Auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York hat am Dienstag (30.) der Biodiversitätsgipfel stattgefunden. Es war der erste UN-Gipfel dieser Art seit zeanzig Jahren ohne gemeinsame Abschlusserklärung. Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz bei WWF Deutschland kommentiert: „Der Verlust der biologischen Vielfalt ist dramatisch und eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit. Es ist ein gutes Zeichen, dass der UN-Gipfel trotz der Corona-Pandemie stattfindet. Aber statt Maßnahmen verbindlich festzuhalten, werden in New York nur große Reden geschwungen. Gerade mit Blick auf die 2021 stattfindende UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt in China muss sich etwas ändern: Wir brauchen mehr Verbindlichkeit zum Schutz der biologischen Vielfalt.“
Laut Weltnaturschutzunion IUCN sind ein Viertel der Säugetierarten, jede achte Vogelart, mehr als 30 Prozent der Haie und Rochen sowie 40 Prozent der Amphibienarten bedroht. Dazu Heinrich: „Nette Worte nützen diesen Arten nicht. Wir können das Artensterben noch umkehren, aber dazu brauchen wir ein sofortiges Umdenken in Politik und Wirtschaft. Der WWF fordert bis 2030 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen, sowie die Umstellung aller Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit.“
Bereits am Montag haben sich über 70 Staats- und Regierungschef:innen, in einer freiwilligen Erklärung, der „Leaders Pledge for Nature and People“ zu mehr Einsatz gegen den fortschreitenden Biodiversitätsverlust verpflichtet. Darin verpflichteten sich zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dazu unregulierte Fischerei und Wilderei zu stoppen und den Eintrag von Plastikmüll in die Meere zu beenden. Die freiwillige Erklärung wurde auf einem vom WWF organisiertem Event vorgestellt. Der WWF begrüßt die freiwillige Erklärung ausdrücklich, sieht sie aber nicht als gleichwertigen Ersatz für eine offizielle Abschlusserklärung. Heinrich sagt: „Diese Ambitionen sind begrüßenswert. Die engagierten Staaten müssen ihre Ambitionen nun mit zu den Verhandlungen der UN-Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) 2021 bringen.“ Auf der wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschobenen Konferenz wird das neue politische Rahmenwerk für den Schutz von Biodiversität und Natur verabschiedet.
Hintergrund: Biologische Vielfalt im freien Fall
Weltweit schrumpfen die Tier- und Pflanzenbestände. Von Rohstoffen, Wasser, Lebensmitteln, Arzneimitteln und Energie bis hin zu Bestäubung, Bodenbildung sowie Schutz vor Fluten, Stürmen und Erosion – die natürlichen Systeme der Erde sind überlebenswichtig für die Menschheit. Den schlechten Zustand der Biodiversität weltweit unterstreichen in erschreckender Regelmäßigkeit auch Zahlen wie die des Living Planet Report des WWF. Der kürzlich veröffentlichte Report zeigte einen Rückgang der überwachten Wirbeltierbestände um 68 Prozent.
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