 4.998 Opfern im Jahr 2017 eine Sterblichkeitsrate von 15,9 pro 100.000 Einwohner hatte. Diese Rate ist nach Angaben der Überwachungsstelle „Monitor de Fuerza Letal“ viel höher als die 6,18 pro 100.000, die von der Polizei in El Salvador und die 2,3, die von der brasilianischen Polizei im selben Jahr registriert wurden.

Laut dieser Institution, die den Tod von Zivilisten durch die Sicherheitskräfte in der Region Lateinamerika überwacht, ist dies nicht das einzige, was die venezolanische Polizei auszeichnet. Die regimetreuen Strafverfolgungsbehörden führen die Region auch in Bezug auf die Zahl der getöteten Zivilisten pro 1.000 Beamte an und verdreifachen damit fast die „Tödlichkeit“ der Polizei in El Salvador: 28,6 vs. 9.9. Vor allem aber sind sie auch für einen sehr hohen Prozentsatz aller im Land begangenen Morde verantwortlich: 25,8 Prozent, also jeder vierte.

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  1. 1
    Peter Hager

    Aufgrund meiner Beobachtung in Venezuela schätze ich, daß rund 80% aller Kapitalverbrechen im Land von Polizei und Nationalgarde verübt werden. Und das nicht immer in Uniform. Sie gehen so weit, daß sie kleine Unternehmer, Besitzer von Läden und Restaurants, mit dem Tod bedrohen oder gleich umbringen, um deren Geschäfte zu übernehmen. Nicht selten sind es dann deren Söhne oder Cousins, welche den Laden weiterführen.

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