Im nordöstlichen Sertão gelegenen Städtchen Santa Filomena sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Nach Angaben der nationalen Geodaten- und Statistikbehörde „IBGE“ (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística) leben etwa 3.000 Menschen im Zentrum der Stadt im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco, ein Großteil der über 15.000 Einwohner auf dem Land und baut Bohnen- und Maniok an. Es gibt wenig Handel und nichts, was viele Arbeitsplätze schafft. Für die sehr bescheidenen Leute mit niedrigem Einkommen fiel nun buchstäblich „Geld vom Himmel“. Am 19. August ereignete sich ein Meteoritenregen, Forscher und „Meteoritenjäger“ aus Brasilien und anderen Ländern bevölkern die Region. Gemeinsam mit den Bewohnern suchen sie auf dem Land und im Wald nach den Festkörpern kosmischen Ursprungs. Die einzige Pousada in der Stadt ist zu einem „kommerziellen Zentrum“ geworden, in dem größere Meteoriten für mehr als 100.000 Reais gehandelt werden (1 US-Dollar entspricht 5,38 Reais).
Die ersten Wissenschaftler, die in Santa Filomena (719 km von Recife entfernt) eintrafen, waren vier Forscher der Bundesuniversität von Rio de Janeiro (UFRJ) unter der Leitung von Maria Elizabeth Zucolotto, der Kuratorin des Meteoritensektors am Nationalmuseum der UFRJ. Der Schwerpunkt der Gruppe liegt auf der Suche nach den mehr als 4,6 Milliarden Jahre alten Steinen, die vor der Existenz des Planeten Erde entstanden sind. Im Gasthaus befinden sich ausländische „Jäger“ mit besonderen Zielen. Ein US-Amerikaner hat einen 2,8 Kilogramm schweren Brocken gefunden, den er für 18.000 Reais an das Nationalmuseum verkaufen will. Der begehrteste Meteorit wiegt fast 40 Kilogramm. Wegen seines geschätzten Wertes von mindestens 120.000 US-Dollar hat sich derjenige, der ihn gefunden hat, gegenüber der Stadt nicht ausgewiesen und das Objekt der Begierde steht aktuell sogar unter Polizeischutz. Es handelt sich laut einem Forscher des Nationalmuseums um den größten Meteoriten, der jemals in Brasilien vom Himmel gefallen ist. Wenn das Museum kein Geld hat um den Meteoriten zu kaufen, wird der „US-Jäger“ zuschlagen. Dieser hat nach eigenen Worten bereits „zehn Meteoriten“ gekauft. In einem Interview mit lokalen Medien gab der Mann bekannt, dass er in Arizona lebt und „zwei Stunden nach dem Meteoritenregen“ über das Ereignis in den sozialen Netzwerken darüber informiert wurde. Am selben Tag kaufte er Flugtickets und begab sich nach Brasilien. „Ich verkaufe an Museen und andere Sammler, ich sammle gerne“, so der US-Amerikaner.
In Brasilien gibt es keine spezifischen Gesetze, die den Besitz eines Meteoriten bestimmen oder dessen Handel regeln. In Santa Filomena blieben die gefundenen Gesteinsbrocken bei dem, der sie zuerst fand. „In der Praxis folgt Brasilien dem amerikanischen Gesetz: Der Meteorit gehört dem Besitzer des Ortes, an dem er gefallen ist“, erklärt USP-Forscher Gabriel Gonçalves Silva. Auch ohne eine klare Regel ist es möglich, dass „Millionär-Gringos“ Probleme bekommen, wenn sie versuchen Brasilien mit den Meteoriten zu verlassen, ohne die Behörden zu benachrichtigen. Dennoch gibt es im Internet einen offenen internationalen Handel mit Meteoriten. Auf einer amerikanischen Website werden mehrere Meteoriten für bis zu 1,38 Millionen Reais angeboten.
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