Die Corona-Pandemie hat unser Leben auf den Kopf gestellt – in Europa wie in Lateinamerika. Wir bleiben zu Hause, reisen weniger und halten Abstand. Doch gleichzeitig müssen wir Kontakte pflegen – und neue Kontakte knüpfen. In der Politik, in der Diplomatie – und auch in der Wirtschaft. Deshalb freue ich mich sehr, dass der Lateinamerika-Tag dieses Jahr trotz des Virus stattfindet – erstmals virtuell. Europa und Lateinamerika stehen im Kampf gegen die Pandemie Seite an Seite. Das Virus hat Lateinamerika und die Karibik hart getroffen: Mit Millionen von Infizierten, über hunderttausend Toten und einem historischen Wirtschaftseinbruch – der soziale Spannungen weiter verschärft. Deutschland hat wegen der Pandemie seine Humanitäre Hilfe für die Region verdoppelt. Auch haben wir vier Expertengruppen entsandt – für Beratung und Austausch vor Ort. Und mehr Hilfe wird folgen.
Meine Damen und Herren, uns verbindet der Kampf gegen das Virus – aber noch mehr verbinden Lateinamerika und Europa gemeinsame Projekte und Interessen: Mit unseren Partnern in der Region treten wir für eine regelbasierte internationale Ordnung ein. In der Allianz für Multilateralismus stellen wir mit Staaten wie Chile, Costa Rica und Mexiko Kooperation gegen das Recht des Stärkeren.
Und wir engagieren uns für Klima- und Umweltschutz. Mit der Dominikanischen Republik haben wir auf der Agenda des UN-Sicherheitsrats das Thema „Klima und Sicherheit“ verankert. Und schließlich verteidigen wir gemeinsam Demokratie, Menschenrechte und Frieden – etwa mit dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut CAPAZ. Diese Kooperation wollen wir weiter ausbauen. Im Auswärtigen Amt haben wir deshalb vergangenes Jahr die Lateinamerika-und-Karibik Initiative gestartet. Nach einer ersten Konferenz mit 29 Staaten aus der Region in Berlin vergangenes Jahr planen wir für das nächste Jahr ein Treffen in Santiago. Und noch während unserer EU-Ratspräsidentschaft wollen wir dieses Jahr eine Konferenz der EU-Außenminister mit den Außenministern Lateinamerikas und der Karibik – in einem mit der Pandemielage vereinbaren Format.
Meine Damen und Herren,
unser politischer Dialog ist also intensiv – aber auch die Wirtschaftskontakte zwischen Deutschland, der EU und Lateinamerika wollen wir weiter stärken. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf grüne Technologien und digitale Transformation. Für das EU-Mercosur-Abkommen brauchen wir konstruktive Lösungen. Die Abholzungen und Brandrodungen im Amazonas-Gebiet haben gravierende Auswirkungen auf den Klimawandel. Deswegen ist es so wichtig, dass in dem Abkommen die Einhaltung des Pariser Klimaübereinkommens explizit geregelt ist. Das Abkommen muss ein Zeichen sein für einen regelbasierten Freihandel, fairen Wettbewerb und eben vor allem auch Nachhaltigkeit. Das würde den Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks nützen.
Auch das aktualisierte EU-Globalabkommen mit Mexiko wollen wir rasch unterzeichnen. Und schließlich suchen wir für den „Green Deal“ der EU-Kommission Anschlusspunkte in Lateinamerika – etwa zu erneuerbaren Energien und zu E-Mobilität. Bei alledem gilt: Die Politik schafft für unsere Wirtschaftsbeziehungen nur den Rahmen – mit Leben füllen diesen engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie verweben unsere beiden Weltregionen in ein enges Netz aus Handel, Investitionen und Austausch. Und für ein solches Netz steht seit mehr als einhundert Jahren der Lateinamerika Verein. Dafür und für Ihren Einsatz meinen herzlichen Dank!
Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche – dieses Jahr eben digitale – Konferenz! Alles Gute!
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