Bewaffnete Gruppierungen vertreiben Ranger aus zehn Amazonas-Nationalparks in Kolumbien

wald

Der WWF ist besorgt, dass die Entwicklung zutiefst negative Auswirkungen auf den Schutz des Amazonasgebiets in Kolumbien und die Sicherheit der lokalen Gemeinschaften haben könnte (Foto:WWF)
Datum: 04. September 2020
Uhrzeit: 15:30 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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In Kolumbien haben bewaffnete Gruppierungen den Abzug von Parkrangern aus den Nationalparks erzwungen. Dissidenten der 2017 demobilisierten Guerillabewegung FARC und andere Akteure hatten bereits im Februar damit begonnen, Wildhüter zu bedrohen. Laut WWF ist der Konflikt mittlerweile derart eskaliert, dass nun insgesamt zehn Amazonas-Schutzgebiete ohne staatlichen Schutz dastehen. Zu den betroffenen Gebieten zählt auch das Weltnaturerbe Chiribiquete, der größte Tropenwaldnationalpark der Erde. Insgesamt sind geschützte Flächen von fast neun Millionen Hektar betroffen, was in etwa der Größe Portugals entspricht.

Der WWF ist besorgt, dass die Entwicklung zutiefst negative Auswirkungen auf den Schutz des Amazonasgebiets in Kolumbien und die Sicherheit der lokalen Gemeinschaften haben könnte. „Die Gruppierungen haben sich bislang nicht erklärt, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie es auf die Ressourcen der Schutzgebiete abgesehen haben“, sagt Dr. Julia Gorricho, Kolumbienexpertin beim WWF Deutschland. „Illegaler Holzhandel, Bergbau und Landraub sind attraktive Möglichkeiten für diese kriminellen Organisationen, sich zu finanzieren. Darunter leiden wird nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen vor Ort, insbesondere Indigene.“ Hierzu passe, dass die Entwaldung in Kolumbien in den ersten vier Monaten des Jahres um rund ein Drittel gestiegen ist im Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2019.

Zusammen mit der staatlichen Nationalparkbehörde (Parques Naturales) und anderen lokalen Organisationen arbeitet der WWF an der Umsetzung von friedensbildenden Maßnahmen in der Region. Hier gehe es vor allem darum, die Lebensbedingungen von lokalen Gemeinschaften zu verbessern und sie in den Erhalt der Amazonas-Schutzgebiete einzubinden sowie Instrumente zur Lösung von Landkonflikten zu entwickeln.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Region mit dem Problem des Einfalls von bewaffneten Gruppierungen zu kämpfen hat. Über ein halbes Jahrhundert hinweg war Kolumbien Schauplatz des am längsten andauernden bewaffneten Konflikts in der westlichen Hemisphäre. Die lange Zeit auch in Amazonien wütenden bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen linksgerichteten Aufständischen und der Regierung sowie paramilitärischen Einheiten und Drogenkartellen forderte eine große Anzahl an Opfern. Doch nicht einmal in den schlimmsten Zeiten des Krieges seien so viele Schutzgebieten so hart betroffen gewesen wie heute – und das trotz des Friedensabkommens im Jahr 2016.

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